US-Vorwahlen:Super Tuesday: Clinton und Trump triumphieren

Hillary Clinton und Donald Trump

Die Gewinner am Super Tuesday: Hillary Clinton und Donald Trump.

(Foto: REUTERS)
  • Am Super Tuesday, dem wichtigsten Tag der US-Vorwahlen, sind Donald Trump und Hillary Clinton ihrer Favoritenrolle gerecht geworden.
  • Clintons Herausforderer Bernie Sanders siegte in vier der elf Staaten.
  • Bei den Republikanern behauptet sich Ted Cruz mit einem Heimsieg in Texas und einem Erfolg in Oklahoma. Marco Rubio leidet darunter, dass kein Konkurrent frühzeitig aufgeben will.
  • Die Ergebnisse im Überblick lesen Sie hier.

Analyse von Matthias Kolb, Washington

Am Super Tuesday haben die Favoriten ihren Vorsprung ausbauen können: Bei den Demokraten gewann Hillary Clinton in sieben der elf Staaten - und sammelte bei den Erfolgen in Massachusetts, Virginia, Texas und Georgia sehr viele Delegierte. Bernie Sanders konnte neben seinem Heimatstaat Vermont in Colorado, Oklahoma und Minnesota die Ex-Außenministerin besiegen.

Bei den Republikanern gewann Milliardär Donald Trump in sieben Staaten, während sich Ted Cruz in seiner Heimat Texas und Oklahoma durchsetzte. Marco Rubio durfte das erste Mal jubeln: Er gewann in Minnesota. Trotzdem steht der Hoffnungsträger des Partei-Establishments gewaltig unter Druck, um den exzentrischen Trump noch zu stoppen. Dieser hat nämlich wieder bewiesen, dass er überall gut ankommt: Im tiefen Süden ebenso wie im Nordosten; bei College-Absolventen wie Arbeitern.

Was das Ergebnis für die verbliebenen Kandidaten bedeutet, lesen Sie hier:

Hillary Clinton (68, Ex-Außenministerin):

Wie in South Carolina waren es die schwarzen Wähler, die Clinton zu klaren Siegen trugen: Mindestens 80 Prozent stimmten in den sechs Südstaaten für die Ex-Außenministerin. Der Erfolg in Virginia ist wertvoll, weil Virginia mit vielen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen ein Mini-Amerika darstellt. Dass Rivale Sanders neben Vermont noch in drei anderen Staaten vorne lag, wird die 68-Jährige nicht stören: Sie sammelte sehr viele Delegierte ein. Ihre Siegesrede klang wie eine Ansprache, die sie auch kurz vor der Präsidentschaftswahl im November halten könnte, um unentschlossene Wähler zu überzeugen. Hillary Clinton kann sich nur noch selbst besiegen (wieso ihr E-Mail-Server und das Glaubwürdigkeitsproblem sie weiter verfolgen, steht hier).

Bernie Sanders (74, Senator aus Vermont):

86 Prozent in seiner Heimat Vermont, Überraschungserfolge in Oklahoma, Minnesota und Colorado sowie ein knappes Resultat: Das ist respektabel, aber diese Erfolge können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der "demokratische Sozialist" keine realistische Chance mehr hat, Clinton zu besiegen. Seine Popularität bei der Jugend reicht nicht aus, um bei Afroamerikanern zu punkten - auch bei Latinos liegt Clinton vorn (in Texas um 20 Prozent). Bisher war der 74-Jährige stark bei weißen Wählern, doch in Virginia, Georgia, Alabama und Tennessee verlor er auch in dieser Gruppe. Aufgeben wird Sanders (noch) nicht, weil er stärker als andere von seinen Überzeugungen getrieben ist - und nicht so sehr vom eigenen Ego. Mit möglichst vielen Delegierten will er das Programm auf dem Parteitag beeinflussen - und das Geld wird ihm durch die viele kleine Spenden nicht ausgehen.

Donald Trump (69, Immobilien-Milliardär)

Es ist ein Abend nach Donald Trumps Geschmack: Er siegt in sieben Staaten und erreicht mitunter mehr als 40 Prozent. Zur besten Sendezeit hält er eine Pressekonferenz ab (New Jerseys Gouverneur Christie steht als Leibwächter hinter ihm) und stiehlt den Rivalen Sendezeit. Seine Weigerung, sich vom Ku Klux Klan zu distanzieren, hat dem Milliardär wie so viele anderen Ungeheuerlichkeiten nicht geschadet - und war nach seiner Darstellung sowieso nur eine Verschwörung der Medien. Dass Cruz in Texas und dem benachbarten Oklahoma siegte (und Rubio in Minnesota auf Platz eins landete), muss die Siegesfeier des 69-Jährigen nicht stören: Je größer das Bewerberfeld, desto leichter für Trump, die nötigen Delegierten zu sammeln, um als Republikaner-Kandidat nominiert zu werden. Das ist das wahrscheinlichste Szenario.

Ted Cruz (45, Senator aus Texas)

Der Hardliner hielt dem Druck stand: Wer zu Hause nicht gewinnt, kann schlecht argumentieren, dass er weiter im Rennen bleiben sollte. Mit 42 Prozent siegte Cruz deutlich im Lone Star State Texas und kam auch im ebenfalls erzkonservativen Oklahoma auf Platz eins. In seiner Siegesrede schimpfte Cruz auf US-Präsident Obama, versprach die Abschaffung der Steuerbehörde IRS und kündigte an, Israel uneingeschränkt zu unterstützen und das Atom-Abkommen mit Iran "in Stücke zu reißen". Diese reine konservative Lehre kommt bei etwa einem Viertel der Republikaner gut an - Cruz' Chancen, moderatere Wähler für sich zu gewinnen, um Trump zu stoppen, sind aber gering. Doch der Texaner will sich als neuer Ronald Reagan etablieren und denkt nicht ans Aufgeben. Bis kurz vor Mitternacht tönte er, als einziger Trump besiegt zu haben - bis Rubio erstmals jubeln durfte.

Mit welchen Begründungen die übrigen Republikaner im Rennen bleiben

Marco Rubio (44, Senator aus Florida)

Für den jüngsten Bewerber sah es lange nicht gut aus: Marco Rubio kam Trump in Virginia mit 32 Prozent ziemlich nahe, doch weil John Kasich noch im Rennen ist, reichte es wieder nur für Platz zwei. Der späte Erfolg in Minnesota (37 Prozent) beendete immerhin die ständige Diskussion, ob der einstige Ziehsohn von Jeb Bush irgendwann einen Sieg landen kann. Nichtsdestotrotz steht der Liebling des Partei-Establishments (und der wegen seiner Jugendlichkeit und Zweisprachigkeit wohl für Clinton gefährlichste Gegner) mit dem Rücken zur Wand: Er muss in zwei Wochen in seinem Heimatstaat Florida siegen, um Trump zu stoppen und glaubwürdig im Rennen bleiben zu können. Doch in den Umfragen führt Trump deutlich, auch die harten Attacken von Rubio haben ihm bisher nicht geschadet. Für Rubio muss nun alles glattgehen - und Trump müsste etwas tun, was er bisher vermieden hat: echte Fehler.

John Kasich (63, Gouverneur von Ohio)

Im Mini-Staat Vermont machte es Kasich spannend: Mit 30 Prozent lag er knapp hinter Donald Trump. Auch in Massachusetts, einem moderaten Staat im Nordosten der USA kam er auf Platz zwei. Ansonsten hat der Gouverneur nur einstellige Ergebnisse erzielt, doch er denkt nicht ans Aufgeben (obwohl ihn etwa Mitt Romney anflehte, seine Kandidatur zu beenden). "Warum sollte ich das tun, wenn ich die besten Chancen habe, Trump zu besiegen?", fragte er einen Reporter der New York Times. Kasich hofft auf einen Sieg - oder einen starken zweiten Platz - in Michigan am 8. März und will sich dann mit einem Sieg in seinem Heimatstaat Ohio auf einen Schlag 66 Delegierte sichern. Erst wenn er hier scheitert, wird er aus dem Rennen aussteigen - und bis dahin Marco Rubio Stimmen klauen.

Ben Carson (64, Ex-Gehirnchirurg)

In zwölf Staaten wurde abgestimmt, doch mehr als zehn Prozent in Alabama erhielt Ben Carson nicht. Im Durchschnitt stimmten fünf Prozent für den strenggläubigen Außenseiter. Einen Tag vor dem Super Tuesday hatte der einst weltberühmte Mediziner erklärt, dass er nicht aufgeben werde. "Ich weigere mich nach den Regeln des Washingtoner Politbetriebs zu spielen", schrieb der einzige schwarze Kandidat bei Fox News. Carson betont stets, dass ihn weiterhin Hunderttausende Anhänger unterstützen und Geld spenden. Dass sein Wahlkampfmanager Bob Dees zugibt, dass Carson keine Chance auf die Kandidatur hat, stört ihn nicht: "Es ist nicht zu spät, dass die Leute aufwachen." Wem es nutzt, wenn Carson im Rennen bleibt? Aller Wahrscheinlichkeit nach Donald Trump.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: