3:3 in Sinsheim:Gefühlte Heimpleite

In einem spektakulären Match verspielt Hoffenheim ein 3:1 gegen Mönchengladbach, das die Erfolgsserie von Trainer André Schubert wahrt. Bei Huub Stevens liegen die Nerven blank.

Von Tobias Schächter, Sinsheim

André Schubert wollte dann doch etwas klarstellen: Er werde nie wieder auf eine Frage antworten, die mit dem Satz beginne: "Die Serie von Trainer André Schubert bei Borussia Mönchengladbach...". Diese Serie von mittlerweile neun Spielen ohne Niederlage und mit sieben Siegen sei nämlich eine gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten bei Borussia Mönchengladbach: den Spielern, den Verantwortlichen, den Fans und dem Trainerteam. So Schubert. Unter Lucien Favre hatte diese Borussia zum Saisonstart fünf Bundesligaspiele hintereinander verloren, dann übernahm der U 23-Trainer Schubert zunächst auf Bewährung und gewann und gewann - und bekam schließlich, nach 53 Tagen, einen Cheftrainervertrag. Und an diesem Samstag verlor diese Borussia auch nicht in Hoffenheim - trotz eines 1:3-Rückstandes erkämpfte sich die Elf noch ein 3:3.

Selbstverständlich war das nicht, unter der Woche hatte die Borussia noch einen emotionalen Höhepunkt erlebt mit dem 4:2-Triumph in der Champions League gegen den FC Sevilla. Und als am Samstag der Hoffenheimer Nadiem Amiri nach einem schlimmen Fehlpass von Lars Stindl kurz nach der Pause das 3:1 für die zum ersten Mal in dieser Saison guten Badener erzielt hatte (47.), schien die Serie der Borussia unter Schubert zu reißen. Doch Josip Drmic (56.) und Fabian Johnson mit seinem zweiten Treffer nach einem großartigen Konter (87.) schafften doch noch den Ausgleich. "Sich nach so einer Woche und dem Rückstand noch einmal so zusammenzureißen, ist bewundernswert", lobte Schubert seine Elf.

Späte Gegentore verfolgten schon Stevens' Vorgänger Gisdol

Für Gladbach bedeutete das Remis einen Erfolg, für Hoffenheim fühlte es sich an wie eine Niederlage. Die TSG bleibt mit nun neun Punkten Tabellenletzter und auch im vierten Spiel unter Trainer Huub Stevens ohne Sieg. "Enttäuscht", sei er, meckerte Stevens und regte sich besonders über jene Szene auf, die zum 3:3 führte: sich so kurz vor Spielende im eigenen Stadion durch einen Konter Punkte klauen zu lassen, ist inzwischen ein Hoffenheimer Klassiker. Schon unter Stevens' Vorgänger Markus Gisdol passierte das dieser Mannschaft oft. Stevens regte sich aber offenbar auch sehr über einen Artikel in der regionalen Presse auf und vergriff sich auf der Pressekonferenz nach dem Spiel im Ton: Als der Autor des Textes eine Frage stellen wollte, unterbrach ihn Stevens barsch, seine anschließende Beschimpfung des Reporters gipfelte in dem herablassenden Satz: "Du bist es halt nicht wert." So endete ein spektakulärer Fußballnachmittag mit einem mittleren Eklat.

Denn eigentlich konnte die TSG zum ersten Mal seit Wochen Positives aus einem Bundesligaspiel ziehen. Stevens hatte die Mannschaft auf vielen Positionen personell verändert und wurde nicht enttäuscht. Der Schweizer Nationalspieler Fabian Schär zum Beispiel zeigte in der Innenverteidigung, dass er in Hoffenheim doch noch eine Zukunft haben könnte. Und auch die beiden Offensivspieler Tarik Elyounoussi und Steven Zuber rechtfertigten ihre Startelf-Aufstellungen mit großem Einsatz. "Das ist der Weg, den wir gehen müssen, wir müssen mit Leidenschaft Fußball spielen", fordert Stevens. Zuber gelang per Kopf sogar der wichtige 1:1-Ausgleich (12. Minute), Borussias Torwart Yann Sommer hatte sich nach einem Eckball von Amiri verschätzt. Zuvor hatte der ehemalige Hoffenheimer Fabian Johnson die Borussia - nach einem Traumpass von Mahmoud Dahoud - bereits nach fünf Minuten in Führung gebracht.

Schema & Statistik

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U-19-Nationalspieler Amiri ist an allen Toren der TSG beteiligt

Das frühe 1:0 aber wirkte eher einschläfernd auf die Borussia, so als laufe es von alleine. "Wir haben in der ersten Halbzeit dann nur noch gespielt und gespielt, sind aber nicht mehr in die Tiefe gekommen", bemängelte Trainer Schubert. Und weil die Mannschaft auch nach hinten zu sorglos agierte, kamen die Hoffenheimer vor der Pause zum 2:1 durch Eugen Polanski (35.). Vorbereitet hatte auch dieses Tor Nadiem Amiri, der U-19-Nationalspieler zeigte sein bisher bestes Spiel in der Profimannschaft und bewies, dass er genau wie der ebenfalls 19 Jahre junge Mahmoud Dahoud im Gladbacher Mittelfeld zu den größten Talenten des Landes gehört. Dahoud wurde nur deshalb früh ausgewechselt (49.), weil er nach einer Verwarnung gelb-rot-gefährdet war.

Am kommenden Wochenende darf er also ebenso gegen den FC Bayern München mitwirken, so wie auch Gladbachs herausragender Kapitän Granit Xhaka. Der vermied seine fünfte gelbe Karte und erklärte: "Wir haben Respekt vor den Bayern, aber keine Angst." Die Gladbacher Serie mit Schubert soll auch gegen den FC Bayern nicht reißen. Die Hoffenheimer indes hätten nichts dagegen, in Ingolstadt endlich auch einmal mit Huub Stevens zu gewinnen.

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