Fürstenfeldbruck:Blaues Licht

Skulpturenweg

Geschlossen erinnert "IV2003" an eine Antenne.

(Foto: Günther Reger)

Siegfried Kreitners "IV2003" auf dem Brucker Skulpturenpfad

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

Langsam heben sich die metallenen Streben, gehen auseinander, sanftblaues Licht strömt daraus hervor. Dann senken sich die Blätter wieder, schließen sich, das blaue Licht erlischt. Ein Vorgang, den man fast schon als meditatives Pulsieren beschreiben könnte. Die neue Skulptur "IV 2003", der neue Bestandteil des Skulpturenpfades, soll der Entspannung dienen und dem Innehalten in einer hektischen Zeit.

Seit Donnerstag ragt die vier Meter hohe Säule des Künstlers Siegfried Kreitner aus Essenbach in den Himmel. Im oberen Drittel sind die rund zwei Meter langen Paneele angebracht, die so konzipiert sind, dass sie sich im Minutenrhythmus heben und senken. Bis zur offiziellen Übergabe im November verharren sie jedoch in einer mittleren Position, sodass die Skulptur momentan eher einer bizarren Antenne der Stadtwerke ähnelt, in deren Nähe die Skulptur gebaut wurde. Bald soll es die Menschen jedoch dazu einladen, stehen zu bleiben, den Zyklus zu bewundern und einen Moment ihren hektischen Alltag zu vergessen.

Diese Intention gefällt auch Gerhard Derriks, Leiter der Kulturstiftung Derriks, die das Kunstwerk für den Skulpturenpfad bereitstellt. "Diese Technik nennt sich Minimal-Kinetik", erklärt er. "Kreitner hat sie entwickelt, als er längere Zeit in New York war, eine Antwort auf das hektische Leben dort." Er entwirft Figuren der minimalen Bewegung, meist ein Öffnen und schließen im langsamen Atemrhythmus. Die Figur "IV 2003", so genannt, weil es die vierte Arbeit des Künstlers im Jahr 2003 war, öffnet sich 30 Sekunden lang und schließt sich dann 30 Sekunden lang wieder wieder. "Wenn man möchte, kann man mitatmen," so Derriks.

"Eigentlich gehört die Skulptur eher in eine Zahnarztpraxis", meint er scherzhaft. "Die langsame Bewegung würde den Patienten etwas von ihrer Nervosität nehmen." Stattdessen findet sie nun in Fürstenfeldbruck einen dauerhaften Standort, nachdem sie bereits in Regensburg und Karlsruhe gestanden hat. Dort hat Derriks sie entdeckt. "Sie war aber verrostet. Ich habe das Unterteil dann verzinken lassen, der Künstler hat den oberen Teil lackiert und einen größeren Motor eingesetzt." Zum Aufbau waren sechs Männer nötig, rund drei Stunden dauerte das Unterfangen. Jetzt fehlt nur noch die Technik der Stadtwerke, dann kann die Skulptur am Freitag, 28. November um 18.30 Uhr bei einer offiziellen Veranstaltung in Betrieb genommen werden. Von da an wird sie sich rund um die Uhr bewegen, von 18 Uhr an auch leuchten. Was im ersten Moment nach einem hohen Energieverbrauch klingt, benötigt jedoch nicht mehr als 55 Watt. "Das sind 60 Euro im Jahr", so Derriks.

Das Kunstwerk wird Aufmerksamkeit erregen, darin ist er sich sicher. Das tut sie sogar schon jetzt, auch ohne Bewegung und Lichteffekte. Die meisten Passanten, die über die Brücke Richtung Veranstaltungsforum spazieren, halten inne und betrachten erstaunt das Gebilde, das auch ein wenig Ähnlichkeit mit einer überdimensionalen Designerlampe hat. "Kunst und Kultur soll den Menschen nahe gebracht werden", findet Deriks. "Das klappt aber nur, wenn sie für die Leute sichtbar ist." Mit "IV 2003" scheint er sein Ziel erreicht zu haben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: