US-Republikaner:Geboren im Ausland: Trump holt sein Lieblingsthema raus

Weil Ted Cruz in Iowa führt, redet Trump nun darüber, dass der texanische Senator in Kanada geboren wurde - und vielleicht nicht Präsident werden kann. Mit ähnlichen Attacken auf Obama wurde der Milliardär berühmt.

Von Matthias Kolb, Washington

Donald Trump und Ted Cruz mögen sich. Die beiden Republikaner reden sich ständig mit "mein Freund" an und sagen in der Öffentlichkeit nichts Schlechtes über den anderen. Cruz, so denken viele, kritisiert den kontroversen Geschäftsmann nicht, weil der Senator aus Texas hofft, dass die Trump-Anhänger zu ihm überlaufen werden, wenn ihr Idol in den Umfragen einbricht.

Das ist auch nach einem halben Jahr nicht geschehen: Der 69-jährige Milliardär liegt in fast allen Bundesstaaten auf dem ersten oder zweiten Platz. In Iowa, wo am 1. Februar die erste Vorwahl stattfindet, liegt jedoch Cruz vorn: Der Hardliner kommt bei den vielen konservativen Christen gut an. Und weil Trump stets betont, dass in seinem Leben kein Platz für Niederlagen ist, gefällt ihm dies überhaupt nicht. Also attackiert Trump den Emporkömmling indirekt: Seit Tagen spricht er darüber, dass Cruz in Kanada geboren wurde und womöglich nicht US-Präsident werden könnte.

Natürlich gibt sich Trump unschuldig und warnt angeblich nur vor "Problemen" für die Grand Old Party im Allgemeinen und "meinem Freund" Cruz im Besonderen. "Ich sage als Republikaner: 'Ted, es ist sehr wichtig, dass du das in Ordnung bringst'." Trump wäre nicht Trump, wenn er wüsste wie: Cruz solle per Feststellungsklage (declaratory judgment) klären lassen, dass er auch wirklich berechtigt sei, ins Weiße Haus einzuziehen.

Dort wohnt mit Barack Obama noch der Mann, den Trump als ersten mit Fragen zu seiner Staatsangehörigkeit nervte. Der Milliardär ist der bekannteste "birther": So wurden jene - meist weiße und konservative - Amerikaner genannt, die nicht glauben wollten, dass Obama auf Hawaii geboren und damit US-Staatsbürger ist. Auch nachdem das Weiße Haus die Geburtsurkunde 2009 ins Internet stellte, hielten viele Republikaner Obama für einen Muslim aus Afrika. Trump selbst versprach Obama 2012 fünf Millionen Dollar, die er spenden wollte, wenn der Präsident seine Unizeugnisse öffentlich mache.

Ted Cruz, der wie Obama Jura an der Harvard University studiert hat, versuchte zunächst, das "Nicht-Thema" auf eine ironische Art abzuräumen, indem er bei Twitter einen Clip aus der 70er-Jahre-Serie Happy Days postete.

Doch weil die US-Medien ständig über irgend etwas berichten müssen und Trump bei seinen Auftritten weiter über Cruz' Geburtsort in Kanada spricht und der Demokrat Alan Grayson bereits eine Klage angekündigt hat, falls Cruz als Kandidat nominiert wird, muss sich der Texaner immer wieder äußern. Er betont, dass er 2014 seine kanadische Staatsbürgerschaft abgegeben hat - und hat der konservativen Website Breitbart News die Geburtsurkunde seiner Mutter Eleanor zur Verfügung gestellt.

Während so manche Verfassungsjuristen Cruz' Berechtigung für das höchste Amt für "ungeklärt" (Details hier) halten, argumentiert der Texaner, dass er als Sohn einer Amerikanerin US-Präsident werden könne. Cruz verweist etwa auf John McCain, der Obama 2008 unterlag und in Panama geboren wurde. Dieser hält die "birther"-Diskussion rund um Cruz für "völlig legitim". Den Senator aus Arizona dürfte es freuen, Cruz einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen: Der Texaner gilt vielen Kollegen als rücksichtsloser Selbstdarsteller, der schon mal 21 Stunden am Stück gegen die Obamacare-Gesundheitsreform wettert.

Obama-Sprecher: Es wäre ironisch, wenn Cruz Kandidat werden würde

Für Ted Cruz steht längst fest, dass ihn sein angeblicher Freund Donald hier ordentlich unter Druck setzt. Seit Tagen machen seine Rivalen hämische Bemerkungen und auch Obamas Sprecher Josh Earnest erklärte, dass es "ziemlich ironisch" wäre, wenn "nach sieben Jahre voller Drama" rund um die Geburtsurkunde des US-Präsidenten die republikanische Basis nun den Kandidaten nominieren würde, der nicht in den USA geboren ist.

Bis zur nächsten TV-Debatte an diesem Donnerstag wird Cruz' kanadischer Geburtsort weiter thematisiert werden. Die Zuschauer dürfen gespannt sein, ob sich Trump und Cruz bei dieser Gelegenheit weiter als Freunde präsentieren werden.

"The Donald" hat sich unterdessen noch etwas überlegt, um das Gerede über die "nicht-amerikanische Herkunft" seines Rivalen anzustacheln: Wie der Weekly Standard berichtet, dröhnt bei seinen Wahlkampf-Auftritten nun aus den Lautsprechern der Song "Born in the USA" von Bruce Springsteen.

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