US-Republikaner:Trump triumphiert, Kasich gibt endlich auf

File photo of Republican U.S. presidential candidate Kasich speaking at the California GOP convention in Burlingame

John Kasich regiert seit 2010 den wichtigen swing state Ohio.

(Foto: REUTERS)
  • Kasich konnte nur in einem einzigen Staat eine Vorwahl gewinnen - nämlich in seiner Heimat Ohio.
  • Kasich verfügt über viel Regierungserfahrung als Gouverneur und Abgeordneter; er war der einzige Republikaner mit ähnlicher Qualifikation wie die demokratische Ex-Außenministerin Hillary Clinton.
  • Anders als seine Rivalen warb Kasich für Optimismus und kündigte an, mit den Demokraten nach Kompromisslösungen zu suchen.

Von Matthias Kolb, Washington

Einen Tag nach Ted Cruz muss es auch John Kasich akzeptieren: Es gibt keine Möglichkeit mehr, die Kür von Donald Trump zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner zu verhindern. Ohios Gouverneur verkündet in Columbus, dass er aus dem Rennen ums Weiße Haus aussteigt - die gleiche Konsequenz hatte der texanische Senator Cruz nach seiner Niederlage in Indiana gezogen.

Kasich bedankt sich - typisch für die USA - bei seiner Familie, Gott und den vielen Freiwilligen und Helfern. Wohl auch weil ihm viele Wähler in der Heimat vorwerfen, seinen Job zu vernachlässigen, sagt er: "Ohio ist ein besonderer Ort, ich habe überall davon erzählt und mehr Leute werden uns besuchen."

Die primary in seinem Heimatstaat Ohio war auch die einzige, die er gewinnen konnte. Die Kandidatur des 63-Jährige war eigentlich ein ständiges "Warten auf". Anfangs redet er von New Hampshire: dort wurde er hinter Trump Zweiter und blieb im Rennen. Nach seinem Sieg in Ohio argumentierten er und seine Fans: "Im Nordosten des Landes, wo die Konservativen moderater sind, werde ich Erfolg haben."

Bekanntlich war auch hier der Immobilien-Milliardär Trump nicht aufzuhalten. Kasich konnte sich nur freuen, bei der Vorwahl in New York jenen Wahlkreis in Manhattan gewonnen zu haben, in dem der Trump Tower steht. Dass er nun aus dem Rennen aussteigt, liegt nicht nur an der Aussichtslosigkeit seiner Bewerbung: Die Kosten für einen Wahlkampf in Kalifornien, wo am 7. Juni gewählt wird, sind enorm hoch und offenbar fehlen ihm die Ressourcen.

Woran John Kasich scheiterte

Der Republikaner regiert seit 2010 den wichtigen swing state Ohio. Zuvor saß er 18 Jahre lang im Repräsentantenhaus, wo er sich mit Budget- und Handelsfragen sowie Außenpolitik beschäftigte. Kasich war der einzige Republikaner, der annähernd so qualifiziert fürs Weiße Haus gewesen wäre wie die demokratische Ex-Außenministerin Hillary Clinton. Von 2002 bis 2007 moderierte er zudem eine Sendung bei Fox News. Im Wahlkampf nahm er nicht am Beschimpfungswettbewerb zwischen Trump, Marco Rubio und Chris Christie teil. Er warb für Optimismus und kündigte an, mit den Demokraten nach Kompromisslösungen zu suchen.

Bei der Diskussion um Einwanderung, wo Cruz, Trump und Rubio die elf Millionen illegalen Migranten deportieren wollen, sagte Kasich: "Das ist keine durchführbare Lösung und widerspricht unseren Werten." Doch jene Republikaner, die sich einen Präsidenten mit Regierungserfahrung und guten Manieren wünschen, sind 2016 in der Minderheit - der Wunsch nach Maximalpositionen (Cruz) oder Heilsversprechen (Donald "Make America Great Again") ist größer als das Eingeständnis, dass Politik oft mühsam ist und Kompromisse nötig macht.

Dass Kasich, der in Sachen Abtreibung eine harte Linie vertritt, eine Zeitlang für die Bank Lehman Brothers arbeitete, werteten nicht nur die Fans von Trump als zu große Nähe zur Wall Street. All diese Faktoren führten dazu, dass Kasich nie wirklich eine Chance hatte. Nate Cohn, Analytiker der New York Times, bringt es auf den Punkt: "Kasich war stark genug, um Rubios Aufstieg zum einzigen, moderateren Mitte-Rechts-Kandidat zu verhindern. Er war aber zu schwach, um wie John McCain 2008 zur ernsthaften Alternative aufzusteigen."

Wiedersehen in Cleveland

Dass es für einen Mann mit Kasichs Biographie schwer zu akzeptieren ist, dass seine Partei mit Donald Trump einen Mann als Präsidentschaftskandidat nominieren wird, der keinerlei Regierungserfahrung besitzt, überrascht nicht. Dass er trotz magerer Erfolgsaussichten so lange im Rennen blieb, hat vielleicht noch einen anderen Grund: Der Parteitag, auf dem Trump Mitte Juli gekürt wird, findet in Cleveland und damit in Kasichs Heimat Ohio statt.

Als Gouverneur wird er sich dort fünf Tage lang blicken lassen müssen, um für seinen Bundesstaat und die positive Entwicklung in der strauchelnden Industriestadt Cleveland zu werben. Anders als die Trump-Opfer Ted Cruz oder Jeb Bush, die den Parteitag einfach schwänzen können, muss sich John Kasich die Kür des 69-jährigen Immobilien-Milliardärs live anschauen. Seine optimistische Weltsicht könnte ihm in diesen Momenten helfen.

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