Leverkusen:Riethers Eigentor

Bayer Leverkusen - FC Schalke 04

Schalker Huckepack: Klaas-Jan Huntelaar (oben) beglückwünscht den Kameraden Choupo-Moting zum Führungstor in Leverkusen.

(Foto: Guido Kirchner/dpa)

Der Schalke-Trainer behauptete vorher: Leverkusen hat Druck! Und der Leverkusen-Trainer fand: Schalke hat Druck! Heraus kam dann ein 1:1. Ein spätes Eigentor von Sascha Riether kostete Schalke den Sieg.

Von Philipp Selldorf, Leverkusen

Keiner jubelte, als Marco Fritz das Spiel beendete. In der Leverkusener Kurve beschimpften sie ohne rechte Überzeugung den Schiedsrichter, in der Schalker Kurve nahmen sie den Spielschluss still zur Kenntnis. Die beteiligten Spieler ließen vorwiegend die Köpfe hängen. Dieses 1:1 zwischen Bayer Leverkusen und Schalke 04 gab beiden Seiten Anlass, den entgangenen Sieg zu betrauern. Bayer hatte es versäumt, seine Chancen zu nutzen; Schalke war es nicht gelungen, die Führung ins Ziel zu retten. "Zwei Punkte verloren, einen gewonnen", bilanzierte Christoph Kramer weise - er hatte damit für beide Teams gesprochen. "Das größte Problem, das wir diese Saison haben, ist einfach, dass wir für unseren großen Aufwand zu wenig Tore machen", sagte Roger Schmidt, der Coach. André Breitenreiter dagegen schützte Zufriedenheit vor: "Wir haben bei einem großen Verein einen Punkt mitgenommen", resümierte er.

Dem Spiel war ein starker Dissens der Trainer vorausgegangen. Der Druck liegt auf Leverkusen, hatte André Breitenreiter behauptet - der Druck liegt auf Schalke, dementierte Roger Schmidt. Der Start ins Spiel legte die Vermutung nahe, dass beide recht hatten. Mühselig suchten die Hausherren ihren Weg in die Partie, angestrengt kämpften sich die Gäste voran. Dennoch schien zunächst Schalke etwas entschlossener zu sein, die arg lang währende Durststrecke in der Liga zu beenden. Vor allem dank Max Meyers Spielfreude und Mut zur Initiative waren sie öfter als Bayer im Angriff zu sehen, Torgefahr entstand dabei aber allenfalls in der Fantasie des Betrachters. Ein hübsches Solo von Meyer erfreute das Auge, forderte Bernd Leno im Bayer-Tor aber nicht heraus (12.). Klaas-Jan Huntelaar war auch in dieser, tendenziell besseren Phase zu bedauern - als Mittelstürmer blieb er unterversorgt. Zwar stand ihm diesmal Choupo-Moting statt di Santo zur Seite, eine produktive Zusammenarbeit ergab sich daraus aber auch nicht. Dazu machte ihm Leverkusens starker Tah das Leben schwer.

Lange Zeit sorgte nur Bellarabi für Verwirrung in der Schalker Abwehr

Allmählich drehte sich der Wind und Bayer wurde besser. Ob das an einer Leistungssteigerung lag oder an wie auf Kommando nachlassenden Schalkern, ließ sich erst mal nicht enträtseln. Ein fließendes Kombinationsspiel zog Bayer auch jetzt nicht auf, aber die gelungenen Einzelaktionen häuften sich. Karim Bellarabis Alleingang hätte beinahe das 1:0 gebracht - doch die Schalker hatten gleich zweimal Glück: dass der Ball nur an die Unterkante der Latte sprang, und dass Javier "Chicharito" Hernandez um eine Fußbreite den Abpraller verpasste (32.). Kurz vor der Pause waren die inzwischen dominierenden Leverkusener wieder nah dran: Chicharito und Bellarabi verpassten haarscharf. Schalke sehnte die Pause so dringend herbei wie einst in Waterloo der Herzog von Wellington die Nacht.

Tatsächlich kehrte Schalke erfrischt zurück und ging zügig in Führung. Dieses eine Mal hatte sich Huntelaar gegen seinen Schatten Tah behaupten können, seine Vorlage nahm Goretzka auf, und dessen steiles Zuspiel verwertete Choupo-Moting (50.). Plötzlich war es ein anderes und ein besseres Spiel: Leverkusen drängte nun zwar energisch, inzwischen auch mit dem bis dahin wie üblich verschmähten Stefan Kießling, aber Schalke wehrte sich nun deutlich effektiver, nutzte die Freiheiten zum Kontern und war dadurch dem zweiten Tor näher als Bayer dem Ausgleich. Doch Huntelaar wartete vergeblich auf den finalen Ball, was auch daran lag, dass der junge Neu-Nationalspieler Leroy Sané als Schaltstation für den schnellen Gegenstoß nur selten in Aktion treten konnte. Auf ihn achtete Bayer besonders.

Je näher das Ende kam, desto ungefährlicher wurde der vorwiegend ziellose Sturmlauf der Leverkusener. Schließlich war es der geschmeidige Chicharito, der sich in den Strafraum schmuggelte und den Ausgleich erzwang - bezeichnenderweise war es kein Bayer-Stürmer, sondern Schalkes Verteidiger Riether, der unverschuldet den Ball ins Tor beförderte (86.). Choupo-Moting konnte darüber ein paar Minuten später wieder lachen: "Sascha ist ein Veteran - den haut so was nicht um", meinte er.

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