Zweimal schon hatte der Steinschneider den Amsterdamer Schmied Jan de Doot enttäuscht. Man schrieb das Jahr 1651, de Doot quälte ein schmerzhafter Blasenstein. Die Steine waren damals eine Volkskrankheit, Steinschneider gefragte Dienstleister, wenngleich mit geringer Erfolgsrate. Die 60 Prozent der Kunden, die die Entfernung des Steins überlebten, hatten hinterher nicht selten schlimmere Beschwerden als vorher.
De Doot schmiedete sich also ein scharfes Messer, schnitt das Fleisch unterhalb des Rektums auf und zerrte und presste solange, bis er einen hühnereigroßen Stein herausbekam. Er übernahm es auch selbst, ein Loblied auf den Eingriff zu dichten: "Was staunet man im ganzen Land / über diese glückliche Hand ...".
Doch eine wirklich gute Idee war dieser Eingriff nicht. Denn die Wunde, in der er ohne Einblick nach dem Stein angelte, geriet ungewöhnlich groß und entzündete sich heftig. Der Mann musste dann doch einen Wundarzt kommen lassen und litt trotzdem noch lange unter Schmerzen.
Solche und ähnliche Geschichten erzählt der niederländische Chirurg Arnold van de Laar in seinem Buch: "Schnitt!" Dabei gehen Mut und Pioniergeist oft mit dem Allzumenschlichen einher: mit Irrungen, Eitelkeiten und seltsamen Ideen.
Illustration eines zeitgenössischen Mediziners zu de Doots Messer und dem Blasenstein