Tennis-Liga IPTL:Bisschen Spaß, jede Menge Geld

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Auch dabei: Rafael Nadal (Foto: AFP)

Rafael Nadal kassiert angeblich eine Million, Serena Williams macht mit, obwohl sie wochenlang verletzt war: Warum die Tennis-Liga IPTL mehr eine Juxtour ist.

Kommentar von Gerald Kleffmann

Philipp Kohlschreiber ist gut gelandet, Dustin Brown auch, davon zeugt ein Foto, das im Internet die Runde macht. Die deutschen Tennisprofis sehen trotz des Langstreckenfluges nach Japan vergnügt aus, angesichts der bevorstehenden Arbeitsschichten können sie das sein. Ein bisschen trainieren, ein bisschen Spaß haben, ein bisschen verdienen (sogar sehr viel bisschen) und kostenlose PR - wer es in eines der fünf Teams geschafft hat, die auf der International Premier Tennis League (IPTL) ab diesem Mittwoch zum zweiten Mal in vier asiatischen Metropolen sowie in Dubai ausgetragen wird, ist als Berufsspieler auf der Sonnenseite angekommen.

Sogar Roger Federer verschließt sich nicht mehr, der primus inter pares, der oft genug für einen schlankeren Turnierkalender plädiert hat. Der frühere Profi Mahesh Bhupathi hat als Initiator eben eine Win-win-win-Situation geschaffen - die Juxtour mit früheren und aktuellen Grand-Slam-Promis funktioniert, weil die Zuschauer begeistert sind, die Spieler den Rundum-Service eines bezahlten Camps schätzen sowie die Geldgeber im Hintergrund an den Erfolg glauben und Millionen reinpumpen. Der Rückfluss soll über TV-Rechte und Tickets (ab 200 Dollar für drei Tage) klappen; ob die Rechnung aufgeht, ist unklar. Noch lassen sich die Teambesitzer nicht in die Bücher schauen. Zuletzt - ein Indikator - stieg ein Elektronikkonzern bei den Indian Aces aus, für die Rafael Nadal für das Match-Salär von einer Million Dollar antreten soll; eine Zeitung hatte berichtet, dass der Teambesitzer einen siebenstelligen Verlust bei der IPTL-Premiere 2014 erwirtschaftet hatte.

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Der frühere Einzel- und Doppelspieler Bhupathi versteht es allerdings, nicht nur zwei-, sondern mehrgleisig zu fahren. Die Aces haben schon einen neuen Besitzer, praktischerweise eine Ticketing-Firma. Für dieses Jahr fand der Inder zudem eine Brausefirma als Liga-Namenssponsor, eine renommierte Fluglinie ist in den Förderpool aufgerückt. Auch wurde die Liga ausgedehnt, zu den Teams Singapur, Manila, Neu-Delhi und Dubai gesellt sich Kobe - clever, wie Bhupathi ist, hat er dort Japans Helden Kei Nishikori als Frontmann lanciert. Wahrscheinlich wird der Top-Ten-Man öfter in den heimischen Medien auftauchen als bei seinen Auftritten in Wimbledon.

Die IPTL ist eine aufgeblasene Event-Serie mit speziellen Spielformaten, Selfie-Marathons und ohne sportlichen Wert, das schon. Aber man muss ihr zugute halten: Sie will Letzteres auch nicht für sich beanspruchen. Es geht um die bestmögliche Show im Tennis-Circus Maximus. Serena Williams, Maria Scharapowa, Sabine Lisicki hatten ihre Saison für beendet erklärt. Auf der IPTL schlagen sie auf, wie auch Novak Djokovic. Das wird den Chefs der Männer- (ATP) und Frauenserie (WTA) zu denken geben, die still zuschauen. Klar, noch profitieren auch die Touren vom beispiellosen Werbeeffekt ihres Produkts in einer Region mit Potenzial. Zumindest, solange sich keiner der Topspieler verletzt und etwa bei den Australian Open fehlt.

© SZ vom 02.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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