Fotokunstprojekt:Mein Handy, mein Hammer, mein Sushi

Alles, was ich heute angefasst habe: Designerin Paula Zuccotti hat aus den Alltagsgegenständen von 62 Personen einen ungewöhnlichen Fotoband gemacht.

9 Bilder

Paula Zuccotti _ Everything we touch

Quelle: Paula Zuccotti www.paulazuccotti.com/

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War es die Zahnbürste? Der Schlafanzug Ihres Partners, als er sich heute morgen im Bett nochmal umdrehte? Oder doch das Smartphone, das griffbereit auf dem Nachttisch lag? Erinnern Sie sich noch an den ersten Gegenstand, den Sie heute morgen angefasst haben? Und wissen Sie auch noch, welches der zweite, fünfte oder zwölfte Gegenstand war?

Die Dinge, mit denen Vivienne Sato, eine 69-jährige Drag-Queen aus Tokyo, während eines Tages in Berührung kommt, sind berufsbedingt überwiegend plüschig oder mit wilden Mustern versehen.

Sato gehört zu den Protagonisten, die Paula Zuccotti für ihr Fotokunstprojekt ausgewählt hat. Die Designerin bat 62 Menschen, alle Alltagsgegenstände aufzulisten, die sie innerhalb eines Tages angefasst hatten. Daraus entstand das gerade erschienene Buch Everything We Touch: A 24-Hour Inventory of Our Lives.

Paula Zuccotti _ Everything we touch

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Die Objekte ihrer Protagonisten hat Zucotti auf einer weißen Fläche zu einer Komposition arrangiert, um sie in einem einzigen Foto einzufangen.

Etwa 140 Objekte pro Tag berührten die Menschen, mit denen Zucotti bei ihrem Projekt zusammenarbeitete, im Durchschnitt. Bei Multimedia-Künstler Oscar Raby aus Melbourne waren es mehr, weil er mit vielen technischen Kleinteilen arbeitet und an dem Tag offenbar auch noch handwerklich zu Gange war.

Allerdings hat Zuccotti nur bewegliche und persönliche Gegenstände erfasst. Lichtschalter, Türgriffe oder U-Bahn-Waggons blieben außen vor.

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Zucotti hat die Gegenstände chronologisch angeordnet, in der Reihenfolge, wie sie angefasst wurden. Aus ihren Bildern lassen sich - von oben links nach unten rechts - also auch die Tagesabläufe ihrer Protagonisten herauslesen.

Was auffällt: Bei vielen ist das Smartphone tatsächlich eines der ersten, wenn nicht sogar das erste Ding, das berüht wird. So wie bei Nick Foster, 42 und wie Zucotti ebenfalls Designer, aus der Nähe von San Francisco.

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Paula Zuccotti, die in Argentinien geboren ist und in London lebt, arbeitet als Designberaterin und entwickelt im Auftrag von Unternehmen Szenarien für zukünftige Trends.

Für das Projekt Everything We Touch war sie in zwölf Städten auf sechs Kontinenten unterwegs. Die Künstlerin Miranda Skoczek, 38, hat sie in Melbourne getroffen.

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Wichtig war ihr, dass alle Altersgruppen vertreten sind - so ist ihre jüngste Protagonistin ein einen Monat altes Baby aus London. Zu den ältesten Personen, die bei Zuccottis Projekt mitgemacht haben, gehört Liu Jie Fei, ein 72-jähriger Puppenspieler aus Shanghai. Er stellt alle seine Figuren und Instrumente selbst her.

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Den Tänzer Katsumi Sakakura, 51, der an einem Projekt mitwirkt, das traditionelle japanische Martial Arts mit Videokunst verbindet, traf Zuccotti in London.

Was erfahren wir über das Leben von Menschen, wenn wir nur die Dinge sehen, mit denen sie im Zeitraum von 24 Stunden befasst sind. In diesem Fall zum Beispiel, dass sich die Person offenbar gesund ernährt. Neben zwei großen Tellern mit frischem Obst ist ein großer Teller mit Sushi zu sehen.

Paula Zuccotti _ Everything we touch

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Dieses Bild zeigt alle Gegenstände, die Musikerin Claudia Pedraza, 41, aus Madrid an einem ausgewählten Tag berührt hat. Für Designerin Zuccotti ist Eyerything we touch nicht nur ein ästhetisch ungewöhnlicher Blick auf die Gegenwart, sie will ihre Arbeit auch als historisch-anthropologische Studie verstanden wissen.

"Die meisten Dinge, die wir über vergangene Zivilisationen wissen, haben wir über die Objekte erfahren, mit denen die Menschen umgingen. Werkzeuge, Utensilien, Kleidung, Schriften und Kunstgegenstände haben uns gelehrt, wie diese Menschen gearbeitet haben, wie sie aufgewachsen sind, was ihre Essgewohnheiten waren und wie sie miteinander kommuniziert haben", sagt Zuccotti.

Paula Zuccotti _ Everything we touch

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Die Designerin will deshalb eine Art fotografische Zeitkapsel des Jahres 2015 erstellen. In zehn Jahren will sie das Projekt noch einmal wiederholen.

Chacha Yehaiyahan, 32, ist Musikerin aus der chinesischen Stadt Gnizhou. Sie singt, komponiert und arbeitet als DJane. Die meisten Gegenstände, die sie angefasst hat, sind technische Apparaturen. Ohne lange Kabel ist ihr Leben nicht vorstellbar.

Paula Zuccotti _ Everything we touch

Quelle: Paula Zuccotti www.paulazuccotti.com/

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Every Thing We Touch, A 24-Hour Inventory of Our Live ist erschienen im Viking Verlag, 256 Seiten, ISBN: 9780241205907. Weitere Infos hier.

© SZ.de/rus
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