Lufthansa:Der Chef greift ein

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Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte sich persönlich in die Verhandlungen eingeklinkt. (Foto: Daniel Roland/AFP)

Nach Verhandlungen mit Lufthansa-Boss Carsten Spohr sagen die Flugbegleiter ihren Streik ab.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Es ist spät geworden am Dienstag für die Lufthansa-Vorstände und die Spitze der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO). Gegen Mittag hatten sie sich im Schulungszentrum der Fluggesellschaft in Seeheim getroffen, um einen Ausweg aus der ständigen Eskalation ihres Tarifkonfliktes zu suchen. Es war gegen Mitternacht, als sie ihn gefunden haben, die letzten Formulierungen standen erst am Mittwoch morgen. Immerhin: Das Unternehmen und die Gewerkschaft der Flugbegleiter konnten sich auf ein Positionspapier einigen.

Kurzfristig das Wichtigste: Der für Donnerstag und Freitag geplante Streik der Flugbegleiter ist abgesagt. UFO hat sich außerdem verpflichtet, bis zum 2. Dezember nicht zu streiken. An diesem Tag soll der von Lufthansa vorgeschlagene Jobgipfel nun doch stattfinden, und zwar möglichst mit allen drei betroffenen Gewerkschaften - neben UFO sind das die Vereinigung Cockpit (Piloten) und Verdi (Bodenpersonal). Auch danach soll es keine Streiks geben, sondern eine weitere Schlichtung.

Das vorläufige Ende der Streiks ist nun vor allem deswegen gekommen, weil sich Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr persönlich in die Verhandlungen eingeklinkt hatte. Er war in Seeheim zusammen mit Personalvorstand Bettina Volkens und Karl-Ulrich Garnadt erschienen, der noch bis Ende Dezember für die sogenannte "Lufthansa Passage", zu der die unter der Marke Lufthansa fliegenden Jets gehören, zuständig ist. Damit war Spohr einer Aufforderung von UFO-Chef Nicoley Baublies nachgekommen, dessen Verhältnis zu Volkens als zerrüttet gilt. In einem von beiden Seiten unterzeichneten Papier heißt es: "Im Rahmen unseres Gespräches ist uns allen deutlich bewusst geworden, dass wir gemeinsam - jeder von uns - Konfliktpartei sind und wir es nur gemeinsam schaffen, (. . .) neue Wege zu gehen. Es ist unser gemeinsames Verständnis, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann." Dass Spohr eine Mitschuld der Lufthansa andeutet, ist bei UFO sehr gut angekommen.

Bei den Zielen liegen die beiden Seiten immer noch weit auseinander

Für eine Entwarnung ist es allerdings noch zu früh. Denn die Eckpunkte definieren nur die Basis für Verhandlungen, bei den Zielen liegen die beiden Seiten noch auseinander. "Unsere Vermutung, dass der Vorstand in den vergangenen Monaten zu deutlich veränderten Planungen gekommen ist, die in Teilen schlicht nicht mehr zu unseren bisherigen Vereinbarungen zu passen scheinen, hat sich bewahrheitet," so UFO-Chef Baublies.

Allerdings erklärt sich Lufthansa nun doch grundsätzlich dazu bereit, mit UFO Tarifverträge über die Arbeitsbedingungen von deutschen Fluggesellschaften abzuschließen, die mehrheitlich in ihrem Besitz sind. Dies zielt vor allem auf den neuen Billigableger Eurowings. In einem zweiten wichtigen Punkt hat Lufthansa ebenfalls nachgegeben. Sie bestreitet nicht mehr, dass "UFO zu nachhaltigen Senkungen der Bruttopersonalkosten in der Kabine bereit ist". UFO hatte bei der Alters- und Übergangsversorgung eine jährliche Kostensenkung von 70 Millionen Euro zugesagt. Ein möglicher neuer Tarifvertrag zu den beiden Themen soll auch für neue Mitarbeiter gelten.

Alle Themen, die unter der sogenannten "Agenda Kabine" und dem "Bündnis für Wachstum und Beschäftigung" zusammengefasst sind, sollen in einer Schlichtung behandelt werden. Dabei geht es unter anderem um weitere Zugeständnisse bei Personalkosten und die Arbeitsplatzsicherung bei Lufthansa und Germanwings. UFO und Lufthansa wollen erreichen, dass auch das Kerngeschäft wieder wachsen kann. Allerdings heißt es in der Vereinbarung auch: "Lufthansa kann keine Zusage auf tatsächliches Wachstum geben." Dafür müsste es auch eine Einigung mit den Piloten geben - die aber ist noch ziemlich fern.

© SZ vom 26.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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