Bayern-Sieg gegen Hertha BSC:Mit Jobsharing zum Herbsttitel

Bayern-Sieg gegen Hertha BSC: Torschützen beim 2:0 gegen Hertha BSC: Bayerns Thomas Müller und Kingsley Coman.

Torschützen beim 2:0 gegen Hertha BSC: Bayerns Thomas Müller und Kingsley Coman.

(Foto: AP)

Aus dem Stadion von Maik Rosner

Später gab es beim FC Bayern zwei weitere Ausfälle zu beklagen, und das schien vor allem für den Unterhaltungswert im Nachgang eines Spiels von ohnehin überschaubarem Unterhaltungswert nicht zuträglich zu sein. Manuel Neuer und vor allem Thomas Müller strebten zügig dem Ausgang der Arena entgegen. Torwart Neuer, weil er durchgefroren war vom 2:0 gegen Hertha BSC sowie von einem PR-Termin im Freien danach. Und weil er ohnehin nicht viel hätte berichten können von seinem äußerst überschaubaren Arbeitseinsatz. Und Müller, weil er sich eine Wunde am Knie zugezogen hatte und zu einem Behandlungstermin eilte.

Müller fiel also aus für weitere heitere Münchner Momente. Immerhin hatte er zuvor für den ersten des Nachmittags gesorgt. In der 34. Minute hatte er den FC Bayern in Führung gebracht, dabei seinen 13. Saisontreffer in der Liga erzielt und seine persönliche Bestmarke eingestellt. Für den zweiten heiteren Moment der Münchner war Kingsley Coman mit dem 2:0 zuständig gewesen (41.). Der dritte, das war eine Überraschung und gewissermaßen Beleg für die Flexibilität von Pep Guardiolas Mannschaft, gelang Philipp Lahm. "Jetzt hat er ja seinen Rekord eingestellt. Ich hoffe, er stellt seine Spielweise jetzt nicht ein", witzelte der Kapitän über Müller.

Sonntag winkt die Herbstmeisterschaft

Auf acht Profis hatte der FC Bayern schon zu Beginn der Partie verzichten müssen im zumindest tabellarischen Topspiel der Bundesliga des Ersten gegen den bisherigen Vierten. Doch den Berlinern nutzten die Münchner Ausfälle, darunter auch jene der leicht angeschlagenen Lückenreißer Arjen Robben und Douglas Costa, nichts. Gegen die Hertha reichte es für die dezimierten Bayern auch so zu einer drückenden Überlegenheit und einem ungefährdeten Routinesieg, wenngleich nur noch Coman für die Eins-gegen-eins-Situationen zur Verfügung gestanden hatte. "Großes Kompliment für diese Mannschaft", lobte Guardiola deshalb. Vielleicht lässt sich diese Eloge in Kürze um einen Glückwunsch für einen weiteren eingestellten Rekord erweitern. Sollte Borussia Dortmund am Sonntag nicht gegen den VfB Stuttgart gewinnen, wären die Münchner bereits nach 14 der 17 Spieltage Herbstmeister, so früh wie bisher nur in der Triple-Saison 2012/13.

Dass sie sich dem inoffiziellen Titel weit angenähert haben, durften sie mit einigem Recht auf ihr flexibles Spiel zurückführen. Lahm nahm das allerdings nüchtern zur Kenntnis. "Dass wir sehr, sehr variabel sind und auch unsere Spieler variabel sind, das wissen wir ja. Also war das jetzt keine Überraschung", sagte er.

Boateng begann im Mittelfeld

Für das Publikum hatte das Spiel allerdings durchaus überraschend begonnen. Nicht wegen der Berliner, die im angekündigten 5-4-1 äußerst defensiv auftraten. Erstaunlicherweise hatte Guardiola aber ebenfalls fünf Verteidiger aufgeboten, von denen Jérôme Boateng im Mittelfeld auflief. Eine ungewohnte Position für ihn, obgleich er als Jugendspieler bei der Hertha als Stürmer begonnen hatte. Später übernahm Javier Martínez Boatengs Aufgabe im Mittelfeld, der rutschte zurück auf seinen gewohnten Arbeitsplatz in der Innenverteidigung. Das flexible Jobsharing fand erst ein Ende, nachdem Holger Badstuber in der Schlussphase eingewechselt wurde und Martínez nach einer weiteren Pendelei noch einmal ins Mittelfeld durfte. Guardiolas typische Wechselspielchen waren auch deshalb erwähnenswert, weil die Spielgeschichte schnell erzählt war.

Schema & Statistik

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Dabei hätte Genki Haraguchi anfangs durchaus für eine weitere Überraschung sorgen können. Eine Flanke von Marvin Plattenhardt nahm er direkt und durchaus gefährlich. Davor und danach spielten aber nahezu ausschließlich die Münchner, was zu Müllers 1:0 führte. Arturo Vidals Eckball lenkte Medhi Benatia mit dem Kopf Richtung Pfosten, wo Müller die Stirn in die Flugbahn hielt und vollendete. Nach weiteren guten Gelegenheiten von Arturo Vidal und Martínez schaufelte Boateng einen Diagonalball an die Strafraumgrenze, von wo aus Martínez gedankenschnell und äußerst ansehnlich volley weiterleitete und der eingelaufene Coman zum 2:0 einschoss. "Er hat eine große Mentalität. Egal, wo er spielt", lobte Guardiola den Vorbereiter.

Die ganz große Spielfreude entwickelte Guardiolas Mannschaft danach nicht mehr, rücksichtsvoll drosselte sie das Tempo überwiegend auf Bummelzugniveau. Den neunten Sieg in Folge gegen die Berliner fuhren die Bayern dennoch ungefährdet ein, trotz zweier Chancen von Haraguchi und Salomon Kalou, Berlins zweiter und dritter Gelegenheit im gesamten Spiel. "Dann müssen wir eher übers Passspiel kommen, das ist ganz gut geglückt", sagte Lahm noch zum dosierten Stil wegen der fehlenden Flügelflitzer. Seine nüchterne Bestandsaufnahme passte zum flexibel erwirtschaften und sachlichen Pflichtsieg.

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