Die neueste Wendung im VW-Abgasskandal macht fassungslos. Ein Software-Update und ein leicht veränderter Luftpfad sollen genügen, um über acht Millionen Fahrzeuge mit dem EA-189-Motor auf ein legales Emissionsniveau zu bringen. Viel Lärm um fast nichts also? Experten hatten ohnehin gerätselt, warum ein Motor, der den strengen US-Prüfzyklus FTP75 besteht, eine Schummel-Software braucht, um die lasche Euro-5-Norm zu erfüllen. Das hat von Anfang an wenig Sinn ergeben. Umso mehr, weil VW-Dieselmodelle im praxisorientierten ADAC Ecotest nicht negativ auffallen. Im Gegensatz zu den Modellen anderer Marken, die das Limit für Stickoxide (NOx) teilweise um den zehnfachen Wert überschreiten. Die Deutsche Umwelthilfe hat beim Opel Zafira und Renault Espace noch höhere NOx-Werte gemessen. Vorausgegangen waren jeweils geringfügige Änderungen in der vorgeschriebenen Testprozedur. Auf diese Weise konnte die Motorsteuerung nicht erkennen, dass sich der Wagen auf dem Prüfstand befindet. Mit solchen Methoden sind die US-Behörden der VW-Betrugssoftware auf die Schliche gekommen. Doch in Deutschland passiert nach den Hinweisen auf mögliche Schummeleien anderer Hersteller: fast nichts. Dabei kann sich jeder Laie an fünf Fingern abzählen, dass eine bloße Abgasrückführung, ein kleiner, billiger Stickoxid-Katalysator oder ein SCR-System mit auffallend geringem Harnstoff-Verbrauch für die Abgasreinigung großer Diesel-Pkw nicht ausreichen. Erst recht nicht auf Euro-6-Niveau. Beim Bauteilschutz gibt es zudem Gesetzeslücken groß wie Scheunentore. Europa will Vorbild beim Klimaschutz sein. Verbrauchsarme Diesel könnten dazu einen Beitrag leisten. Aber nur, wenn am Ende alle Abgaswerte passen.