TSV Dachau 1865:Durchhalten

TSV Dachau 1865: Gabriele Siegl leitet als zweite Vorsitzende den TSV Dachau 1865. Ordentlich gewählt wird erst wieder nächstes Jahr.

Gabriele Siegl leitet als zweite Vorsitzende den TSV Dachau 1865. Ordentlich gewählt wird erst wieder nächstes Jahr.

(Foto: Toni Heigl)

Niemand im Verein will von einer Krise reden, das tut nur der OB. Doch viele Probleme sind ungelöst.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Es wird sehr oft Danke gesagt an diesem Freitagabend in der Vereinsgaststätte des TSV 1865. Danke an Mitglieder, an Abteilungsleiter, an den Vorstand, auch an die Stadt Dachau, an die allerdings direkt neue Ansprüche gestellt werden. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) ist auch gekommen. Er spricht darüber, wie im Juni innerhalb weniger Tage "aus einem Jubiläumsjahr ein Krisenjahr" für den TSV geworden sei. Als nämlich eine Woche nach der 150-Jahr-Feier der Vorsitzende Sebastian Stirner zurücktrat, der erst seit Oktober im Amt war. Eine Krise kann außer Hartmann an diesem Abend darin offensichtlich keiner im Verein erkennen.

Unverblümte Forderung

Dafür überrascht Kassenprüfer Manfred Prediger die anwesenden Stadträte und den Oberbürgermeister mit einer unverblümten Forderung: "Es kann nicht sein, dass wir 70 000, 80 000 oder 100 000 Euro für Renovierungen zahlen müssen. Das muss die Stadt übernehmen." Der Verein zahlt bei solchen Maßnahmen 20 Prozent, der Rest sind Zuschüsse von Stadt und Landessportverband. Doch auch diese könne der Verein nicht stemmen. Zuvor hatte Schatzmeister Klaus Bambach dargelegt, dass der TSV das Jahr 2014 mit einem Negativergebnis von 155 518 Euro abschloss: "Wir sind jedoch bei weitem nicht zahlungsunfähig."

Laut Schatzmeister Klaus Bambach ergibt sich das Minus zur Hälfte aus Änderungen im Steuerrecht und erhöhten Versicherungsbeiträgen für die Gebäude. Ein "immer größer werdender Posten" seien die Ausgaben für Reparaturen, Renovierungen und Sanierungen. Etwa für das undichte Dach der Jahn-Halle. Wie allerdings OB Hartmann der Versammlung darlegte, unterstützte die Stadt den Verein allein bis November mit mehr als 300 000 Euro "und einiges steht noch aus." Auch für 2016 hat die Stadt Geld im Haushalt bereit gestellt. Zwar nicht Millionen für die Aussiedlung wie in den vergangenen Jahren. Auf Betreiben der CSU-Fraktion wurde aber einstimmig beschlossen, 300 000 Euro für Planungskosten einzustellen. Zusätzlich sind 300 000 Euro für einen Hybridrasen am ehemaligen SSV-Gelände und einen Rasenplatz am Stammgelände eingestellt. Hierin waren sich allerdings Grüne und CSU einig: Die Aussiedlung geht vor.

Sportanlagen im Rückstand

Laut Gabriele Siegl geht diese ihren Gang. Sie betonte aber auch, dass die Sportanlagen "in großem Rückstand" seien, "weil wir seit 15 Jahren mit der Aussiedlung rechnen". Seit Juni führt sie als zweite Vorsitzende mit Schatzmeister Klaus Bambach die Geschäfte: "Wir werden in Zukunft nicht mehr ohne hauptamtlichen Geschäftsführer auskommen." Sie gibt sich zuversichtlich: "Wir werden das Problem 2016 lösen." Hilfe hat sich der Verein schon in diesem Jahr geholt. Seit August arbeitet sich Lutz Kinder von den Dachauer Aktivsenioren in die Vereinsfragen ein und wird laut Siegl zunächst "die Bedarfszahlen überarbeiten". Ein Anwalt prüfe die Verträge über Grundstücksankäufe und -verkäufe. Es habe einen Termin mit dem OB und der Stadtverwaltung gegeben, sagt Siegl. Es sei also alles auf dem Weg. Neuwahlen soll es turnusgemäß erst 2016 geben, "es sei denn, es findet sich früher eine Lösung".

Ob nun der Vereinsvorstand zu Recht seine tatsächlichen Erfolge feiern, sich einfach nicht unterkriegen lassen oder bestimmte Dinge vielleicht lieber nicht sehen möchte - einen Hieb in Richtung des zurückgetretenen Vorsitzenden Sebastian Stirner kann sich Interims-Vorsitzende Siegl nicht verkneifen. Übungsleiter, Trainer, Mitarbeiter und Vorstand leisteten "hervorragende Arbeit", sagt sie: "Ruhiges und zielgerichtetes Arbeiten bringt größeren Erfolg als unüberlegtes, lautes Agieren."

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