Lufthansa:Ruhe am Boden

Streik bei der Lufthansa

Die gut 30000 Mitarbeiter des Bodenpersonals erhalten mehr Geld.

(Foto: Jacqueline Faller/dpa)

Lufthansa hat sich mit Verdi geeinigt. Die komplizierten Verhandlungen stehen der Airline aber noch bevor.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Kurz vor dem für den kommenden Mittwoch angesetzten Jobgipfel hat es bei Lufthansa nun erstmals halbwegs gute Nachrichten gegeben. Das Unternehmen einigte sich mit der Gewerkschaft Verdi auf einen neuen Tarifvertrag für die konzernweit gut 30 000 Mitarbeiter des Bodenpersonals. Diese dürfen sich nun über eine Einmalzahlung von jeweils 2250 Euro für 2015 sowie Anfang 2016 und 2017 über Gehaltssteigerung von je 2,2 Prozent freuen. Allein die Einmalzahlung kostet Lufthansa etwa 60 Millionen Euro.

Eine Kostensenkung bei den Gehältern sieht anders aus. Aber darum ging es dem Unternehmen nicht. Das Paket sieht wesentliche Änderungen bei der Altersversorgung vor. Die Einigung beendet das bisherige System einer garantierten Höhe der Pensionen für alle neuen Mitarbeiter zum 1. Januar 2016. Für diese garantiert Lufthansa nur noch die Beitragshöhe, nämlich 5,2 Prozent des Gehalts. Wer heute schon im Unternehmen arbeitet oder bis 31. Dezember eingestellt wird, soll ein Mischmodell nutzen und kann das alte Versorgungsniveau per Eigenbetrag (ein Prozent des Gehaltes) aufrechterhalten.

Die Versorgung ist der Knackpunkt in der Auseinandersetzung mit Piloten und Flugbegleitern. Lufthansa mag darauf hoffen, dass die Einigung mit der Gewerkschaft Verdi Signalwirkung für die anderen Berufsgruppen hat. Doch bei Piloten und Flugbegleitern ist die Sache komplizierter. Es geht nicht nur um die Betriebsrenten, sondern auch um die Übergangsversorgung, die es Mitarbeitern beider Gruppen ermöglichen soll, mit 55 Jahren in den Ruhestand zu gehen. Die Fälle der Piloten und der Flugbegleiter sind nicht wirklich vergleichbar: Die Piloten haben höhere Gehälter, Pensionen und eine höhere Übergangsversorgung als die Kabinenmitarbeiter und kaum einer scheidet vorzeitig aus. Flugbegleiter verdienen nur ein Bruchteil ihrer Kollegen aus dem Cockpit, etwa 80 Prozent arbeiten in Teilzeit und sehr viele machen den Job nur ein paar Jahre. Die Übergangsversorgung ist also nur für die Flugbegleiter relevant, die ihr ganzes Berufsleben lang fliegen wollen.

Hinzu kommt, dass es sowohl die Vereinigung Cockpit (VC) als auch die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) bislang strikt ablehnen, das bisherige Versorgungssystem auslaufen zu lassen und für neue Mitarbeiter ein modifiziertes, günstigeres einzuführen. Bei den Flugbegleitern dürfte es, wenn es irgendwann eine Einigung gibt, wohl eher auf ein einheitliches, aber verändertes Modell hinauslaufen. Und wie sich die Piloten positionieren, ist noch völlig offen. Verhandlungen mit dem Unternehmen laufen seit Monaten, richtig vorangekommen ist man aber noch nicht. Außerdem geht die VC rechtlich gegen das im September vom Landesarbeitsgericht Hessen ausgesprochene Streikverbot vor und hat taktisch kein Interesse an einer schnellen Einigung.

Lufthansa hat so erreicht, vor dem Jobgipfel einen offenen Tarifkonflikt beizulegen. Mit Verdi ist bis Ende 2017 alles geklärt. Den Streit mit der UFO soll der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) schlichten.

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