Wellness-Bad "Natura":Tölzer zweifeln an Alpamare-Nachfolger

Wellness-Bad "Natura": Die Planer wollen mit Themen-Saunen überzeugen: So stellen sie sich die Grotte zum Motto Feuer vor.

Die Planer wollen mit Themen-Saunen überzeugen: So stellen sie sich die Grotte zum Motto Feuer vor.

(Foto: Redserve)

Viele Bürger glauben nicht an den Neubau-Plan und die erhofften 120 000 Besucher im Jahr.

Von Sebastian Raviol, Bad Tölz

Das Wellnessbad "Natura Tölz", das die Stadt an der Arzbacher Straße plant, stößt in der Tölzer Bevölkerung auf erhebliche Vorbehalte. Dies wurde beim Dialogforum zum Spa und zu den zwei an der Arzbacher Straße geplanten Hotels am Mittwochabend im Kurhaus deutlich. "Glauben Sie, dass unsere Kinder, wenn sie ohne Sauna groß geworden sind, dann in die Sauna gehen? Die Bayern gehen grundsätzlich nicht in die Sauna", erklärte einer der etwa 80 Zuhörer unter leichtem Gelächter im Saal. Dem widersprach Projektentwickler Thomas Oberhofer von der Firma Redserve vehement. Das sei eine "gänzliche Fehleinschätzung der Marktentwicklung", sagte er.

Die Sauna soll "sexy" werden

Die Kritik aus dem Publikum entzündete sich vor allem aus den kalkulierten Besucherzahlen. Oberhofer rechnet mit etwa 122 000 Gästen im Jahr. Woher die denn kommen sollen, wollte ein Besucher wissen. "Das Einzugsgebiet in Tölz und Umgebung hat ein sehr starkes Potenzial", erwiderte der Redserve-Geschäftsführer. Dies zweifelten gleich mehrere Bürger an. Ihre Argumente: Ihnen sei nicht klar, warum ein Münchner wegen des Spa nach Bad Tölz fahren solle; außerdem seien die prognostizierten Gästezahlen nicht an den Ist-Stand angepasst worden, im Umkreis von 30 bis 50 Kilometern habe sich in puncto Wellness und Sauna inzwischen viel getan. Ein Teilnehmer stellte die Notwendigkeit des Projekts völlig infrage: "Wenn es so wäre, dass die Bevölkerung das hier braucht, dann wäre schon lange ein privater Investor hier und hätte Saunen über Saunen gebaut."

Für Oberhofer kommt es darauf an, eine Anlage mit Charme zuschaffen, "die das bietet, dass der Gast wiederkommt". Außerdem müsse das Produkt "sexy" sein, es brauche ein Alleinstellungsmerkmal. Während ein Bürger lobte, dass die Planungen nun nicht mehr wie zu Beginn ein "Allerwelts-Spa" mit Angeboten für Kinder bis Senioren vorsehe, sondern die Zielgruppe definiert sei, kritisierte eine Besucherin des Forums genau dies: "Wir dürfen die jungen Familien nicht vergessen", forderte sie. Bürgermeister Josef Janker (CSU) stellte jedoch klar: "Das wird keine Einrichtung speziell für Kinder sein."

Der Redserve-Geschäftsführer wies auf einen anderen Aspekt hin. Bad Tölz werde ohne den infrastrukturellen Schub durch Bad und Hotels "stehen bleiben und sich zurückentwickeln". Die Skepsis unter den Zuhörern, ob die Stadt investieren soll, konnte Stadtkämmerer Hermann Forster nicht nachvollziehen: "Wenn wir nichts riskieren, es nicht einmal hinstellen - dann können wir es auch beerdigen." Unterstützung erhielt er durch zwei Inhaber von Tölzer Übernachtungsbetrieben. "Wer pro Tourismus ist, sollte vorbehaltlos für diese Anlage sein", sagte einer von ihnen. "Wenn wir nichts machen, sind wir schnell eine Schlafstadt." Ein Bürger, der sich in der Arbeitsgruppe Spa beteiligt hat, bezeichnete das Wellnessbad und Hotels als "nette Konstellation, wo beide gewinnen können."

Bürger haken wegen der Alpamara-Schließung nach

In der Debatte im Kurhaus kam auch das Ende August geschlossene Alpamare zur Sprache. Ein Anwohner des Spaßbades bedauerte, dass die Gespräche zwischen der Stadt und dem Eigentümer Jod AG über den Einbau eines Wellnessbades auf dem Alpamare-Gelände gescheitert sind. "Vor zwei Jahren war das Alpamare nicht zu", sagte er. Deshalb wolle er erfahren, was dann passiert sei. Denn gegenüber dem verhandelten Konzept sei das von Oberhofer "so unglaublich viel schlechter", meinte er. Forster hielt dagegen, dass alles versucht worden sei, das Alpamare zu erhalten. Die Stadt habe ein Gutachten erstellen lassen und entsprechend geboten. "Die Preisvorstellungen waren aber astronomisch auseinander." Für Bürgermeister Janker liegt das Aus fürs Alpamare einfach daran, dass die Konkurrenz "besser und größer" war. Das Spa werde deshalb auch kein Spaßbad: "Weil uns dann genau das Gleiche passiert wie dem Alpamare."

Auch das Hotel-Projekt des Investors Arcus GmbH stieß auf Misstrauen. Ein Bürger äußerte die Befürchtung, dass die Stadt das neben dem Drei-Sterne-Hotel geplante Fitnessstudio bauen werde. Manuel Geiger von Arcus entgegnete, Investitionen der Stadt in die Hotels seien nicht geplant. Aus dem Freundeskreis Badeteil kam die Frage nach der Architektur der Hotels. "Es wird einen Architekten-Wettbewerb geben", so Janker. "Es darf ruhig städtisch sein. Wir werden uns was trauen."

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