US-Wahlkampf:Prominente Republikaner lassen Trump fallen

  • Der bekannteste Politiker, der seine Wahlempfehlung zurückzog, ist John McCain. Auch Arnold Schwarzenegger will zum ersten Mal nicht die Republikaner wählen.
  • Einige Republikaner fordern, dass Trump seinen Platz seinem Vize Mike Pence überlässt.
  • Unterstützung erhält Trump von Ehefrau Melania.

Von Johannes Kuhn, New Orleans

Die Folgen des Trump-Videos? Eine Liste, die ständig länger wird. Auf ihr befinden sich inzwischen Dutzende republikanische Senatoren, Abgeordnete und Gouverneure. Sie alle haben ihre Wahlempfehlung zurückgezogen, erstmals explizit ausgeschlossen, Trump zu wählen oder fordern den Republikanerkandidaten zum Rückzug auf.

Der bekannteste Politiker, der seine Wahlempfehlung nun widerrief, ist John McCain: Der Präsidentschaftskandidat von 2008 und Senator aus Arizona erklärte, er könne Trumps Kandidatur "unmöglich weiter unterstützen, nicht einmal unter Vorbehalt". McCain hatte Trump nach dessen Vorwahl-Sieg unterstützt, obwohl dieser sich über seine Kriegsgefangenschaft lustig gemacht hatte. Der 80-Jährige muss im November seinen Sitz im Senat verteidigen.

Auch der einflussreiche Abgeordnete Jason Chaffetz aus Utah macht nun einen Rückzieher. Andere wie Senatorin Lisa Murkowski (Alaska) hatten Trump nach seiner Nominierung zwar zögerlich unterstützt, aber nicht explizit zu seiner Wahl aufgerufen - nun positionieren sie sich explizit gegen ihn. Murkowski gehört zu den mehr als 20 prominenten Republikanern, die Trump auffordern zurückzutreten.

Auch Kaliforniens ehemaliger Gouverneur und Schauspieler Arnold Schwarzenegger kündigte an, bei der US-Präsidentschaftswahl am 8. November nicht für Trump zu stimmen. Es sei das erste Mal, dass er einen republikanischen Spitzenkandidaten nicht unterstütze, seit er 1982 US-Staatsbürger geworden sei, schrieb Schwarzenegger auf Twitter: "Aber so stolz ich auch bin, mich als Republikaner zu bezeichnen - es gibt eine Bezeichnung, die ich mehr schätze als alles andere: Amerikaner."

Trump selbst will davon jedoch nichts hören. Er werde "nicht in einer Million Jahren aus dem Rennen aussteigen", sagte er. Unterstützung bekam er von Ehefrau Melania Trump, die zur Zeit der Aufnahmen (2005) gerade schwanger war. Sie bezeichnete die Äußerungen ihres Mannes als "inakzeptabel und beleidigend für mich". Die Aussagen stünden aber nicht für den Mann, den sie kenne. "Ich hoffe, dass die Menschen seine Entschuldigung akzeptieren, so wie ich es getan habe, und sich auf die wichtigen Themen konzentrieren, die unser Land und die Welt angehen."

Gleichzeitig mehren sich die Stimmen, die fordern, dass Trump seine Position zugunsten von Vize Mike Pence räumt. (Was passiert, wenn Trump aufgibt? Mehr dazu hier.) Nur so sei ein Clinton-Sieg jetzt noch zu vermeiden, sagt auch Cory Gardner, Senator aus Colorado: "Wenn Donald Trump Hillary Clinton besiegen möchte, sollte er den einzigen Schritt machen, der das möglich machen würde: sich zurückziehen und Mike Pence erlauben, als republikanischer Kandidat anzutreten."

"Genug", schreibt Condoleezaa Rice

Senate Armed Services Committee Holds Hearing Army Chief Of Staff Nomination Hearing For Army Gen. Mark Milley

Unterstützt Trump nicht mehr: der Republikaner John McCain

(Foto: AFP)

In diese Richtung äußerte sich auch die ehemalige Außenministerin Condoleezza Rice. "Genug", schrieb sie auf ihrer Facebook-Seite. "Donald Trump sollte nicht Präsident werden. Er sollte sich zurückziehen. Als Republikanerin möchte ich jemanden unterstützen, der die Würde und das Format für das höchste Amt in der großartigsten Demokratie der Welt mitbringt."

Rice kann es sich leisten, auf ihr Gewissen zu hören. Für jene Republikaner, die im Herbst zur Wahl stehen, spielen vor allem strategische Gründe eine Rolle: Nehmen es die Wähler ihnen übel, wenn sie zu Trump halten? Das könnte in umkämpften oder moderaten Wahlkreisen und Staaten der Fall sein. Oder treten sie in jenen konservativen Hochburgen an, wo eine Abkehr als Verrat verstanden würde?

Und was ist, wenn der Immobilien-Milliardär doch ins Weiße Haus einziehen sollte und die Mittel hat, innerparteiliche Gegner im Kongress zu sabotieren? Die Republikaner des Repräsentantenhauses schalten sich am Montag zu einer Telefonkonferenz zusammen, um über ihre Haltung zu beraten.

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Für jene Republikaner, die womöglich 2020 in das Rennen um das Amt des Präsidenten einsteigen wollen, geht es ebenfalls um den Eindruck, den sie nun hinterlassen: Repräsentantenhaus-Sprecher Paul Ryan, Ex-Kandidat Marco Rubio und Ted Cruz gehören in das Lager derer, die Trump zwar kritisieren, ihre Empfehlung aber nicht zurückziehen. Ähnlich halten es andere Funktionäre, die sich nicht dem Vorwurf der Parteibasis aussetzen wollen, illoyal zu sein und der "in Wirklichkeit viel schlimmeren" Hillary Clinton den Weg ins Weiße Haus zu ebnen.

Wenig versöhnlich klang Mike Pence, der Medienberichten zufolge offenbar ziemlich verärgert war. Der Vize-Kandidat sagte am Samstag einen Auftritt in Wisconsin ab und ließ eine Erklärung verbreiten. Er sei von den Äußerungen Trumps "gekränkt", sie seien "nicht zu entschuldigen". Trotzdem zeigte Pence sich dankbar für dessen Entschuldigung und sagte, er hoffe, dass Trump am Sonntag in der TV-Debatte zeige, "was in seinem Herzen ist". Dass diese Aussagen sich weder als Illoyalität, noch als unbedingte Solidarität interpretieren lassen, ist wohl beabsichtigt. Seinen Einsatz auf Trumps Wahlkampfveranstaltungen setzt Pence laut New York Times für 48 Stunden aus.

Wie ernst die Lage ist, zeigt das Schweigen bekannter Trump-Unterstützer: Newt Gingrich, Chris Christie und Rudy Giuliani hatten bislang für jede Trump-Kontroverse eine Erklärung parat. Am Samstag äußerten sich die drei Politiker nicht - lediglich Giuliani sagte beim Verlassen des Trump Towers über die scharfe Kritik aus den Reihen der Partei: "Hier geht es um Insider gegen Außenseiter."

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