US-Wahl:Trump - von "MC Wahnsinn" zum Kandidaten

Donald Trump Campaigns In Indiana Ahead Of State Primary

Vor einem Jahr nahmen viele Medien Donald Trump nicht ernst, jetzt ist ihm die republikanische Präsidentschaftskandidatur wohl nicht mehr zu nehmen.

(Foto: AFP)

Vor weniger als einem Jahr machten sich die Medien noch lustig über Trump. Das hat sich geändert. Eine kritische Presseschau

Von Benedikt Peters

Am 16. Juni 2015 machte Donald Trump seine Bewerbung um die US-Präsidentschaft öffentlich - und die Presse machte sich kräftig über ihn lustig. Die US-Boulevardzeitung Daily News brachte auf Seite eins eine Fotomontage von Trump als Clown, die Süddeutsche titelte: "MC Wahnsinn hat das Wort". Besonders in der US-Presse verbreitete sich die Botschaft: Da spukt ein Spinner herum, keine Sorge, muss man nicht ernst nehmen. Spätestens jetzt, mit Ted Cruz' Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen, hat sich das als falsch erwiesen: Donald Trump wird der Kandidat der Republikaner. Zeit für eine kritische Presseschau.

Washington Post, 17. Juni 2015

"Trump hat jedes Recht zu kandidieren. Das hier (die USA; Anm. d. Red.) ist nach allem noch immer eine Demokratie. Aber über die Kandidatur sollte nicht berichtet werden, als sei das auch nur ein annähernd ernstzunehmender Versuch, für die Republikaner nominiert zu werden oder auch nur die Diskussionen in der Partei zu beeinflussen. Das ist es nicht."

Wall Street Journal, 17. Juni 2015

"Der beste Weg, über Donald Trump zu berichten, ist ihn zu ignorieren. (...) Für die meisten Amerikaner ist er eine unterhaltsame oder nervige Nebenaufführung, etwas, mit dem man sich ein paar Minuten beschäftigen kann, bevor man sich ernsteren Angelegenheiten zuwendet."

CNN, 29. Juni 2015

"Trump wird einen Vorwand finden, um seine Kampagne zu beenden, bevor es ernst wird. Vorher wird er nichtsdestotrotz auf demokratischem Wege eine Menge Geld machen, weil er seiner Marke mehr Aufmerksamkeit verschafft. Und sein Gelächter, wenn er im Privatjet zur nächsten Bank fliegt, wird deutlich lauter sein als unseres, die wir hier über seine Kampagne kichern."

New York Times, 18. Juli 2015

"Donald Trumps Anstieg in den Umfragen war von den Medien getrieben. Jetzt wird er wegen fehlender Unterstützung in der Partei sehr wahrscheinlich abstürzen. Am Samstag hat Trumps Kampagne wohl ihren Wendepunkt erreicht, als er John McCain dafür kritisierte, dass er während des Vietnamkriegs entführt wurde. Republikanische Bewerber und Führungspersönlichkeiten verurteilten schnell seine Kommentare. Es ist ein Wechsel, der wahrscheinlich den Moment markiert, in dem Trumps Kandidatur von einem Erfolg zu einer Pleite wird."

The Atlantic, 13. Juli 2015

"Donald Trump wird nicht der 45. Präsident der USA. Auch nicht der 46. oder irgendein anderer. Die Chance, dass er die republikanische Nominierung oder die Präsidentschaftswahl gewinnt, ist exakt null."

The Daily Beast, 20. August 2015

"Was wissen wir über den Präsidentschafts-Wahlkampf? Es ist ein sehr unangenehmer, erniedrigender, schwächender Prozess im öffentlichen Leben, und er endet fast immer in einer Niederlage. Wird sich Donald Trump ein Jahr lang in diesen Fleischwolf begeben? Bitte. Das ist absurd."

Und das sagen die Medien heute

New York Times, 3. Mai 2016

"Donald J. Trump wurde am Dienstag zum mutmaßlichen Kandidaten der Republikaner."

Washington Post, 3.5. 2016

"Trump hat die Zweifler gedemütigt, und es dürfte nicht das letzte Mal gewesen sein."

Wall Street Journal, 3.5. 2016

"Nun, als designierter Kandidat der Republikaner, ist es höchste Zeit für Herrn Trump, sich auch wie ein solcher zu verhalten."

CNN, 3.5. 2016

"Es wird Trump."

The Daily Beast, 3.5.2016

"Republikaner, heißt Euren neuen Herrscher willkommen."

The Atlantic:

"Die Nation wird nun sehen (...), ob die Wähler ihm den Schlüssel zum Weißen Haus übergeben werden, um zu testen, wie viele Fehler eine Regierung Trump überhaupt machen kann."

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