Jahreshauptversammlung des FC Bayern:Warme Worte für alle außer Pep

FC Bayern Muenchen - Annual General Assembly

Karl-Heinz Rummenigge übte in seiner Rede Kritik an der TV-Vermarktung der Bundesliga.

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)
  • Eine Veranstaltung, die mitunter ins Weltfremde abdriftet: Auf der Mitgliederversammlung des FC Bayern stehen vor allem abwesende Helden im Mittelpunkt
  • Nur Trainer Pep Guardiola wird nicht erwähnt - ein Hinweis auf die stockenden Vertragsgespräche?

Von Jonas Beckenkamp

Um exakt 22.39 Uhr war die Bayern-Familie wieder ganz bei sich. Unter Tagesordnungspunkt sieben ("Verschiedenes") sind auf der Mitgliederversammlung des FC Bayern auch Wortmeldungen vorgesehen - in diesem Moment kann im Grunde jeder seinen Senf zum aktuellen Geschehen geben. Und das tat traditionsgemäß Hansi Gehrlein von den 13 Höslwangern: "Liebe Mitglieder, lieber Vorstand! I stell' jetzad an Antrag auf Freibier!" An diesem Abend voller Zufriedenheit und Selbstlob wurde reichlich geklatscht, aber den lautesten Applaus gab es von den 2500 Besuchern für diesen Vorstoß in Sachen Abendgestaltung.

Präsident Karl Hopfner, der zuvor mal dröge, mal launig durch den Abend geführt hatte, gab dem Ansinnen statt - und er legte sogar noch Würstel für alle oben drauf. Es war das Ende eines zünftigen Abends, einer Zelebration der Folklore und des Bayerntums. Der FC Bayern hatte wieder einmal seinen Zusammenhalt beschworen, gleich mehrfach wurde das "Mia san mia" explizit genannt - in seinem Innernsten ist dieser Fußballverein weiterhin eine Art Rückzugsplanet in unruhigen Zeiten.

Keine Gegenstimmen, nur eine Enthaltung

Der Nucleus der Bayern-Familie ist unantastbar, diesen Eindruck musste man zwangsläufig bekommen bei dieser stellenweise ins Weltfremde abdriftenden Veranstaltung. Natürlich wurde auch abgestimmt, etwa über die "Entlastung des Präsidiums". Da schnellten die Wahlkärtchen der Mitglieder in die Höhe. Gegenstimmen gab es keine. Nur eine (!) Enthaltung, die von einem Besucher auf den Rängen mit einem "Hör' doch auf, hey" kommentiert wurde. Demokratie kann so einfach sein, wenn alle dasselbe wollen. Wer so eng verbunden ist, den wundert es auch nicht, dass entscheidende Protagonisten des Klubs überhaupt nicht anwesend waren (die Mannschaft etwa fehlte genauso wie Trainer Pep Guardiola).

Macht ja nichts, dann lässt man die Absenten eben in feurigen Reden hochleben. Franz Beckenbauer zum Beispiel, den Hopfner wegen der DFB-Affäre als "Vorverurteilten" darstellte. "Unabhängig von den Ergebnissen in diesem Fall, haben wir dem Mensch Franz Beckenbauer verdammt viel zu verdanken", sagte der aktuelle Präsident über den ehemaligen. "Ohne die WM 2006 in Deutschland hätten wir nicht die Arena in Fröttmaning bekommen. Er ist zurecht unser Ehrenpräsident und wird es auch bleiben." Noch erstaunlicher formulierte es ein Lederhosenträger bei den Wortmeldungen: "A bissl Bestechung is' doch immer dabei." So denken einige wirklich in dieser Geschichte.

Ein Dankeschön an Uli Hoeneß

In der Bayern-Welt gibt es keine Verstoßenen, auch nicht Uli Hoeneß, dessen Verdienste um die Bayern-Jugend Karl-Heinz Rummenigge hervorhob. "Ich darf an dieser Stelle auch Uli Hoeneß erwähnen," erklärte der Vorstandsboss, der seinem inhaftierten Freund weiter zur Seite steht. "Er hat zwar 20 Kilo abgenommen, aber seine schwere Zeit kann man ihm im Gesicht ansehen. Er hat frischen Wind in den Nachwuchsbereich gebracht. Lieber Uli, auch wenn du heute nicht hier bist: Vielen Dank für dein Engagement!" das klang durchaus so, als könne Hoeneß im Fall einer erfolgreichen Haftverkürzung im März wieder höhere Ämter im Verein bekleiden.

Und wo Rummenigge schon dabei war, richtete er auch noch ein paar warme Worte an Bastian Schweinsteiger, den "Mister FC Bayern", der im Sommer nach 17 Jahren Richtung Manchester gewechselt war. "Es war sein Wunsch, zum Karriereende noch einmal das lukrative Angebot aus England anzunehmen. Bastian ist als großer Freund gegangen. Er wird sein Abschiedsspiel hier in München bestreiten und immer mit uns verbunden bleiben", sagte Rummenigge. Einen kleinen Seitenhieb gab's dennoch: "Er hat vielleicht nicht in allem das bessere Los gezogen. Wir kennen ja alle unseren Louis (United-Coach van Gaal, d. Red.), wir kennen das Wetter in England." Da lachte das Auditorium vergnügt.

40 Minuten Redezeit, keine Erwähnung von Guardiola

In insgesamt 40 Minuten Redezeit brachte Rummenigge den sportlichen Wert der aktuellen Mannschaft auf den Punkt: Er glaube, dass die Qualität des Kaders derzeit so hoch sei wie nie zuvor - die Zukunft sehe rosig aus, auch wenn es wieder mehr Lahms, Alabas oder Müllers aus den eigenen Reihen geben müsse. Gleichzeitig gelang es dem Bayernboss, in dieser Zeit nicht ein Mal den Namen Guardiola zu erwähnen. Das überraschte dann doch. Auch seine Kollegen Hopfner oder Finanzberichterstatter Jan-Christian Dreesen ließen den Trainer unerwähnt. Das war bei vorherigen Versammlungen anders gewesen. Die Bayern und ihr Pep - bröckelt da was?

Vertraglich ist der Katalane noch bis Juni 2016 an den Rekordmeister geknüpft, über die Zeit danach soll es vor Weihnachten endlich Gespräche geben. Nimmt man die Stimmungslage an diesem Abend als Maßstab, ließe sich bilanzieren: Die Vereinsbosse wollten das Thema Guardiola entweder bewusst ruhen lassen - oder sie sind verstimmt, weil sie der begehrte Trainer schon seit Monaten hinhält wie einen Liebesbuhler, der beim Fensterln immer zu kurz kommt.

So blieb es einem weiteren Wortmelder in der Krachledernen vorbehalten, den Namen Pep Guardiola als Einziger laut auszusprechen. "Mia woll'n, dass der Pep bleibt, was denkts' ihr", rief der Mann Richtung Präsidium. Auch da johlte die Menge - aber nicht so laut wie kurz danach bei der Ankündigung zum Freibier.

FC Bayern Muenchen - Annual General Assembly

Votiert für Freibier und Pep Guardiola: Alois Podolski.

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)
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