Der neue Bürgermeister Sebastian Thaler:Jung, dynamisch, Hoffnungsträger

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Sebastian Thaler und seine Unterstützer feiern einen gelungenen Wahlkampf, Thomas Kellerbauer bewahrt mustergültig Haltung

Von Alexandra Vettori, Eching

Die Erste, die dem neuen Bürgermeister von Eching, Sebastian Thaler, um den Hals fällt, ist Genossin Elke Saulewicz. Da haben die Wahllokale gerade seit einer Dreiviertelstunde geschlossen. Es ist ein glatter Sieg für den 30-jährigen Thaler, der, wiewohl parteilos, für die SPD kandidierte. Schon als um 18.18 Uhr das erste Wahlbüro ausgezählt ist, liegt er vorn, ein Bild, das sich wiederholen wird, von Günzenhausen abgesehen, dem einzigen Wahllokal, wo CSU-Kandidat Thomas Kellerbauer mehr Stimmen bekommt.

Dabei kannten Sebastian Thaler noch vor einem halben Jahr gerade mal die Mitglieder des Echinger Tennisvereins, wo er spielt und Schiedsrichter ist. Jetzt wird er, der mit seiner Frau noch in München wohnt, der neue Bürgermeister von Eching, der viertgrößten Gemeinde im Landkreis Freising. Die Wahlbeteiligung ist mit 52 Prozent zwar wenig berauschend, doch die Politikinteressierten lassen es sich am Wahlabend nicht nehmen, Informationen aus erster Hand zu bekommen. So drängen sich viele Menschen im Foyer des Rathauses, den Blick fest auf die Wand gerichtet, wohin die neuesten Auszählungen projiziert werden. Fast jedes neue Wahllokal lässt die Thaler-Unterstützer jubeln. Nur in einer der hinteren Ecke bleibt es ruhig, dort steht Thomas Kellerbauer in einer kleinen CSU-Runde und bewahrt mustergültig Haltung.

Dort findet sich auch der amtierende Bürgermeister ein, Josef Riemensberger (CSU), seit 18 Jahren im Amt. Bis August wird er die Geschäfte noch führen und sie dann in die Hand des SPD-Mannes legen. Es sei ein sehr von Stimmungen geprägter Wahlkampf gewesen, betont er, "in dem die Fakten nicht so die große Rolle gespielt haben". Allerdings, mahnt der Noch-Bürgermeister, "ist die Stimmung nicht das, was in der täglichen Arbeit zählt, man wird sehen, was aus den Stimmungen letztendlich wird".

Dass der SPD-Kandidat am Ende so klar die Nase vorne hat, erklärt Riemensberger damit, "dass die Gruppierungen, die Thaler unterstützt haben, wesentlich aggressiver aufgetreten sind als die CSU". Mangelnde Unterstützung für Kellerbauer jedenfalls sei nicht der Grund gewesen. Das sieht Otmar Dallinger anders, der nach zwei früheren Kandidaturen für die Freien Bürger diesmal nicht in das Rennen um den Bürgermeisterposten gegangen ist: "Kellerbauer hatte aus seiner eigenen politischen Gruppierung heraus wenig Unterstützung. Er war überall, hat seine Flyer verteilt, war auf allen möglichen Veranstaltungen, aber er war immer allein. Thaler dagegen hatte eine tolle Unterstützung von mehreren Gruppierungen, die haben richtig angeschoben." Was die künftige Zusammenarbeit zwischen Gemeinderat und neuem Bürgermeister anbelange, so seien die Freien Bürger offen und auch in Zukunft teamfähig, versichert Dallinger.

SPD-Mitglied Elke Saulewicz steht die Freude auch nach einer halben Stunde noch ins Gesicht geschrieben: "Wir haben so gekämpft! Ich hätte meinen Glauben verloren, wenn Eching diese Chance eines wirklichen Neuanfangs nicht genutzt hätte." Ein Strahlen geht auch von Grünen-Gemeinderätin Siglinde Lebich aus, auch wenn sie immer wieder betont, ihr flammendes Kleid sei pink und wirke nur im Abendlicht des Rathausfoyers rot. "Ich freue mich", sagt sie, "dass wir jetzt einen jungen, dynamischen Bürgermeister bekommen." Die Grünen jedenfalls seien dabei, "jetzt wollen wir in Eching endlich etwas nach vorne bringen".

Mit Fassung trägt Bernhard Wallner, CSU-Gemeinderat aus Günzenhausen, die Niederlage. Immerhin hatte Kellerbauer hier die Nase vorne, sein Heimatdorf sei eine traditionelle CSU-Hochburg, so Wallner. Ansonsten aber habe man die Stammwähler in den übrigen Ortsteilen nicht ausreichend mobilisieren können, wie die niedrige Wahlbeteiligung zeige. Politisch blickte der CSU-Gemeinderat schon in die Zukunft, auf das neue Feuerwehrhaus, das in Günzenhausen entstehen soll. Thaler habe im Vorfeld signalisiert, dass der gewünschte dritte Stellplatz durchaus machbar wäre, sagte Wallner, "da hoffe ich jetzt, dass er Wort hält".

Parteikollegin und Gemeinderätin Heike Krauß aus Dietersheim schließt sich an: "Ich hoffe, dass Herr Thaler das alles im Sinne der Gemeinde regelt und alles hält, was er versprochen hat." Vor allem auf die überparteiliche Zusammenarbeit lege sie Wert, "das hätte Kellerbauer auch gemacht".

© SZ vom 04.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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