Manchester Uniteds 1:1 in Leicester:Schweinsteiger trifft, der Rekordmann auch

Leicesters Jamie Vardy gelingt auch im elften Premier-League-Spiel hintereinander ein Tor, er knackt Ruud van Nistelrooys Bestmarke. Schweinsteiger erzielt das 1:1.

Von Sven Haist, Leicester

Kurz schien es, als ob Jamie Vardy über dem Rasen schwebte. Dann aber, die Füße eindeutig auf dem Boden, nahm der Stürmer von Leicester City im Stil eines Skispringers Anlauf und sprang rechtzeitig vor seinem Teamkollegen Christian Fuchs in die Luft. Der Bewegungsablauf kratzte an der Perfektion. Fuchs beendete die Choreographie, indem er den Himmelsstürmer auffing und ihn als Trophäe in die Luft stemmte.

Durch sein Tor zum 1:0 gegen Manchester United hat Jamie Vardy, 28, nun in den vergangenen elf Premier-League-Spielen jeweils mindestens ein Mal getroffen und damit die zwölf Jahre währende Bestmarke von Ruud van Nistelrooy übertrumpft. Damals spielte der Angreifer noch für Stocksbridge Park Steels in der Jugend und verdiente sein Geld in einer Karbonfaserfabrik. "Der Rekord war nie in meinem Kopf. Sonst hätte das Auswirkungen auf meine Leistung und die des Teams gehabt", sagte Vardy, der noch vor drei Jahren in den Untiefen der britischen Amateurligen vor sich hin spielte.

Vardys Sternstunde blieb der Höhepunkt des Spiels zwischen dem Tabellenzweiten Leicester City und dem Dritten Manchester United. Keinem der beiden Vereine gelang es durch das 1:1 - Uniteds Treffer gelang Bastian Schweinsteiger - die Tabellenführung zu übernehmen, nachdem Manchester City am Nachmittag mit einem 3:1 gegen den FC Southampton vorbeigezogen war. "Ich bin sehr enttäuscht", sagte ManUniteds Trainer Louis van Gaal. "Wenn du am Ende den Titel gewinnen willst, musst du diese Spiele gewinnen."

Van Nistelrooy gratulierte prompt

Bei Leicester dagegen konnten sie sich über Vardy freuen. Kurz nach seinem Treffer in der 24. Minute prasselten schon die Huldigungen der Sportbranche über ihn ein. Der alte Rekordhalter van Nistelrooy schrieb an den neuen: "Gut gemacht, Vardy. Du bist die Nummer eins und du verdienst das." Und vom ehemaligen United-Kapitän Rio Ferdinand war zu vernehmen: "Was für eine Geschichte...immer dran glauben, Kinder...es ist niemals zu spät."

Das 14. Saisontor von Vardy spiegelte den Fußball seines Arbeitgebers wider: schnell, schnörkellos, erfolgreich. Lediglich drei Spieler von Leicester waren an dem Treffer beteiligt. Torhüter Kasper Schmeichel leitete einen Eckball Uniteds auf die rechte Seite zu Fuchs, der mit einem raumöffnenden Pass Vardy bediente. Ballannahme mit links, Torabschluss mit rechts - die Heldensaga dauerte zehn Sekunden. Als Vardy wieder Boden unter den Füßen hatte, warf er seinem aus Rom stammenden Trainer Claudio Ranieri eine Kusshand zu. Schauplatz war am Samstagabend aber nicht das Kolosseum, sondern die 300.000-Einwohner Stadt Leicester in den East Midlands.

Van Gaals United fehlen Spieler wie Ribéry und Robben

Da schneite es am Samstag ziemlich, was Schweinsteiger dazu animierte wie früher im Münchner Winter mit Handschuhen auf den Rasen zu schreiten. Nachdem seine Mannschaft in Rückstand geraten war, zog er sie aus - und später wieder an. Als der Kapitän der deutschen Nationalmannschafft sie wieder anhatte, köpfelte er einen Eckball zum Ausgleich ins Netz (45.), es war sein erster Treffer in der Premier League. Seine zweite Kopfballchance vereitelte Schmeichel. "Wir müssen bei Leicester gewinnen", sagte Schweinsteiger hinterher. Warum? "Weil wir Manchester United sind."

Mit dem elektrisierenden und wuchtigen Auftreten, mit dem sich Leicester von Rang 20 in der Vorsaison an die Tabellenspitze der Premier League gedribbelt hatte, konnten die Spieler von Manchester United an diesem Abend aber nur wenig anfangen. Die Red Devils hielten sich an die Vorgabe ihres Trainers Louis van Gaal, was mittlerweile dazu führt, dass sie nach Standardsituationen am gefährlichsten sind. Beim FC Bayern brachen Arjen Robben und Franck Ribéry einst die starre Anordnung van Gaals regelmäßig auf. Spieler, wie sie United derzeit nicht hat. Zumindest hagelte es kein 3:5 mehr wie im Vorjahr, weshalb van Gaal scherzhaft anmerkte: "Wir waren besser als in der Vorsaison." Den fabelhaften Aufstieg der Entfesselungskünstler, wie Leicester auf der Insel genannt wird, konnten die Gäste aber auch nicht stoppen.

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