Tropenkrankheiten:Mexiko lässt ersten Impfstoff gegen Dengue-Fieber zu

Tigermücke

Eine weibliche Asiatische Tigermücke überträgt das gefährliche Dengue-Virus.

(Foto: dpa)
  • Ein neuer Impfstoff soll vor der Infektion mit dem Denguevirus schützen.
  • Jährlich erkranken Tausende Menschen an dem gefährlichen Tropenfieber.
  • Noch ist unklar, ob auch Kleinkinder geschützt sind.

Von Felix Hütten

Die mexikanischen Gesundheitsbehörden haben als weltweit erste einen Impfstoff gegen das Dengue-Fieber zugelassen. Die Krankheit wird von einem Virus verursacht und wie Malaria von Mücken übertragen. Sie zählt zu den größten Bedrohungen für die globale Gesundheit, jährlich infizieren sich laut Weltgesundheitsorganisation mindestens 50 bis 100 Millionen Menschen mit dem Tropenvirus. Am stärksten betroffen sind Südostasien und Mittel- wie Lateinamerika. Erkrankte leiden an Fieber und Krämpfen, selten auch an inneren Blutungen.

In Mexiko hat sich Zahl der Infektionen seit der Jahrtausendwende fast verhundertfacht. 2014 erkrankten in dem mittelamerikanischen Staat knapp 125 000 Menschen. Der Verlauf der Krankheit ist dabei zwar nur selten schwer und noch seltener tödlich. Doch die sozialen und wirtschaftlichen Belastungen werden als enorm eingeschätzt. Seit Jahren wird daher auf die Entwicklung eines Impfstoffs gedrängt. Von den sechs Kandidaten galt das jetzt zugelassene Mittel Dengvaxia des Pharmaherstellers Sanofi schon länger als besonders aussichtsreich. Die Impfung deckt alle vier bekannten Virustypen ab.

Schneeballeffekt durch Impfung?

Einen perfekten Schutz bietet Dengvaxia jedoch nicht: Das Präparat senkt das Risiko einer Erkrankung lediglich um etwa 60 Prozent. Modellrechnungen sollen jedoch gezeigt haben, dass bei Dengue schon wenige Impfungen die Übertragung des Virus einschränken könnten, weil die Mücken dann seltener infiziertes Blut übertragen.

Nach Angaben des Pharmaherstellers könnte der Impfstoff dadurch einen Schneeballeffekt auslösen. Eine Studie zeigt, dass der Impfstoff das Risiko einer Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen neun bis 16 Jahren um immerhin zwei Drittel, also etwas deutlicher verringert.

"Die holprige Suche geht weiter"

Dengue ist aber insbesondere für noch jüngere Kinder gefährlich, weil ihr Immunsystem unreif und deshalb oftmals nicht in der Lage ist, das Virus zu besiegen. Beim Spielen im Schlamm und an Flüssen und Seen erhöht sich die Gefahr eines Mückenstichs zusätzlich. Die Folge: Das Denguefieber tötet vor allem den Nachwuchs - und ausgerechnet bei Säuglingen und Kleinkindern bis neun Jahren ist bislang nicht klar, ob der neue Impfstoff zuverlässig wirkt.

Zu diesem Ergebnis kommen zwei Studien, in denen der Impfstoff an mehr als 31 000 Kindern in Lateinamerika und Asien getestet wurde. "Die holprige Suche nach einer Lösung geht weiter", schreibt Cameron P. Simmons von der Universität Melbounre in einem Kommentar im New England Journal of Medicine.

Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin stellt in Frage, ob der neue Wirkstoff tatsächlich ein Erfolg wird. Da drei Impfungen notwendig seien, steige der Preis und viele Menschen auf dem Land könnten womöglich nicht davon profitieren, so der Experte. "Vielleicht sollte man das Geld lieber in Krankenhäuser stecken, damit niemand mehr am Denguefieber sterben muss", sagt Schmidt-Chanasit.

Der Pharmahersteller Sanofi plant unterdessen eine Zulassung des Mittels auch in der EU. Bislang ist das Virus hier noch nicht richtig heimisch geworden, doch breiten sich die Überträger, die Mücken, mit dem Klimawandel weiter in subtropische Regionen aus. In Südfrankreich und Kroatien wurden bereits Infektionen gemeldet, obwohl die Umstände dieser Erkrankungen nicht vollständig geklärt sind.

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