Golf:Militär statt Olympia

Südkoreas Sang-Moon Bae muss seine Karriere wegen seiner Wehrpflicht unterbrechen - und verpasst daher die Spiele in Rio.

Von Alexander Mühlbach, Daegu/München

Sang-Moon Bae sank zu Boden, als er dem Ball hinterherschaute. Am letzten Loch im letzten Duell des President Cups hatte er die Chance gehabt, die Amerikaner endgültig zu besiegen. Es wäre das erste Mal seit 1998 gewesen, dass dieses Duell zwischen einer globalen Auswahl (ohne Europa) und den USA nicht an die Amerikaner gegangen wäre. Aber Bae traf den Ball schlecht. Statt ins Loch rollte er wieder von einer Anhöhe zurück auf Bae zu, der sein Gesicht in den Händen vergrub und seine Tränen vor 20 000 Zuschauer nicht mehr zurückhalten konnte.

Man weiß nicht, ob Bae nur deswegen weinte, weil er den Sieg verpasste. Oder ob es daran lag, dass der Presidents Cup Anfang Oktober in Daegu, seinem Geburtsort, seine vorerst letzte Station als Profi war. Nicht, weil der Südkoreaner seine Karriere unterbrechen möchte - sondern, weil der Staat ihn dazu zwingt. Sang-Moon Bae, mit 29 Jahren im besten Golfalter und aktuell auf Rang 108 der Weltrangliste platziert, ist zum Militärdienst eingezogen worden. Für mindestens 18 Monate.

Golf: Zwangspause vom Golf: Bae, mit 29 Jahren im besten Golfalter und auf Rang 108 der Weltrangliste, wurde zum Militärdienst eingezogen.

Zwangspause vom Golf: Bae, mit 29 Jahren im besten Golfalter und auf Rang 108 der Weltrangliste, wurde zum Militärdienst eingezogen.

(Foto: Don Emmert/AFP)

An sich ist der Vorgang nicht ungewöhnlich. Jeder Südkoreaner zwischen 18 und 35 Jahren muss einen mindestens 18 Monate andauernden Militärdienst absolvieren. In der südkoreanischen Verfassung ist der Wehrdienst neben Bildung, Arbeit und der Steuerzahlung gar als eine der vier wichtigsten Bürgerpflichten festgelegt. Ungewöhnlich ist, dass der zweitbeste Golfprofi des Landes zum Dienst antreten muss und deswegen die Olympischen Spiele 2016 verpasst. Man könnte Bae nur vorwerfen, dass er den Wehrdienst nicht abschloss, bevor er 2004 Profi wurde. Aber in Südkorea kann man sich nicht aussuchen, wann man zum Dienst antritt. Das Militär entscheidet. Zudem werden Profis - anders als in Deutschland - nicht als Sportsoldaten registriert und gefördert, sondern aus Gründen der Gleichberechtigung wie alle anderen behandelt. Das heißt: kein Training, nur Dienst schieben. "Auch auf die Gefahr hin, dass die professionelle Karriere darunter leidet", wie das Gesetz vorschreibt. Auch deswegen hat sich Bae bis zuletzt gerichtlich gegen seine Bürgerpflicht gewehrt. Mit der Begründung, dass er seit 2013 in den USA lebt und damit zumindest - rein rechtlich gesehen - den Militärdienst aufschieben darf. Weil Bae sich aber für ein Studium in seinem Heimatland eingeschrieben hatte und "damit in den letzten Jahren zu viel Zeit in Südkorea verbracht hat, um als im Ausland lebender Bürger durchzugehen", folgte das Gericht seiner Argumentation nicht. Im Juli wurde ihm ein weiterer Aufschub des Militärdienstes verweigert.

Bae blieb also nichts anderes übrig, als sich mit dem Gerichtsurteil abzufinden. Auch wenn ihm der Schritt nicht nur in sportlicher Hinsicht schadet, sondern auch in finanzieller Hinsicht. Alleine in dieser Saison hat Bae mehr als zweieinhalb Millionen US-Dollar verdient. Beim Militär werden es gerade einmal 130 Dollar im Monat sein. "Das Gerichtsurteil hat mich daran erinnert, dass meine Pflicht als südkoreanischer Bürger wichtiger ist als meine Golfkarriere", versuchte sich Bae nach dem Urteil in Demut. "2017 werde ich wieder zurück auf der PGA-Tour sein."

Golfer Bae Sang-moon returns home

"Das Gerichtsurteil hat mich daran erinnert, dass meine Pflicht als südkoreanischer Bürger wichtiger ist als meine Golfkarriere", sagt Sang-Moon Bae demütig.

(Foto: Yonhap/dpa)

Die Tourveranstalter haben auf diesen Ausnahmefall bereits reagiert. Nach Vollendung seines Dienstes kann Bae mit seinem aktuellen Profistatus zurückkehren und muss sich nicht erst wieder eine Spielberechtigung erkämpfen. Sie wollen auch in Zukunft wieder Sang-Moon Baes Schlagkünste sehen.

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