US-Wahl:Trump, der Kriegsdienst und der Fersensporn

Donald Trump

Donald Trump (Mitte) in den 1960er-Jahren als Schüler an der New York Military Academy

(Foto: New York Military Academy)
  • Der Republikaner Donald Trump steht in der Kritik, weil er die Eltern eines im Irak gefallenen US-Soldaten kritisiert hat.
  • Trump selber ist einem Einsatz im Vietnamkrieg entgangen - durch eine medizinische Befreiung, die Rätsel aufgibt.
  • Den Akten zufolge litt Trump damals an einem Fersensporn.

Von Benedikt Peters

Der junge Donald Trump war ein begeisterter Sportler, er spielte Squash, Tennis, Football und Golf. Bis zum Alter von 22 Jahren erfreute er sich bester Gesundheit. Als er dann 1968 zum Militärdienst eingezogen werden sollte - seit vier Jahren kämpften US-Soldaten in Vietnam - wurde er befreit. Diagnose: Fersensporn.

Die Geschichte ist seit längerem bekannt und doch für US-Medien von besonderer Aktualität. Trumps knöcherner Auswuchs am Fuß, der Schmerzen beim Gehen verursachen kann, ist der New York Times eine große Geschichte wert, auch andere US-Medien greifen die Krankenhistorie Trumps auf. Daran ist der republikanische Präsidentschaftskandidat nicht unschuldig.

Trump steht seit Tagen in der Kritik, weil er die muslimischen Eltern eines im Irakkrieg gefallenen Soldaten beleidigt hat. Die beiden waren auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten aufgetreten. In einer bewegenden Rede sprach der Vater, Khizr Khan, über seinen toten Sohn Humayun. Er hatte sich 2004 im Irakkrieg einem mit Sprengstoff beladenen Auto in den Weg gestellt und damit das Leben vieler anderer US-Soldaten gerettet. Sein Sohn habe sein Leben gegeben, seine Kameraden zu retten. Trump selbst aber habe "nichts und niemanden geopfert", rief Khizr Khan.

Trump reagierte - zum Ärger führender Republikaner - dünnhäutig und unsensibel: Er habe sehr wohl "viele Opfer gebracht", sagte er im Interview mit dem Fernsehsender ABC. Er habe "Tausende Jobs und tolle Strukturen geschaffen. Ich hatte wahnsinnigen Erfolg."

Die Sache mit den "Opfern" droht Trump nun im Wahlkampf zu belasten. Die New York Times hat die Bemerkung zum Anlass genommen, sich noch einmal genau anzuschauen, wie und warum Trump damals, 1968, dem Militärdienst entging.

Erinnerungslücken zur ärztlichen Behandlung

Die Befreiung wegen des Fersensporns war demnach nicht die erste, die man dem damals 22-Jährigen bewilligte. Trump hatte bereits vier vorübergehende Befreiungen wegen seines Studiums erhalten, was nicht unüblich war. Er studierte Wirtschaftswissenschaften, zunächst an der New Yorker Privatuniversität Fordham, dann an der renommierten Wharton School der University of Philadelphia.

In Fordham spielte er Squash, Football und Tennis, in Wharton Golf. Von seinem Vater wurde er als 13-Jähriger wegen Verhaltensauffälligkeiten an der New York Military Academy eingeschrieben. Dort musste er auch militärische Übungen absolvieren. Eine Biografie zitiert ihn mit dem Satz, die Übungen dort seien härter gewesen als beim echten Militär.

Dass der junge Trump ein guter Sportler war, bedeutet natürlich nicht, dass er sich nicht plötzlich verletzt haben könnte. Es gibt aber noch weitere Details, die die Geschichte vom Fersensporn zumindest merkwürdig klingen lassen.

Der "gesündeste Kandidat aller Zeiten"?

In einem Interview im Juli 2016 sagte Trump, der Fersensporn sei nur eine vorübergehende Sache gewesen, ein kleineres Leiden, das ihn nicht groß beeinflusst habe. An den Namen des Arztes, der ihm das Attest für die Befreiung ausstellte, könne er sich nicht erinnern.

Eine weitere Lücke in der Erinnerung des Präsidentschaftskandidaten betrifft das Körperteil seines Leidens. Auf einer Pressekonferenz im vergangenen Jahr konnte er nicht sagen, an welchem Fuß er an Fersensporn litt. Sein Team veröffentlichte später ein Statement, in dem es hieß, beide Füße seien betroffen gewesen.

Sein langjähriger Privatarzt, Harold Bornstein, sagte bereits im Dezember 2015, Trump hätte in vier Jahrzehnten keine gesundheitlichen Probleme gehabt. Im Falle seiner Wahl sei er "das gesündeste Individuum, das jemals zum US-Präsidenten gewählt wurde."

Sein Wahlkampfteam hat in der Vergangenheit außerdem angegeben, Trump sei nicht für den Kampf in Vietnam eingezogen worden, weil er bei der landesweiten Lotterie, die 1969 die Reihenfolge junger Männer für den Kriegsdienst regeln sollte, eine hohe Nummer gezogen habe. Bei einem medizinischen Attest, wie es Trump angibt, gehabt zu haben, hätte er diese hohe Nummer aber gar nicht gebraucht.

Nun ist Donald Trump beileibe nicht der einzige Präsidentschaftskandidat, dem es gelang, einen Einsatz im Vietnamkrieg abzuwenden. Den US-Bürgern gilt der Krieg als nationales Trauma, knapp 60 000 Soldaten des Landes fielen.

Auch George W. Bush, der zu dieser Zeit wie Trump Anfang zwanzig war, ging nicht nach Vietnam, sondern diente in der Nationalgarde - zu Hause in den USA. Und Bill Clinton, der zu der Zeit eine Reserveoffiziersausbildung beginnen sollte und daher nicht eingezogen wurde, schrieb an einen Vorgesetzten: "Danke, dass Sie mich vor dem Einsatz gerettet haben." Andere hochrangige Politiker, wie etwa der amtierende Vizepräsident Joe Biden, erhielten ähnlich wie Trump Befreiungen vom Militärdienst.

Es gibt jedoch einen wesentlichen Unterschied zu Trumps Geschichte: Im Gegensatz zu dem republikanischen Kandidaten haben diese Politiker nicht in eine Debatte um Kriegshelden und Opfer verstrickt. Sie haben sich auch nicht mit den Eltern eines toten Soldaten angelegt.

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