Fernsehserien:Typologie der TV-Ärzte

Ist hier ein Arzt? Wir haben gleich mehrere: eine Typologie der TV-Ärzte - vom Fiesling Dr. Meier bis zum weisen Professor Brinkmann.

Von Johanna Bruckner und Felicitas Lachmayr

1 / 7

Der Gott in Weiß

Aus für RTL-Comedyserie 'Doctor's Diary'

Quelle: picture alliance / dpa

So behandelt er: Der Gott in Weiß ist ein ausgemachtes Arschloch. Würde er sich seinem Charakter entsprechend kleiden, müsste er Schwarz tragen. Rabenschwarz. Er ist selbstherrlich, unkollegial und im Umgang mit den Patienten mitleidslos. Wie sagt Dr. Christian Troy (gespielt von Julian McMahon) aus der US-Serie Nip/Tuck? "Lass dich von deinen Defiziten und Fehlern antreiben. Wenn du aufhörst nach Perfektion zu streben, kannst du genauso gut tot sein." Der Mann ist Schönheitschirurg. Der einzige Grund, warum Arbeitgeber und Patienten das mitmachen, ist: Der Gott in Weiß ist leider herausragend in dem, was er tut. Sowas wirkt anziehend. Und lässt Dr. Gretchen Haase aus Doctor's Diary (MItte) über das arrogante Gehabe von Kollege Dr. Marc Meier (jetzt raten Sie mal) hinwegsehen. Gretchen - und die Zuschauerinnen - leiden unter dem Florence-Nightingale-Syndrom: Wenn man ihm nur genug Aufmerksamkeit schenkt, wird er schon herauskommen, der gute Kerl, der da irgendwo unter dem weißen Kittel auf Befreiung wartet. Der Typ ist schließlich A-R-T-Z!

Seine Medizin: maximaler Ehrgeiz. Alles andere als die vollständige Genesung des Patienten empfindet er als Affront gegen seine Person (siehe auch: Dr. House).

Heilungschancen: 100 Prozent. Aber machen Sie am besten schon mal einen Termin beim Therapeuten aus.

2 / 7

Der Arzt, dem die Frauen vertrauen

George Clooney in "Emergency Room"

Quelle: OBS/dpa

So behandelt er: gaaanz einfühlsam. Aber von vorne: "Der Arzt, dem die Frauen vertrauen" - das ist auch der Untertitel einer sehr kitschigen deutschen Serie um den Gynäkologen Dr. Stefan Frank. Hier soll es aber um einen Arzt-Typ gehen, der sich nicht in erster Linie um das körperliche, sondern um das seelische Wohl seiner Patientinnen und Zuschauerinnen kümmert. Er tut das mit unverschämt gutem Aussehen und Charme - im Bild eindrucksvoll dargestellt von keinem Geringeren als George Clooney, der in der US-Erfolgsserie Emergency Room den Dr. Doug Ross spielte. Wobei es die Drehbuchschreiber bei der Rollenausgestaltung dann doch übertrieben: Clooney/Ross ist Kinderarzt. Kinderarzt! Da hatten die Autoren von Grey's Anatomy in Sachen Zu-viel-des-Guten dazugelernt: "McDreamy" alias Derek Shepherd ist Neurochirurg. Also: Hirn statt Herz.

Seine Medizin: der seelenvolle Blick.

Heilungschancen: gering. Wer will schon gesund werden, wenn er solche Ärzte hat?

3 / 7

Der Schiffsarzt

30 Jahre auf Quotenkurs: ´Traumschiff" legt zum Jubiläum ab

Quelle: picture alliance / dpa

So behandelt er: Der Schiffsarzt ist der rettende Anker auf hoher See, der alleinige Herrscher über die Meere an Wehwehchen, die ihm während einer mehrtägigen Kreuzfahrt begegnen - Sonnenstich, Übelkeit, verstauchter Zeh. Was man sich beim Baden am Pool eben so zuzieht. Sein Einsatzgebiet ist beschränkt: acht Stockwerke, wenige Tage, 600 potenzielle Patienten. Seiner fachlichen Kompetenz tut das natürlich keinen Abbruch. In strahlend weißer Uniform und mit perfekt sitzender Föhnwelle ist der Traumschiff-Arzt (rechts, Nick Wilder als Dr. Sander) zur Stelle, wenn es darum geht, die Urlaubsidylle auf dem Luxusdampfer aufrechtzuerhalten. Da hilft er auch mal in detektivischer Manier beim Lösen einer böswilligen Intrige oder behandelt fürsorglich den Liebeskummer einer jungen Mitreisenden. Denn darin liegt seine oberste Priorität: Harmonie und Zufriedenheit an Deck. Wer denkt da schon an Oberschenkelhalsbrüche und chirurgische Klingen?

Seine Medizin: ein strahlendes Lächeln und Sonnenschein.

Heilungschancen: nur unter Palmen.

4 / 7

Die Ärztin aus Leidenschaft

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Quelle: imago stock&people

So behandelt sie: mit einer guten Portion Herzenswärme. Dr. Michaela Quinn (gespielt von Bond-Girl Jane Seymour) ist qua Rollenbeschreibung die "Ärztin aus Leidenschaft", und das mit dem Leiden ist durchaus wörtlich zu nehmen. Sie lädt sich den Schmerz ihrer Patienten auf. Der ist nicht klein, schließlich spielt die Serie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Colorado Springs, am Fuße der Rocky Mountains. Da musste Alkohol nicht nur zum Sterilisieren herhalten, sondern auch zur Betäubung bei der Behandlung von Schusswunden oder Beinamputationen. Außerdem kämpft "Dr. Mike", so Quinns Spitzname, darum, als Ärztin anerkannt zu werden - und natürlich gibt es jede Menge Liebesleid. Die Ärztin liebt Byron Sully (rechts im Bild, gespielt von Joe Lando), der sich für die Rechte der Indianer einsetzt.

Ihre Medizin: Mütterlichkeit. Übrigens auch im Privaten: Dr. Quinn adoptiert im Verlauf der Serie die drei Kinder ihrer besten Freundin, die am Biss einer Klapperschlange stirbt.

Heilungschancen: So lala. Gegen den Stand der Medizin im 19. Jahrhundert ist auch Dr. Quinn machtlos.

5 / 7

Der Landarzt

ZDF-Vorabendserie ´Der Landarzt"

Quelle: picture alliance / dpa

So behandelt er: bedächtig, mit viel Zeit für den einzelnen Patienten. Denn auf dem Land ticken die Uhren bekanntermaßen langsamer. Grelle Blaulichter, kreischende Krankenwagensirenen und Gedrängel am Eingang der Notaufnahme - das gehört in die Stadt. Der Landarzt, lange Jahre verkörpert von Walter Plathe und derzeit gespielt von Wayne Carpendale (im Bild), führt ein behagliches Leben. Seine Praxis liegt idyllisch in einem Fachwerkhaus, im Behandlunsgzimmer geht es meist um Schwangerschaft oder Altersschwäche. Stress und übersteigerte Betriebsamkeit sind ihm fremd. Trotzdem oder gerade deshalb liebt er seine Arbeit, und wirft sich auch mal nachts um drei aus den Federn, wenn es um das Wohl eines lieben Dorfbewohners geht. Die Nähe zum Patienten ergibt sich in dieser geographische Einöde von ganz allein. Was seine medizinischen Fähigkeiten angeht, gilt beim Landarzt: Pragmatismus. Was muss er über die neueste Studie zu refraktär fokalen Epilepsien Bescheid wissen, wenn er dann doch wieder einen Mähdrescher-Unfall im Wartezimmer sitzen hat?

Seine Medizin: Ruhe und Gemütlichkeit.

Heilungschancen: langsam, aber sicher.

6 / 7

Die Assistenzärzte

Grey's Anatomy

Quelle: Frank Ockenfels/© 2005 ABC, INC.

So behandeln sie: mit Idealismus - und der ist manchmal mehr wert als alle Expertise und Erfahrung. Wenn da nur nicht diese vielen Ablenkungen in Gestalt von Jungärzten des jeweils anderen Geschlechts wären. Um diese emotionalen Verwicklungen dreht sich Grey's Anatomy, der Krankenhaus-Serienhit der jüngeren Vergangenheit. Dort lässt sich selbst die zielstrebige Assistenzärztin Christina Yang (Mitte sitzend, gespielt von Sandra Oh) auf eine Liaison mit dem Oberarzt Preston Burke (Dritter von rechts, gespielt von Isaiah Washington) ein. Bei der Comedy-Variante Scrubs gibt es immerhin acht Staffeln voller Liebeswirren, bis J.D. endlich mit Elliot eine Familie gründen darf. Da ist er längst kein Anfänger mehr, sondern Universitätsprofessor.

Ihre Medizin: noch ungebrochener Enthusiasmus.

Heilungschancen: Hängen vom aktuellen Beziehungsstatus des behandelnden Assistenzarztes ab.

7 / 7

Der Professor

Volker Brandt, Klausjürgen Wussow und Sascha Hehn "Schwarzwaldklinik"

Quelle: Imago Stock&People

So behandelt er: Die Aura machts. Autoritär-distinguiert, aber mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen kümmert sich Professor Klaus Brinkmann, Chefarzt der Schwarzwaldklinik, um seine Patienten. Da braucht es eigentlich keine Behandlung mehr - der Kranke wird schon aus Respekt vor dem freundlichen älteren Herrn mit der akkuraten Haartolle gesund. Umso mehr Zeit für Professor Brinkmann (gespielt von Klausjürgen Wussow), sich um die Familie zu kümmern. Seinen Hallodri-Sohnemann beispielsweise (rechts im Bild, gespielt von Sascha Hehn), der mit seinen Sprüngen ins Cabrio regelmäßig einen Klinikaufenthalt riskiert. Und natürlich um Krankenschwester Christa, mit der er seine Familie um eine Ehefrau und später um einen Sohn erweitert. Zwischendurch macht er Chefvisite.

Seine Medizin: Erfahrung und ein ruhiges Händchen.

Heilungschancen: garantiert.

Linktipp: Jüngst feierte die Schwarzwaldklinik 20-jähriges Jubiläum - lesen Sie hier, was von der deutschen Kult-Krankenhausserie geblieben ist.

© SZ.de/jobr/feko
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