Fußgängerzone:Schwarz-Rot will Radfahrer vom Marienplatz verbannen

Fußgängerzone: Radler haben es in der Altstadt künftig schwerer: Der Marienplatz wird komplett gesperrt. Sie sollen dann durch die Sparkassenstraße fahren.

Radler haben es in der Altstadt künftig schwerer: Der Marienplatz wird komplett gesperrt. Sie sollen dann durch die Sparkassenstraße fahren.

(Foto: Catherina Hess)
  • Das schwarz-rote Rathausbündnis will die Fußgängerzone am Marienplatz ausweiten.
  • Busse, Taxen und Fahrräder sollen verbannt werden.
  • Gegen den Vorschlag, über den am Mittwoch im Stadtrat entschieden wird, regt sich Widerstand.

Von Marco Völklein

Viele der Taxifahrer, die am Dienstagvormittag auf dem Marienplatz auf Fahrgäste warten, wissen von dem Plan noch gar nichts. "Wir sollen hier verschwinden?", fragt Kveta Schwarz, die ganz vorne in der Schlange steht. Tatsächlich wollen CSU und SPD nicht nur die Taxis vom Marienplatz verbannen, sondern auch die Busse der MVG , die Rikschas und die Radler.

"Das finde ich nicht gut", sagt Schwarz. "Viele Ältere sind auf diesen Taxistandplatz angewiesen." Und auch bei Edin Fakir kommen die Pläne nicht gut an: "Das ist unser Arbeitsplatz hier", sagt der Rikschafahrer. "Touristen aus aller Welt wissen: Wenn ich in München Rikscha fahren will, dann geh' ich zum Marienplatz."

Doch damit wird bald Schluss sein. CSU und SPD wollen die bestehende Fußgängerzone bis zum Alten Rathaus, bis zur Landschaftsstraße und zur Tiefgaragenzufahrt südlich des Hugendubel ausdehnen. "Faktisch", sagt CSU-Stadtrat Michael Kuffer, "ist das schon jetzt Teil der Fußgängerzone."

Die Busse der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die Taxis und Rikschas sollen Fußgängern Platz machen. Und die Radler sollen großräumig durch den Hofgarten, die Alfons-Goppel-Straße, die Sparkassenstraße und den Viktualienmarkt geführt werden. Um dafür genügend Fläche zu haben, fallen in der Sparkassenstraße einige Kfz-Stellplätze weg. An diesem Mittwoch entscheidet der Stadtrat darüber.

Wer dagegen ist

Doch die Pläne stoßen auf Widerstand. Die MVG, der Fahrgastverband Pro Bahn und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) sind dagegen, dass kein direkter Umstieg mehr von den 52er-Bussen zu U- und S-Bahn möglich sein soll. Mit 6500 Fahrgästen täglich sei die Haltestelle "einer der wichtigsten Umsteigeknoten im Busnetz", erklärt die MVG. Die Taxi- und Rikschafahrer fürchten um ihre lukrativen Standplätze. Und der Umweltschutzverein Green City sowie der Radfahrerverband ADFC stoßen sich an der geplanten Sperrung des Marienplatzes für Radler.

Auch die Grünen halten den Plan für "eine vollkommen absurde Idee", wie Stadtrat Herbert Danner sagt. Um einen Konfliktpunkt zu entschärfen - nämlich den am Marienplatz, wo sich Radler, Fußgänger und motorisierter Verkehr in die Quere kommen -, richte Schwarz-Rot "viele neue Konfliktstellen ein", sagt Danner.

So ist aus seiner Sicht das Hofgrabentor am Odeonsplatz mit knapp fünf Metern Breite zu eng, um den gesamten Nord-Süd-Radverkehr aufzunehmen. Nach Zählungen der Stadt nutzen im Schnitt etwa 8000 Radler täglich die Radlerfurt am Marienplatz. Auf der Route über Viktualienmarkt und Sparkassenstraße strampeln heute etwa 1800 Velofans.

Fußgängerzone: SZ-Grafik

SZ-Grafik

Neue Konfliktpunkte könnten entstehen

Weitere Konfliktpunkte tun sich nach Ansicht der Grünen in der Alfons-Goppel-Straße auf, wo der denkmalgeschützte Pflasterbelag untauglich sei für Radfahrer. Eine "problematische Schwachstelle" sei auch die Querung der Maximilianstraße. Als "Hauptproblem" haben die Grünen, Green City und der VCD aber die "Kustermannfahrbahn" am Viktualienmarkt ausgemacht, wo "massive Fußgängerströme" die künftige Radroute queren würden, wie Danner sagt.

Damit würden die Konflikte am Marienplatz nicht gelöst, sondern allenfalls verlagert - "ein paar hundert Meter weiter nach Osten". Besser sei es, beide Routen für Radler freizugeben. So werde sich das Aufkommen verträglich verteilen, glauben die Grünen und die Verbände.

CSU und SPD zeigen sich indes von der Kritik unbeeindruckt. Sie wollen im Stadtrat am Mittwoch allenfalls Anpassungen vornehmen. So soll der Taxistandplatz in der Dienerstraße nicht wegfallen, und in der Schrammerstraße sollen - anders als von den städtischen Planern vorgesehen - die Kfz-Stellplätze erhalten bleiben. Mit der Ausweitung der Fußgängerzone am Marienplatz könne man "die Konflikte auflösen", die sich aus der "extrem hohen Fußgängerfrequenz" am Marienplatz ergeben, sagt SPD-Fraktionschef Alexander Reissl. Und CSU-Mann Kuffer ergänzt, mit dem Vorschlag setze man "die seit Langem überfällige Reparatur des Marienplatzes" um.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: