Die große Zäsur in der Echinger Ortspolitik markiert nicht der Wahlabend, sondern der Abend des 6. April, als Bürgermeister Josef Riemensberger ankündigte, nach 18 Amtsjahren nicht mehr kandidieren zu wollen. Vier intensiv in die jüngere Ortshistorie verwobene Politiker hatten 2010 als Bürgermeister kandidiert. Keiner dieser Vier ist jetzt, bei der Wahl darauf, im Rennen gewesen. Darum ist mit den beiden Kandidaten vom Sonntag ein tief greifender Neuanfang eingeleitet worden.
Auch wenn Thomas Kellerbauer seinen Wahlkampf hauptsächlich damit bestritten hat, echter Echinger zu sein, so hatte auch er trotz zwei Jahren Omnipräsenz als Dritter Bürgermeister noch keinerlei politische Kontur erkennen lassen. Und jung, ortsfremd, parteilos wie Sebastian Thaler - mehr offene Projektionsfläche geht nicht. Thaler hat jetzt den Auftrag bekommen, den Neubeginn umzusetzen. Zunächst einmal wird er feststellen müssen, dass auf viele tolle Ideen aus seinem Wahlkampf Riemensberger in den 18 Jahren auch schon gekommen wäre, aber die Umsetzung sich eben nicht immer an die Wahlprospekte hält. Und er wird erkennen, dass seine Unterstützerkoalition zwar viele bunte Logos auf den Plakaten versammelt, aber keine Mehrheit im Gemeinderat.
Aber egal, darüber wird in vier Jahren abzurechnen sein. Am Sonntag galt es für Thaler und seine vier Unterstützergruppen, zu feiern und einen intensiven, pfiffigen Wahlkampf abzuschließen. Die CSU wird sich über die dramatische Höhe der Niederlage Gedanken machen müssen. Ins Rathaus aber zieht am 1. September ein 30-jähriger parteiloser Oberpfälzer, der in Schwabing lebt und alten Genossen am Tennisplatz aufgefallen ist - Respekt, Eching traut sich was!