FC Ingolstadt:"Eine Nasenspitze überm Strich"

Gelsenkirchen Tobias Levels 28 FC Ingolstadt 04 dreht nach seinem Tor zum 0 1 jubelnd ab gefolgt

Ingolstadts Spieler jubeln regelmäßig bei Auswärtsfahrten, hier nach dem Tor von Tobias Levels (r.) gegen Schalke.

(Foto: Eibner/imago)

Der Aufsteiger überrascht selbst etablierte Teams in der Bundesliga. Kann der FCI sich neue Ziele setzen? Was wird aus dem Stadion-Ausbau? Wie gut ist der Nachwuchs? Der Geschäftsführer gibt Antwort.

Von Filippo Cataldo

SZ: Herr Gärtner, der FC Ingolstadt ist als Zehnter in die zweite Länderspielpause der ersten Bundesligasaison gegangen. In der Auswärtstabelle stehen sie sogar auf Platz drei. Mittlerweile maulen die Gegner öffentlich über die unangenehme Spielweise der Schanzer. Ein Zeichen dafür, dass die Mannschaft mittlerweile richtig ernst genommen wird?

Harald Gärtner, Geschäftsführer FC Ingolstadt: Durchaus, wobei mir Attribute wie "leidenschaftlich", "kämpferisch", "mutig" oder "mitreißend" besser gefallen als "unangenehm". Außerdem: Trotz unseres offensiven Pressings mit hohem Anlaufen haben aktuell nur vier Mannschaften der Liga weniger Fouls begangen als wir, und wir kamen auch schon in der letzten Spielzeit ohne Platzverweis durch die Saison. Aus dieser Perspektive sind wir also gar nicht so "unangenehm".

Müssen Sie langsam schon die Saisonziele revidieren?

Wir würden völlig falsch liegen, wenn wir uns neue Ziele setzen würden. Für uns kann nur das Ziel sein, am Ende der Saison mit der Nasenspitze über dem Strich zu stehen, also uns den Klassenerhalt zu sichern. Wer von etwas anderem träumt, muss so schnell wie möglich wieder auf den Boden der Tatsachen ankommen. Das gilt auch für die nächsten Jahre. Wir haben zuletzt das Optimum herausgeholt aus unseren Möglichkeiten. Momentan haben wir eine absolut tolle Ist-Aufnahme, aber für mehr müssen wir infrastrukturell, wirtschaftlich und sportlich weiterwachsen. Das ist eine enorme Herausforderung. Wir haben momentan mit den niedrigsten Etat, spielen im kleinsten Stadion. Das sind die Fakten.

Ein Stadion kann ausgebaut werden.

Diese Option wurde schon bei der Planung des Stadions in Betracht gezogen. Es wäre schlecht, wenn wir unsere Hausaufgaben für die Zukunft nicht machen würden. Momentan denken wir darüber nach, was die richtige Ausbaustufe sein könnte. Präferieren würden wir wohl einen modularen Ausbau, bei dem Tribüne für Tribüne erweitert wird.

Wann könnte das geschehen?

Das hängt davon ab, wie wir aus der Winterpause kommen und uns in der Rückrunde präsentieren. Bei allen Planspielen bleibt der sportliche Erfolg die Basis für weitere Schritte.

Wenn die Mannschaft also im Februar, März noch auf Kurs Klassenerhalt ist...

...dann können wir schon mal ein wenig intensiver darüber nachdenken.

Als Baumeister haben Sie mittlerweile ein wenig Erfahrung. Als Sie vor neun Jahren in Ingolstadt angefangen haben, hatte der Klub weder ein eigenes Stadion noch ein Trainingsgelände und die Mannschaft hat in der Regionalliga gespielt.

Als ich das erste Mal hierhergefahren bin, habe ich wirklich durchschnaufen müssen. Bei meinem ersten Heimspiel waren 375 Zuschauer im MTV-Stadion, die Jugendmannschaften waren über die halbe Stadt verteilt, beim ersten Fantreffen waren mehr Offizielle als Fans, und die Geschäftsstelle befand sich in einer Wohnung. Aber die Aussicht, hier etwas Nachhaltiges zu entwickeln, etwas hinzustellen, das Bestand hat und bei dem die Leute 'wow!' sagen, das hat uns immer angetrieben - und tut es noch.

Hat der FCI als Klub schon die beiden bayerischen Zweitliga-Traditionsklubs 1. FC Nürnberg und TSV 1860 München überholt?

Nein. Der Club und Sechzig haben eine ganz andere Historie als wir. Darauf haben wir im Übrigen immer hingewiesen. Wir können nicht einfach so 20, 30 Jahre aufholen, sondern können nur unseren eigenen Weg gehen und unsere eigene Geschichte schreiben. Wenn wir 15.000 Menschen im Stadion haben, ist das für uns toll und spiegelt unsere erfolgreiche Entwicklung wieder. Bei Sechzig und dem Club wären 15.000 Zuschauer enttäuschend, weil sie schon in ganz anderen Sphären geschwebt haben. Vielleicht sind wir in sportlicher Hinsicht momentan einen Schritt weiter. Aber: die Trainingsplätze, die wir jetzt haben, hatte 1860 beispielsweise schon vor zehn Jahren. Wir haben da aufgeholt und sind mittlerweile konkurrenzfähig, auch im Jugendbereich. Aber wir sind nicht so vermessen, uns mit solchen Vereinen zu vergleichen. Wir gehen unseren eigenen Weg.

Wann spielt der erste in der eigenen Jugend ausgebildete Schanzer in der Bundesliga?

Wir haben jetzt in der U17 und auch in der U19 ein paar Spieler, die den Sprung schaffen können. Aber auch da gilt: Wir mussten die Struktur erstmal schaffen. Als ich angefangen habe, gab es nur einen hauptamtlichen Trainer im ganzen Klub. Jetzt spielt die U19 in der Bundesliga und mit Maximilian Thalhammer haben wir den ersten bei uns ausgebildeten U19-Nationalspieler. Früher war es so, dass viele Jungs von uns irgendwann zu den Löwen, zum Club oder nach Fürth gewechselt sind. Mittlerweile haben wir sehr gute Argumente und können konkurrieren. Jetzt gelingt es uns immer besser, talentierte Nachwuchsspieler an uns zu binden. Sie träumen davon, irgendwann in diesem Stadion für unseren FCI in der Bundesliga spielen zu können.

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