US-Wahl:Trump-Foundation - Stiftung für Imagepflege

Republican presidential nominee Donald Trump appears at a campaign rally in Miami

Donald Trump bei einem Wahlkampfauftritt in Miami.

(Foto: REUTERS)

Donald Trump behauptet gerne, "viele Millionen" zu spenden. Belege dafür sind rar: Viel spricht allerdings dafür, dass er sich mit dem Geld anderer Leute brüstete und seine Stiftung dafür nutzte, um Politiker zu beeinflussen.

Von Matthias Kolb, Washington

US-Wahlkämpfe sind gepägt von Aufgeregtheit und Spekulationen, doch mit Donald Trump wird alles noch viel kurzatmiger. Am Freitag sagte der Republikaner-Kandidat erstmals öffentlich, dass Barack Obama in den USA geboren wurde - und verknüpfte dies mit Lügen über Hillary Clinton (Details hier). Später legte der Provokateur nach und sagte, die Leibwächter der Demokratin sollten ihre Waffen niederlegen: "Lasst uns sehen, was mit ihr passiert."

Zu diesen Meldungen kommen Umfrage-Ergebnisse, wonach Trump in mehreren swing states (Iowa, Ohio, Nevada, Florida) nun vorne liegt und das Rennen um die Obama-Nachfolge richtig knapp werden dürfte. Dies sind die Tage, in denen die Journalisten und "Experten" im Kabel-TV stundenlang reden, ohne wirklich etwas zu wissen - und in denen die Bedeutung von beharrlicher Recherche-Arbeit noch offensichtlicher wird.

Viele Fragen zu "vielen Millionen"

Dass es dazu nicht mehr braucht als Stift und Notizblock, zeigen die Nachforschungen des Reporters David Fahrenthold zu den Spenden von Donald Trump. Der Geschäftsmann spricht gern über die "vielen Millionen", die er für wohltätige Zwecke spendete. Trumps Reichtum und seine "Ich schulde niemand etwas"-Haltung waren entscheidend, um Millionen Anhänger zu begeistern und zum Präsidentschaftskandidaten nominiert zu werden.

Ende Januar, kurz vor der ersten Vorwahl, boykottierte Trump eine TV-Debatte und inszenierte stattdessen eine bizarre Gala für Veteranen. Mehrere Millionen habe er an diesem Abend für Ex-Soldaten gesammelt und eine Million zahle er selbst, tönte Trump damals in Iowa. Im Mai fragte Fahrenthold für die Washington Post nach, an wen das viele Geld überwiesen wurde. Weil er von Trumps Mitarbeitern keine Antworten bekam, kontaktierte der Reporter hunderte Organisationen in den USA. Per Hand schreibt er mit und veröffentlicht seine Recherchen (wir sind ja im Jahr 2016) via Twitter, wo er auch um Tipps bittet.

Ende Mai schimpfte Trump auf einer Pressekonferenz auf die "schmierigen, unehrlichen Journalisten" und gab bekannt, dass 5,6 Millionen Dollar ausgezahlt wurden. Ausgestellt worden waren die Schecks aber erst, nachdem die Washington Post nachfragte. Fahrenthold bleibt am Thema dran und versucht seither, den Kandidaten zu mehr Transparenz zu zwingen, damit die Wähler sich ein besseres Urteil bilden können.

Die Recherchen der Post offenbaren all die Ausflüchte und jene Pseudo-Transparenz, die Polit-Neuling Trump seit Monaten auszeichnen. Über seine körperliche Fitness (relevantes Thema bei einem 70-Jährigen) spricht er nur in einer TV-Show und veröffentlicht nur eine Seite. Und der Mann, der sich für seine Geschäftserfolge brüstet, ist seit Jahrzehnten der erste Bewerber, der seine Steuererklärungen nicht offen legt: So können Wähler nicht nachprüfen, ob Trump a) wirklich Milliardär ist, b) Geschäfte im Ausland gemacht hat, die zu Interessenskonflikten führen und c), wie viel Steuern er überhaupt bezahlt hat.

Trump-Experten wie der Buchautor David Cay Johnston nennen den 70-Jährigen einen "Trickbetrüger, dessen Geschäftsmodell darin besteht, Geld aus Unternehmen herauszusaugen und das Gerippe liegen zu lassen" (mehr in diesem SZ-Interview). Und auf seltsame Vorgänge stößt auch David Fahrenthold immer wieder.

Die Trump-Stiftung inszeniert sich mit dem Geld anderer Mäzene

Zuletzt beschrieb er en detail eine bemerkenswerte Leistung des Geschäftsmanns: Trump nutzte die "Donald J. Trump Foundation" dazu, um sich als Wohltäter zu inszenieren, ohne selbst Geld auszugeben. 2009 und 2010 sammelte Trump bei einer Stiftung aus New Jersey, der Charles Evans Foundation, 150 000 Dollar ein, um Polizisten in Florida zu unterstützen. Die Trump Foundation spendete in beiden Jahren eine Summe von, genau, 150 000 Dollar. Ohne selbst einen Dollar beizusteuern, konnte sich Trump im Rampenlicht feiern lassen.

Es kommt noch besser: Die "Palm Beach Police Foundation", die die Spenden erhielt, zahlte zumindest 2014 mehr als eine Viertelmillion Dollar Miete für Trumps Privatclub Mar-a-Lago; womöglich verdiente der Geschäftsmann also an seiner Pseudo-Wohltätigkeit. Aus den Steuerunterlagen der Trump-Stiftung geht zudem hervor, dass der 70-Jährige 2008 das letzte Mal selbst Geld überwiesen hat.

Trump wittert eine "schmierige Kampagne" - und greift an

Die Antworten auf Fahrentholds Recherchen sind typisch für das Trump-Lager. Interviews werden abgebrochen, sobald nach der Wohltätigkeitsarbeit gefragt wird. Per Statements und via Social Media wird eine "schmierige Kampagne" beklagt, doch der Kandidat will (oder kann) keine Dokumente vorlegen, die das Gegenteil belegen. Andere Fälle gibt es genug: Bis heute wird der Öffentlichkeit nichts präsentiert, wodurch Zweifel ausgeräumt würden, dass Trumps Ehefrau Melania nicht illegal in die USA eingereist ist (im komplexen US-Migrationssystem kann jeder den Überblick verlieren, doch für den "Law and Order"-Kandidat Trump ist das Thema brisant).

Auf den ersten Blick mögen manche Geschichten der Washington Post bizarr wirken: So sucht Fahrenthold via Twitter nach einem großformatigen Trump-Porträt, für das die allgemeinnützige "Trump Foundation" 20 000 Dollar zahlte. Viel spricht dafür, dass es in einem Golfklub in New Jersey hängt und dadurch "keinen wohltätigen Zweck" erfüllt, wie ein Steuerfachmann erklärt.

Die "Trump Foundation" musste bereits 2500 Dollar Strafe zahlen, weil sie trotz ihrer Gemeinnützigkeit 25 000 Dollar im Herbst 2013 für die Wahlkampagne von Floridas Generalstaatsanwältin Pam Bondi gespendet hat. Diese Zuwendung sorgt aus zwei Gründen für Aufsehen: Einerseits hat die Republikanerin Bondi anders als Staatsanwälte in New York keine Ermittlungen zur umstrittenen Trump University angestellt. Andererseits hat der Geschäftsmann im Wahlkampf oft damit angegeben, das "korrupte Polit-System" zu seinem Vorteil benutzt zu haben und sich durch Spenden Einfluss auf Politiker gesichert zu haben, was er in diesem Fall plötzlich bestreitet. Laut New York Times hat Trump den Scheck jedoch unterschrieben, bevor erste Presseartikel über mögliche Ermittlungen in Florida erschienen.

Für New Yorks Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman (ein vom Volk gewählter Demokrat) reichen die Berichte jedoch aus, um Ermittlungen gegen die in New York registrierte Trump-Stiftung aufzunehmen, was Trump als parteiische Schützenhilfe für die Clintons abtut. Deren Familienstiftung (mehr bei SZ.de) beschreibt der Republikaner seit Monaten als "kriminelle Organisation", die der persönlichen Bereicherung der ehemaligen Präsidentenfamilie diene und seine Kritik an der "Betrügerin Hillary" belegen soll. Zuletzt schaltete sich Bill Clinton in die Debatte ein: Er würde gern wissen, wie viel Geld Trump für die Menschen auf Haiti gesammelt habe (die dortige Arbeit der Clinton Foundation wird jedoch von vielen kritisch gesehen).

Die Ungereimtheiten um die Spenden werden seit Tagen bei Trumps Lieblingsmedium Twitter debattiert - und hier lassen sich auch viele Fragen von Fahrenthold und anderen Journalisten an die Pressesprecher des Republikaners nachlesen. Einen besonderen Vorschlag im klassischen Trump-Stil macht nun Mark Cuban, Milliardär und Besitzer des Nowitzki-Clubs Dallas Mavericks. Er werde zehn Millionen Dollar spenden, wenn Trump sich vier Stunden von ihm interviewen lasse, verspricht der Clinton-Fan Cuban.

Welche Auswirkungen Trumps fehlende Transparenz, sein "Vertraut mir, ich mache keine Fehler" und seine nebulösen Aktivitäten für den Wahlausgang haben könnten, lässt sich kaum vorhersagen. Die Nachfragen werden bis zum Wahltag am 8. November jedoch nicht nachlassen: In den drei TV-Debatten wird es sicher auch um die Aktivitäten und offenen Fragen rund um die Stiftungen der Kandidaten gehen. Und hier hat der Republikaner Trump mittlerweile mehr zu erklären als die Demokratin Clinton.

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