Nigerias Präsident:"Meine Frau gehört in die Küche"

  • Nigerias Präsident Muhammadu Buhari hat nicht nur mit der Opposition im Land zu kämpfen, sondern auch mit seiner Ehefrau.
  • Diese zweifelt öffentlich an seinen Fähigkeiten, das Land zu regieren.
  • Dass er daraufhin beim Besuch in Berlin in die Machokiste greift, kommentiert Angela Merkel mit einem Zögern und einem Lächeln.

Es ist ziemlich lange her, dass sich ein Macho ungehindert im Berliner Kanzleramt äußern durfte. Gerhard Schröder, der mit diesem Image gerne kokettierte, ist seit elf Jahren nicht mehr im Amt - ein ziemlich machohafter Auftritt in der Elefantenrunde am Wahlabend mag damals mit dazu beigetragen haben, dass er sich nicht länger halten konnte.

Jetzt ist Angela Merkel die Chefin in dem Gebäude, das die Berliner ein bisschen verächtlich Waschmaschine nennen. Die Kanzlerin hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie, wenn's drauf ankommt, auch die breitbeinigsten Alphamännchen in die Schranken weisen kann.

Doch Muhammadu Buhari, der Präsident Nigerias, durfte beim Staatsbesuch in Berlin folgenden Satz aussprechen, der auf seine Ehefrau gemünzt war: "Ich weiß jetzt nicht genau, welcher Partei sie angehört. Aber eigentlich gehört sie ja in meine Küche, in mein Wohnzimmer und die anderen Zimmer in meinem Haus."

Eine Frau gehört in die Küche, hatte also der Präsident gesagt. Und was tat Merkel - die Frau, die vom Forbes-Magazin mehrfach zur mächtigsten Frau der Welt gewählt wurde? Folgte von ihr eine süffisante Replik über starke Frauen in der Politik? Legte sie den Kopf zur Seite, zog sie die Mundwinkel herunter, formte sie wenigstens die Hände zu einer Merkelraute, um gegenüber derart einfach gestricktem Männlichkeitsgehabe eine überlegenene Gelassenheit zu demonstrieren?

Nichts von alledem. Merkel stand etwa zwei Meter neben Buhari am Rednerpult, sie blickte den Präsidenten kurz an und nach einem kurzen Moment des Zögerns lächelte sie.

Vermutlich war es das Gebot diplomatischer Zurückhaltung, das die Kanzlerin über Buharis öffentlich ausgetragene Privatfehde hinweggehen ließ. Der Präsident reagiert mit seinen rüden Worten nämlich auf eine Äußerung seiner Frau. Diese hatte in einem BBC-Interview infrage gestellt, dass ihr Mann seine eigene Regierung unter Kontrolle habe. Den Großteil der Spitzenfunktionäre, die er ernannt habe, kenne er nicht einmal, so Aisha Buhari. Sie könne ihren Mann bei der kommenden Wahl nicht unterstützen, wenn er den Kurs der Regierung nicht verändere.

Der Präsident, ein 73-jähriger Muslim, hatte im Wahlkampf im vergangenen Jahr versprochen, die Korruption in Nigeria zu bekämpfen und härter gegen die islamistische Terrorgruppe Boko Haram vorzugehen. Beides geht eher schleppend voran und wegen des anhaltend niedrigen Ölpreises ist Buharis Regierung zu erheblichen Sparmaßnahmen gezwungen.

Buhari ließ an der Seite der Kanzlerin aber keinen Zweifel an seinen Fähigkeiten aufkommen. Es sei "nicht einfach", mit der Opposition in Nigeria umzugehen und alle zufriedenzustellen. Er hoffe, seine Frau erinnere sich daran, dass er erst bei seiner vierten Bewerbung um das Amt erfolgreich gewesen sei. "Ich behaupte daher, mehr zu wissen als sie und die Opposition".

Mal abwarten, was Aisha Buhari jetzt dazu sagt.

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