"Youporn-Party" im Schrannenclub:"Wir sind kein Sextempel"

Die Aufregung um die "Youporn-Party" im Schrannenclub geht weiter. Politiker aller Parteien sind besorgt um den Ruf der Schrannenhalle.

Christian Mayer

Tanzabende haben es ja manchmal an sich, dass man hinterher leicht benommen nach Hause geht. Bei dieser Clubnacht verhält sich die Sache aber genau andersherum: Die beteiligten Personen wirken bereits vor Beginn restlos überdreht.

"Youporn-Party" im Schrannenclub: Kultur in der Schrannenhalle ist angesagt, wenn Abtprimas Notker Wolf und seine Band zur Gitarre greifen.

Kultur in der Schrannenhalle ist angesagt, wenn Abtprimas Notker Wolf und seine Band zur Gitarre greifen.

(Foto: Foto: Stephan Rumpf)

Grund für die Aufregung ist die "Youporn"-Party am Samstag, die von der Agentur "Randomevents" veranstaltet wird - und zwar nicht, wie in einigen Blättern zu lesen war, in der Schrannenhalle selbst, sondern im Keller des Gebäudes.

Vor allem CSU-Stadtrat Richard Quaas hatte sich empört darüber geäußert, dass die Party - lizensiert von einem amerikanischen Pornoportal - überhaupt stattfinden darf, und das mitten im Zentrum.

Bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz sah sich Geschäftsführer Klaus Lochbihler veranlasst, sich erst mal in aller Form bei den Marktkaufleuten in der Schrannenhalle zu entschuldigen - allerdings nicht für sein eigenes Fehlverhalten, sondern für das der Medien.

Lochbihler bat um Verzeihung für die angeblich sensationsgeilen Berichte in zwei Boulevardzeitungen. Von einer Pornoparty in der Schrannenhalle könne überhaupt keine Rede sein, der Keller liege schließlich vier Meter unter der Erde, Live-Acts oder andere verbotene Darbietungen seien nie geplant gewesen, und das Fest sei auch nicht Teil des Kulturprogramms.

"Die Mitarbeiter bei uns arbeiten nicht in einem Sextempel", sagte der Geschäftsführer, der das Treiben Samstagnacht persönlich überwachen will, "selbst wenn das eigentlich gar nicht meine Absicht war".

"Wir sind kein Sextempel"

Auch wenn Lochbihler den Schulterschluss mit den Händlern sucht, gibt es hinter den Kulissen deutliche Kritik an der Veranstaltung. Und die Sorge, dass der Ruf der Schrannenhalle weiter leiden könnte.

Der Vorsitzende des Bezirksausschusses Altstadt/Lehel, Wolfgang Püschel (SPD), äußerte sich als Mitglied des Schrannenbeirats bei der Pressekonferenz zurückhaltend: "Man hätte genauer hinschauen können, was das für eine Veranstaltung ist."

Zugleich bedauerte er es, dass durch die Berichterstattung ein falsches Bild der Schrannenhalle vermittelt werde. Püschel forderte die CSU auf, endlich wieder einen Vertreter in den Beirat zu schicken, um sich über das Programm zu informieren. Stadtrat Richard Quaas hatte den Schrannen-Beirat aus Protest gegen die kommerzielle Ausrichtung Anfang des Jahres verlassen.

In einem Punkt hat Lochbihler, der sich wenig versöhnlich zeigte, jedenfalls Recht: Statt sich mit der Sache auseinanderzusetzen, beschränken sich die Lokalpolitiker auf Presseerklärungen. FDP-Stadträtin Christa Stock meldete sich am Donnerstag lautstark zu Wort: "Im Falle der Schrannenhalle, die mit öffentlichen Geldern errichtet wurde und mit einem städtischen Beirat besetzt wird, sollte das Kulturprogramm mit der Landeshauptstadt abgesprochen werden - Bürgergelder für Porno-Partys sind nicht gerechtfertigt."

Die Aufregung geht also weiter, obwohl es keinen wundern sollte, wenn die Mottoparty vor allem eines sein wird: unspektakulärer, als es sich manche erhoffen.

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