"Brucklyn" in Bad Tölz:Krisensitzung nach Eklat um Flüchtlinge in Disco

Musicclub brucklyn

Nachdem Flüchtlingen im "Brucklyn" der Einlass verweigert wurde, schlagen die Wellen hoch. Landratsamt, Polizei und Stadt berieten über den Vorfall.

(Foto: Manfred Neubauer)
  • In der Disco "Brucklyn" in Bad Tölz ist eine Gruppe Asylsuchender des Lokals verwiesen worden.
  • Die Betreiber erklären, das Wohlbefinden im Club hänge mit der Anzahl der Asylbewerber zusammen.
  • Am Nachmittag kamen nun mehrere Vertreter von Stadt, Landkreis und der Wirte zusammen, um über das weitere Vorgehen zu diskutieren.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Vorfall in der Diskothek "Brucklyn", wo ein Türsteher am Leonhardi-Tag einer Gruppe von Flüchtlingen den Einlass verwehrt hatte, schlägt in Bad Tölz hohe Wellen. Am Mittwochnachmittag trafen sich Vertreter von Landratsamt, Polizei, Bürgermeister Josef Janker (CSU), der kommunale Sozialplaner der Stadt, Armin Ebersberger, und Wirtesprecher Peter Frech zu einer Art Krisensitzung.

"Wir versuchen ein Bild zu bekommen und das Thema einzuordnen", sagt Ebersberger. Unverständnis äußert Bürgermeister Janker über die beiden Chefs des "Brucklyn", die einen Hilferuf auf Facebook gepostet hatten und von der Community wissen wollten, was sie machen sollen. Was dabei herauskomme, sei doch zu erwarten, sagt Bürgermeister Janker. "Es ist ein Mist, echt."

Üble Kommentare im Internet

Viele Kommentare in dem sozialen Netzwerk lesen sich denn auch so. "Von unseren Steuergeldern Zigaretten und Disco. . . ja sonst noch was?" In einer einschlägigen Gruppe schreibt eine Verfasserin öffentlich: "Irgendwo müssen die ja mit ihrer Manneskraft hin, im nächsten Sommer müssen sich alle Mädchen gesittet bekleiden." Janker wundert sich nicht über derlei Äußerungen und zeigt sich froh, dass ihm beim Lesen solcher Facebook-Einträge am Mittwoch der Bürocomputer abstürzte. Dabei komme sowieso nichts raus, sagt er.

Für Ebersberger, der in Tölz zweimal den Jugend-Asylgipfel veranstaltete, müssen prinzipiell "für die neu Zugezogenen die gleichen Regeln gelten wie für alle". Dazu müssten die Flüchtlinge aber erst einmal Informationen bekommen, wie die deutsche Gesellschaft funktioniere, welche Werte und Normen gelten und was geschehe, wenn man sich nicht daran halte. Spreche ein junger Asylbewerber in einer Disco ein Mädchen an und bekomme ein Nein zu hören, verstehe er dies oft nicht als Nein, sondern als Verhandlungsangebot, weil er eben aus einer anderen Kultur stamme, so Ebersberger. Da müssten beide Seiten noch viel lernen.

Kollegen verteidigen Club-Chefs

"Wir sind gut darin Menschen unterzubringen und zu versorgen, wir sind noch nicht gut darin, eine echte Integration zustande kommen zu lassen." Die Aufklärung könnten Ebersberger zufolge Asylsozialberater leisten, die ohnehin den ersten Kontakt zu Flüchtlingen haben. "Schräg wäre es, wenn man versucht, die Aufgabe auf Ehrenamtler abzuwälzen."

Peter Frech warnt davor, die beiden Geschäftsführer des "Brucklyn" in die rechtsradikale Ecke zu stellen. "Das ist der falsche Weg", sagte der Wirtesprecher und Chef des Tölzer "Jailhouse", der auch einen Sicherheitsdienst betreibt, der in Asyl-Unterkünften eingesetzt ist. Mit seiner Security hatte er bisher kaum Probleme mit Asylsuchenden, er hielte es aber für "wenig hilfreich, wenn man ihnen mehr Rechte als Einheimischen zugesteht".

FWG Aufstellungsversammlung

Wirtesprecher Peter Frech verteidigt die Disco-Betreiber.

(Foto: Manfred Neubauer)

Ähnlich wie Ebersberger sieht er das Problem bei Begegnungen zwischen Asylbewerbern und einheimischen Frauen in der unterschiedlichen Kultur. Man müsse auch bedenken, dass die meist männlichen Flüchtlinge in Tölz oft monatelang auf der Flucht waren, nun erstmals ein wenig zur Ruhe kommen, eine Frau kennen lernen möchten und "keine Ahnung haben", wie sie das anstellen sollen. "Viele können sich ja noch schwer artikulieren." Hinzu kommt für Frech, dass sie in großen Unterkünften wie der Erstaufnahme in der Turnhalle des Tölzer Gymnasiums abgeschottet sind, anders als in dezentralen Wohnungen, wo sie sich schneller an das normale Leben um sie herum gewöhnen können.

Welche Lösungen das Krisentreffen bringen soll, wusste keiner der Beteiligten am Mittwoch zu sagen. "Es gibt kein Patentrezept", sagt Ebersberger. Für Janker sind in erster Linie die Disco-Betreiber gefragt. Wenn etwas vorfalle, hätten sie das Hausrecht, sagt er. "Wir müssen die Wirte darüber doch nicht aufklären."

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