USA:Sexuelle Belästigung: US-Moderatorin verklagt Senderboss

Gretchen Carlson

US-Moderatorin Gretchen Carlson auf einem Archivbild von 2010.

(Foto: AP)
  • Die US-Journalistin Gretchen Carlson hat Roger Ailes, den Boss des konservativen TV-Senders Fox News, wegen sexueller Belästigung verklagt.
  • Die 50-Jährige war vor kurzem gefeuert worden - angeblich weil sie ihren Chef zurückgewiesen hatte.
  • Auch einem Co-Moderator wirft Carlson Übergriffe und Diskriminierung vor.
  • In einem Statement weist Ailes die Vorwürfe als "falsch" und "verleumderisch" zurück.

Von Katarina Lukač

Die 50-jährige Gretchen Carlson gehört zu den Veteraninnen des US-Fernsehens. Beim ebenso erfolgreichen wie konservativen Kabelsender Fox News moderierte sie in den vergangenen elf Jahren verschiedene Nachrichtensendungen - bis sie vor wenigen Wochen trotz glänzender Einschaltquoten plötzlich gekündigt wurde. Der Grund nach Carlsons Angaben: Sie habe Senderchef Roger Ailes abblitzen lassen, zitiert das US-Nachrichtenportal Politico aus der Anklage, die die Journalistin vor einem Gericht in New Jersey eingereicht hat. Mit ihrer detaillierten Schilderung der vermeintlichen Übergriffe durch einen der mächtigsten Konservativen des Landes hat Carlson in der US-Medienlandschaft ein Beben ausgelöst.

Vor laufender Kamera zum Schweigen gedrängt

Neben Ailes habe sie ihr Co-Moderator Steve Doocy jahrelang sexuell belästigt, diskriminiert und regelmäßig herablassend behandelt: "Er versuchte, sie vor laufender Kamera zum Schweigen zu bringen, indem er seine Hand auf ihren Arm legte und an ihm zerrte", schreiben Carlsons Anwälte nach Angaben des Branchenblatts The Hollywood Reporter.

Der 76-jährige Ailes wiederum habe sie in der Redaktion regelmäßig beäugt und aufgefordert "sich umzudrehen, damit er ihren Hintern sehen konnte", heißt es in dem Schriftstück weiter. Auch habe ihr Chef sie dazu gedrängt, körperbetonte Kleidung zu tragen. Seine Avancen wies Carlson nach eigenen Angaben stets zurück - zuletzt bei einem Treffen mit Ailes im vergangenen September, was das Fass zum Überlaufen gebracht haben soll: "Wir beiden hätten vor langer Zeit eine sexuelle Beziehung eingehen sollen", sagte Ailes der Moderatorin zufolge. Manche Probleme ließen sich auf diese Weise "leichter lösen". Neun Monate später war Carlson ihren Job los.

Roger Ailes

Carlsons Ex-Chef und Gründer des konservativen Senders Fox News: Roger Ailes.

(Foto: AP)

"Nicht so verdammt schnell eingeschnappt sein"

Carlsons Kritik an den vermeintlichen Übergriffen ihres Co-Moderators Doocy soll Ailes im Vorfeld immer wieder heruntergebügelt haben. Als er 2009 von einer Beschwerde Carlsons erfuhr, habe er diese als "Männerhasserin" bezeichnet und ihr dazu geraten "sich mit den Jungs zu vertragen". Als der Co-Moderator Carlson 2013 nach deren Angaben aus der gemeinsamen Sendung drängte, habe Ailes ihr vorgeworfen, sie bilde sich ein, dass nur Frauen rauer Wind entgegenwehe. Zugleich habe er ihr davon abgeraten, sich wegen Gleichberechtigung den Kopf zu zerbrechen und "wegen jeder Kleinigkeit so verdammt schnell eingeschnappt zu sein".

Mit ihrer Klage vor einem Gericht in New Jersey will die Journalistin, die in ihrer Jugend modelte und 1989 zur Miss America gekürt worden war, eine Entschädigung für den erlittenen Karriereschaden und psychischen Stress erstreiten.

Ailes: Carlsons Klage ist nichts als Vergeltung

Fox-News-Boss Roger Ailes gehört zu den schärfsten Kritikern von US-Präsident Obama und hat gilt als einer der mächtigsten konservativen Strippenzieher Amerikas. In einem Statement weist der 76-Jährige die Anschuldigungen als "falsch" und "verleumderisch" zurück. Die Klage sei nur eine "Vergeltungsaktion", weil ihr Vertrag nicht verlängert worden sei.

Der äußerst profitable Kabelsender Fox News gehört zum Medien-Imperium von Rupert Murdoch. In einem separaten Statement erklärte 21st Century Fox, dass das Unternehmen "volles Vertrauen" in Ailes und Doocy habe. Dennoch nehme man die Angelegenheit ernst und habe eine interne Untersuchung eingeleitet.

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