US-Reaktionen:Donald Trump will mit Folter auf Brüsseler Anschläge reagieren

Kurz nach den Bomben in Belgien fordert der Republikaner mehr Wachsamkeit und prophezeit: "Es wird nicht besser werden." Hillary Clinton wünscht sich strengere Gesetze in Europa.

Von Matthias Kolb, Washington

In Fernseh-Interviews hat der Republikaner Donald Trump die Anschläge in Brüssel mit mindestens 30 Toten (aktuelle Entwicklungen im Liveblog) verurteilt. Der 69-Jährige wiederholte Forderungen, die er seit dem Anschlag im kalifornischen San Bernardino vertritt: Muslime sollen nicht mehr in die USA einreisen dürfen und Foltermethoden wie Waterboarding wieder verwendet werden. "Dies wird in den Vereinigten Staaten geschehen", so Trump.

In der Morgensendung von CBS kritisierte Trump die Muslime in Europa dafür, sich nicht gut genug zu integrieren - und warf dem Rest der Gesellschaft vor, nicht wachsam gewesen zu sein. Auch dies erinnert an die Reaktion nach San Bernardino, als Nachbarn der Täter sich nicht getraut hatten, verdächtige Beobachtungen zu melden. Auf die Frage, ob er nun racial profiling fordere, also Menschen aus dem arabischen Raum stärker überprüfen wolle, antwortete Trump: "Nun ja, die Attentäter kamen nun mal nicht aus Schweden."

Dem konservativen Kabelsender Fox News sagte der 69-Jährige: "Solche Dinge passieren immer häufiger. Es wird nicht besser werden." Seine Botschaft an die US-Bürger sei folgende: Alle müssten smarter werden, um auf die Terrorgefahr zu reagieren - und dies müsse schnell geschehen. Trump, der sich am Vortag erstmals etwas konkreter zur Außenpolitik geäußert hatte, kündigte ein Treffen mit seinen Beratern an: "Wenn mir jemand nicht empfiehlt, sehr stark zu reagieren, dann werde ich kein Fan dieser Person werden."

Via Twitter, seinem bevorzugten Kommunikationsmedium, erinnert Trump seine mehr als sieben Millionen Follower daran, dass er seit langem vor islamischem Terror gewarnt habe - und bittet um Stimmen bei den heute stattfindenden Vorwahlen in Utah und Arizona.

Nachdem sich Trump am Morgen bei NBC geäußert hat ("ich würde auch weitergehen als nur Waterboarding"), meldete sich Hillary Clinton im gleichen Sender eine Stunde später zu Wort. Die ehemalige Außenministerin, die Brüssel oft besucht hat, spricht von "schrecklichem Horror", der sich in Europa ereignet habe und verspricht Solidarität mit den Partnern.

Im Gespräch mit CNN fordert die Demokratin die EU-Staaten auf, ihre Gesetze zu verschärfen, den Terror stärker zu bekämpfen und besser zu kooperieren. Die IS-Miliz müsse zerstört werden, doch besondere Aufmerksamkeit müsse dem Internet gelten, wo viele junge Leute radikalisiert würden. Indirekt deutet sich hier an, was viele Experten in den Kabelsendern laut fordern: Tech-Firmen wie Apple müssten den Sicherheitsbehörden helfen, die Kommunikation von Terroristen via Smartphones zu entschlüsseln.

Bei Twitter mahnt Clinton zur Ruhe und fordert, dass die USA ihre "demokratischen Werte" nicht vergessen dürften - dies sei das Ziel der Terroristen.

Cruz und Kasich: Obama soll Reise beenden

Ähnlich hatte sich auch US-Präsident Barack Obama geäußert, der sich gerade auf einem historischen Staatsbesuch in Kuba befindet. In Havanna verurteilte er "diese abscheulichen Anschläge". Sie "erinnern uns umso mehr daran, dass die Welt zusammenstehen muss", so der US-Präsident, der an diesem Abend nach Argentinien weiterreisen will.

Auch die anderen drei Präsidentschaftskandidaten verurteilten die Anschläge: Clintons Rivale Bernie Sanders spricht von einem "barbarischen Akt", während die Republikaner John Kasich und Ted Cruz Obama zur Rückkehr nach Washington auffordert: Er solle sich mit den westlichen Alliierten beraten, wie auf die jüngsten Anschläge reagiert werden solle. Cruz schlug außerdem vor, dass die Polizei Stadtviertel mit hohem Muslim-Anteil besonders überwachen solle.

Wie sich die schrecklichen Ereignisse in Brüssel auf den Wahlkampf auswirken, ist offen. Allerdings ist aus Dutzenden Umfragen bekannt, dass sich die Anhänger der Republikaner viel mehr vor Terror-Anschlägen in den USA sorgen als die Demokraten - dies ist auch ein Grund, wieso der konservative Spitzenreiter Trump mit seinen radikalen Vorschlägen so gut ankommt.

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