Republikaner-Parteitag:Donald junior: "Ich bin der Sohn eines großen Mannes"

Trump, Trump, Trump: Nach der offiziellen Kür preisen Tiffany und Donald jr. ihren Vater. Die Rede von Paul Ryan dagegen zeigt, dass Amerikas Konservative außer der Clinton-Verachtung nur wenig verbindet.

Von Matthias Kolb, Cleveland

Kein Abend ohne Auftritt von Donald Trump, das ist das inoffizielle Motto des Republikaner-Parteitags. Der Kopf des 70-Jährigen ist noch röter als sonst, als er sich per Video-Schalte aus dem Trump Tower zu Wort meldet. Es sei sehr bewegend gewesen zuzusehen, wie sein Sohn als Delegierter seines Heimatstaats New York das Votum abgab, das ihn offiziell zum Präsidentschaftskandidaten machte.

"Wir haben eine Bewegung gestartet, doch wir müssen den Weg zu Ende gehen", ruft der Geschäftsmann. Er verspricht erneut, dass er die Wahl am 8. November klar gewinnen werde. Und dass er am Mittwoch gemeinsam mit seinem Vizepräsidentenkandidaten Mike Pence auftreten werde. Normalerweise erscheint der Bewerber erst am allerletzten Abend, also in der Nacht auf Freitag, doch Donald Trump benötigt das Rampenlicht wie andere die Luft zum Atmen.

Eigentlich steht der zweite Abend unter dem Motto "Make America Work Again", doch auch nur halbwegs konkrete Ideen zur Arbeitsmarktpolitik sind Mangelware. Im Zentrum steht Trumps ältester Sohn Donald junior, der mit den Worten "Gratuliere, Dad. Wir lieben dich" um 19:11 Ortszeit den Polit-Außenseiter wirklich zum Bewerber der stolzen Grand Old Party macht.

Sohn Donald: Mein Vater versteht die normalen Amerikaner

"Wenn es unmöglich scheint, legt mein Vater erst los", sagt der 38-Jährige später in einer Rede und proklamiert überzeugt: "Ich bin der Sohn eines großen Mannes." Die Augen des Geschäftsmanns hätten geglitzert, als ihm alle das Scheitern seiner Politkarriere prophezeit hätten. Donald junior erinnert daran, dass es erst elf Monate her ist, dass sein Vater in der gleichen Halle in Cleveland mit elf Profipolitikern die erste TV-Debatte absolviert habe - und danach habe er sie alle besiegt.

Donald Trump sei sein "Mentor und bester Freund", sagt der Sohn. Weil er stets in Kontakt mit seinen Arbeitern geblieben sei und die Kinder dazu angehalten habe, auf der Baustelle mitzuhelfen, verstehe er die "echten Amerikaner" besser. Anders als die Demokratin Hillary Clinton brauche er keine Umfragen, um sich eine Meinung zu bilden.

Allzu viel Zeit verbringt er nicht damit, private Details über seinen Vater zu verraten - wie alle anderen Redner bezeichnet er die Demokratin als "Risiko" und ungeeignet fürs Weiße Haus. Da er selbst fünf Kinder habe, sorge er sich um die Zukunft seines Landes. Erstmals seit Generationen glaubten amerikanische Eltern, dass es der nachfolgenden Generation schlechter gehen werde. "Wenn Donald Trump Präsident ist, wird Amerika großartiger als es jemals war."

"Lass dich nie von Angst und Niederlagen einschüchtern"

Kurz spricht auch Tiffany, die jüngere und unbekanntere Trump-Tochter. Anders als bei Trumps Frau Melania gibt es ein paar persönliche Momente: Ihr Vater unterstütze sie auch in schweren Zeiten und überrasche ihre Freunde durch seinen Humor. Sie habe alte Nachrichten aus der Kindergarten- und Schulzeit aufgehoben, auf denen Vater Trump eher ihr Verhalten als die Noten mit "süßen Worten" kommentiert habe.

Die 22-Jährige, die gerade ihren Uni-Abschluss gemacht hat, klingt glaubwürdig, als sie sagt: "Ich liebe meinen Vater aus ganzem Herzen." Und natürlich betont Tiffany, wie ehrgeizig und erfolgreich ihr Vater sei. Die Trump-Erfolgsformel sei simpel: "Lass dich nie von Angst und Niederlagen einschüchtern."

Dem souveränen Auftritt der blondgelockten Tiffany Trump waren ein Dutzend Reden vorangegangen, die den Eindruck des ersten Tages bestätigen: Nur die Verachtung für Hillary Clinton hält die Republikaner zusammen. Besonders effektiv nimmt Chris Christie, der eigentlich selbst Präsident werden wollte, die Ex-Außenministerin auseinander. Ihre Bilanz sei desaströs ("Schuldig!", ruft das Publikum), sie gehöre wegen ihres E-Mail-Servers ins Gefängnis ("Sperrt sie ein!", tönt es in der Halle) und der Tod von vier Amerikanern im libyschen Bengasi ist allein ihre Schuld. Donald Trump, der ihn als Vize-Kandidaten verschmähte, bezeichnet Christie noch immer als "anständig, aufrichtig und mitfühlend".

Paul Ryan: Republikaner sollen konservative Ideen nicht aufgeben

Mit Mitch McConnell und Paul Ryan treten auch die mächtigsten Republikaner aus Senat und Repräsentantenhaus an diesem Tag ans Mikrofon. Während McConnell eine Attacke gegen Hillary Clinton an die nächste reiht, bemüht sich der Chef des Repräsentantenhauses als Einziger, etwas Substanzielles vorzutragen. Ryan hat lange gezögert, bevor er offiziell zur Wahl von Trump aufgerufen hat. Trotz der Unterstützung hat er Aussagen des Vorwahlsiegers als "rassistisch" gegeißelt.

Der 46-Jährige ist der bisher einzige Redner, der dafür wirbt, die Demokraten im "Wettbewerb der Ideen" zu besiegen. In Ryans Augen bedeutet das weniger Regulierung und mehr persönliche Freiheit, ohne dadurch die Armen oder die Mittelschicht zu vernachlässigen. Nach acht Jahren unter dem "moralisierenden und politisch korrekten" Barack Obama könnten die USA eine Präsidentin Clinton nicht verkraften.

Ryan, der 2012 als Vize gemeinsam mit Mitt Romney Star des Parteitags war, appelliert an die Partei, die konservativen Werte nicht zu vernachlässigen. Ein wirkliches Lob für den Kandidaten kommt dem aktuell ranghöchsten Republikaner nicht über die Lippen - er nennt Trumps Namen nur in einem Atemzug mit dessen Vize Mike Pence, der ähnlich tickt wie Ryan.

Auch der vergleichsweise hohe Anteil an Delegierten, der Trump die Gefolgschaft verweigert, verdeutlicht den Riss, der durch die Partei geht. In seiner Video-Botschaft versichert der Geschäftsmann, dass die Republikaner natürlich im Wechselwähler-Staat Ohio siegen würden. Doch ausgerechnet in jenem Staat, der die Krönungsmesse ausrichtet, geht die Partei-Elite am offensichtlichsten auf Distanz zum kontroversen Milliardär, der sich inzwischen als "Law and Order"-Kandidat inszeniert und ein temporäres Einreiseverbot für Muslime sowie die Wiedereinführung der Folter fordert.

Weil die Gastgeber aus Ohio, Gouverneur John Kasich und Senator Robert Portman, die Quicken Loans Arena nicht betreten, darf also etwa die Profigolferin Natalie Gulbis ans Mikrofon. Ihre Qualifikation: Sie kennt Trump aus dessen Reality-Fernsehsendung "Celebrity Apprentice". Anstelle von ehemaligen Präsidenten reden in Cleveland Figuren wie der glatzköpfige Dana White. Er ist der Präsident der Ultimate Fighting Championship und ruft: "Ich habe mein ganzes Leben im fight business verbracht und ich erkenne Kämpfer."

Angriffe und Floskeln haben die Republikaner in der Woche des Parteitags im Überfluss zu bieten. An Ideen dagegen mangelt es weiterhin.

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