Schalke 04:Choupo-Moting beschert Schalke leichte Momente

Jahresrückblick 2015 - Sport - Die Bilder des Jahres

Eric Maxim Choupo-Moting und seine Kollegen wollen in der Liga weiter nach vorne. Sind sie dafür gut genug?

(Foto: dpa)
  • Beim FC Schalke freuen sie sich, dass Eric-Maxim Choupo-Moting endlich das Mannschaftsspiel für sich entdeckt.
  • Der Angreifer verleiht dem Team mehr Leichtigkeit.
  • Die Verantwortlichen des Vereins wollen die Mannschaft trotzdem verstärken.

Von Philipp Selldorf

Mit seiner filigranen Ballkunst hat Eric-Maxim Choupo-Moting in diesem Jahr schon viele Menschen zur Verzweiflung getrieben. Mehrheitlich waren es allerdings die Mitspieler und die Fans seines Vereins, die an seinen verspielten Auftritten gelitten haben, und auch am Sonntag in Leverkusen gab es während der ersten Hälfte wieder diesen Moment, in dem der Schalker Angreifer das berüchtigte Choupo-Moting-Prinzip zelebrierte: Am ersten Gegenspieler vorbeiziehen, am zweiten Gegenspieler vorbeiziehen, Abspiel verpassen, am dritten Gegenspieler scheitern.

Niemand brauchte in diesem Augenblick einen Gedankenleser, um zu verstehen, was sein vergeblich aufs Zuspiel wartender Sturmpartner Klaas-Jan Huntelaar empfand. "Ich lebe von meinen Dribblings, den Eins-gegen-eins-Situationen", insistierte Choupo-Moting später.

Diesmal mochte ihm jedoch niemand böse sein. Der 26-Jährige hatte sich beim 1:1 zwischen Bayer 04 und Schalke 04 als Torschütze, als Angreifer mit großem Radius und auch als immer fleißige Aushilfe in der Abwehrabteilung verdient gemacht, in einer von Verbissenheit geprägten Spitzenpartie sorgte er in der zweiten Hälfte für die leichteren Momente.

"Er kommt gerade aus einer schwierigen Phase positiv heraus", befand Kapitän Benedikt Höwedes, freundschaftlich verschweigend, dass die schwierige Phase ungefähr seit Januar andauert, weshalb Choupo-Moting zuletzt nur zur erweiterten Stammbesetzung zählte. Die solide Formschwäche des Sturmkollegen Franco Di Santo brachte ihn jetzt wieder in die Startelf, vorerst zumindest. "Ich war ganz gut im Spiel, aber ich weiß das einzuschätzen", stellte Choupo-Moting gelassen fest. Er weiß die wetterwendischen Stimmungen in Schalke einzuordnen.

Der Punktgewinn beim mutmaßlichen Konkurrenten um die Europacup-Plätze wurde trotz des späten Ausgleichstreffers durch Sascha Riether (86.) allgemein goutiert ("ein 1:1, mit dem wir gut leben können", bilanzierte Trainer André Breitenreiter), und er kam gerade recht, um den Vereinsverantwortlichen dringende strategische Entscheidungen zu erleichtern. Schalkes Aufsichtsrat durfte am Montag in relativ friedlicher Atmosphäre zur turnusmäßigen Sitzung zusammentreffen.

Das hat seine Bedeutung, da es aus 111 Jahren Vereinshistorie wissenschaftlich erwiesen ist, dass die Schalker Funktionäre alles andere als immun sind gegen die emotionalen Unruhen im Umfeld. So hatten die Aufsichtsräte im Sommer unter dem Einfluss der panischen Zustände zum Saisonende beschlossen, alle laufenden Vertragsgespräche zu stornieren, um Zeit für die Besinnung auf einen Neubeginn zu schaffen.

Was wird aus Matip?

Mit dem Ergebnis, dass Verteidiger Joel Matip ohne ein forciertes Angebot in sein letztes Vertragsjahr ging und nun als ablösefreier Spitzenspieler unter den schönsten Offerten aus dem In- und Ausland wählen kann, während Schalke nicht mal Schmerzensgeld für seinen Verlust erwarten darf. Verhandlungen mit dem Klub, dem er seit Kindertagen angehört, weist er derzeit zurück. Auch in Leverkusen gehörte Matip wieder zu den Besten.

Der Manager muss jetzt handeln

Üblicherweise würde nun der Aufsichtsrat den Manager beauftragen, den Spieler mit einem obszönen Angebot doch noch zum Bleiben zu gewinnen, aber da stellt sich in Gelsenkirchen die grundsätzliche Frage: Welcher Manager? In Leverkusen nahm wie üblich Horst Heldt Stellung zur Lage, doch es häufen sich die Anzeichen, dass er seinen Pflichten nur noch in stellvertretender Funktion nachgeht.

Auch wenn Christian Heidel nach wie vor ein öffentliches Bekenntnis verweigert, wird sowohl beim FSV Mainz als auch in Schalke damit gerechnet, dass er spätestens im Sommer die Arbeit in Gelsenkirchen aufnimmt. Bis dahin fungiert Heldt quasi als Platzhalter, eine Regelung, die spürbar an Grenzen stößt: Einerseits ist er mittendrin, andererseits nur mehr am Rande dabei. Dem Trainer ist er lediglich noch in Zweckgemeinschaft verbunden. Unter anderem musste der Aufsichtsrat nun auch das Budget skizzieren, mit dem Heldt die Wintereinkäufe betreiben soll.

Dass die Mannschaft Verstärkungen braucht, darüber herrscht im Verein Einigkeit. "Wir brauchen nicht nur Qualität, sondern auch in der Breite Ergänzungen", sagte Breitenreiter am Sonntag und wies zum wiederholten Mal darauf hin, dass der Wechsel von Julian Draxler nicht kompensiert wurde.

Das nötige Bargeld liegt seit dem Verkauf des Nationalspielers auf der Bank, aber der Aufsichtsrat muss erst erklären, ob er dem auf Abruf agierenden Manager Heldt Millionen für Einkäufe anvertrauen möchte, die sein Nachfolger womöglich nicht gutheißt. Absprachen mit Heidel lehnt Heldt ab, Heidel wiederum kann sich nicht einschalten. Weiterhin wird es in Schalke auf die Improvisationskunst der Akteure ankommen.

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