US-Präsidentschaftswahl:"Überhitzung": Hillary Clinton verlässt 9/11-Feier

Hillary Clinton

Hillary Clinton winkt nach ihrem Schwächeanfall mit demonstrativ guter Laune den Reportern zu.

(Foto: AP)
  • Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton leidet seit einigen Tagen unter einer Lungenentzündung.
  • Bei der Gedenkveranstaltung zu 9/11 sei sie "überhitzt und dehydriert" gewesen, erklärte ihre Ärztin Lisa Bardack.
  • Clintons Herausforderer Trump und andere Republikaner wie Rudy Giuliani haben wiederholt den Gesundheitszustand der 68-Jährigen zum Thema gemacht.

US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat ihren Besuch bei den Gedenkfeiern für die Opfer der Anschläge vom 11. September 2001 aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig abgebrochen. Clinton sei es zu heiß geworden, teilte ein Sprecher ihres Wahlkampfteams mit. Sie habe die Feier in New York noch vor deren Ende nach etwa 90 Minuten verlassen.

Clinton sei in die nahegelegene Wohnung ihrer Tochter Chelsea gegangen und fühle sich inzwischen wieder viel besser. Später verließ die Kandidatin der Demokraten die Wohnung und erklärte vor Reportern, die fühle sich "großartig".

Clinton sei bei der Gedenkveranstaltung "überhitzt und dehydriert" gewesen, erklärte später ihre Ärztin Lisa Bardack in einer von Clintons Wahlkampfteam veröffentlichten Mitteilung. Bardack hatte Clinton nach ihrem Verlassen der Gedenkfeiern zu 9/11 in ihrem Haus in Chappaqua im US-Bundesstaat New York untersucht. Bereits am Freitag sei bei Clinton eine Lungenentzündung diagnostiziert worden, hieß es weiter. Die 68-Jährige habe unter starkem Husten im Zusammenhang mit Allergien gelitten und Antibiotika erhalten. Außerdem sei ihr zu Ruhe und einem eingeschränkten Terminplan geraten worden.

Gesundheitszustand Clintons immer wieder Thema

Ihr Herausforderer Donald Trump und andere Republikaner wie Rudy Giuliani haben wiederholt den Gesundheitszustand der 68-Jährigen zum Thema gemacht und in Frage gestellt, ob sie genug Energie für das Präsidentenamt hat (mehr in diesem SZ-Artikel). Trump ist 70 Jahre alt.

Die Kabelsender unterbrachen am Sonntag, als die USA der nahezu 3000 Toten der Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon, ihre geplante Berichterstattung. Statt dessen debattierten sie über ein Video, auf dem eine sichtlich geschwächte Clinton von Helfern in einen Van geführt wird, während Secret-Service-Agenten die Szene abschirmen.

Für Clinton, die wegen eines abfälligen "50 Prozent sind erbärmlich"-Kommentars über Trumps Anhänger am Wochenende in der Kritik steht, ist dieser Vorfall äußerst unangenehm. Sie und die Demokraten haben die Aussagen von Trump, Giuliani und Co. stets als überzogen und Ablenkungsmanöver bezeichnet - nun erleidet die Kandidatin während eines nationalen Gedenktags einen Schwächeanfall.

Nach einer Hitzewelle im Nordosten der USA war die Temperatur am Sonntagmorgen mit etwa 27 Grad recht angenehm. Doch ist durchaus denkbar, dass ein monatelanger Wahlkampf rund um die Uhr Kandidaten wie Clinton (und Trump) schwächt. Vielleicht hatte die Kandidatin auch einfach nur zu wenig getrunken.

Debatte über Clintons Fitness wird nicht enden

Dass die Spekulationen weiter gehen, liegt neben dem obigen Video auch daran, dass es 90 Minuten lang keine Informationen über Clintons Aufenthaltsort gab und ihr kein Reporter folgen durft. Üblicherweise folgt ein pool aus Journalisten den Kandidaten auf Schritt und Tritt. Wer Clinton misstraut - und das tun viele Konservative - sieht hier den Beleg für eine Vertuschung.

Im Dezember 2012 hatte Clinton eine Gehirnerschütterung und kurz darauf ein Blutgerinnsel. Ihr Arzt hat in einem im Juli veröffentlichten Brief Clintons Gesundheitszustand als "exzellent" beschrieben und erklärt, sie sei fit, um die Aufgaben einer Präsidentin zu erfüllen. Allerdings sind die Dokumente, die beide Kandidaten über ihren Gesundheitszustand veröffentlicht haben, weniger umfangreich als die Materalien, die Obama und Mitt Romney 2012 publik machten.

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