Jagdsaison:Lästige Wildschweine in den bayerischen Wäldern

Großstadtdschungel Berlin

In der aktuellen Jagdsaison wurden in Bayern 85 436 Wildschweine geschossen.

(Foto: Gregor Fischer/dpa)
  • In den Wäldern in Bayern leben Abertausende Wildschweine - die genaue Zahl kennt niemand.
  • Sie richten große Schäden an, vor allem in Maisfeldern und Rapsäckern.
  • Inzwischen lebt das Schwarzwild sogar in den Wäldern rund um die bayerischen Großstädte herum.

Von Christian Sebald

Neulich im Hofoldinger Forst: Plötzlich ein Knacken im Unterholz, dann ein Grunzen und schon läuft eine Schar graubrauner Wildschweine über die Forststraße, die Leitbache vorneweg, der Nachwuchs hinterher. So schnell verschwinden die Tiere im Dickicht der jungen Bäume, dass man gar nicht zählen kann, wie viele es sind. Dabei galt der Hofoldinger Forst lange als einer der wenigen Wälder im Raum München, in denen die Wildschweine nicht anzutreffen sind. Die Zeiten sind vorbei, die Tiere dringen selbst in die Außenbezirke Münchens, Augsburgs und anderer Großstädte Bayerns vor.

Dabei machen die Jäger schärfer denn je Jagd auf das Schwarzwild. "Mit 85 436 Stück ist im Jagdjahr 2015/2016 in Bayern so viel Schwarzwild erlegt worden wie nie zuvor", sagt Jürgen Vocke, der Präsident des Bayerischen Jagdverbandes. "Die seit dem Jahr 2000 anwachsende Strecke hat ein Maximum erreicht." Noch 1999/2000 erlegten Bayerns Jäger knapp 34 000 Wildschweine, fünf Jahre später waren es bereits 55 000. Seit 2012 schnellten die Wildschwein-Strecken noch einmal deutlich nach oben: erst auf 66 000, dann auf 71 000 und jetzt auf gut 85 000 - freilich ohne Auswirkung auf die Population insgesamt.

Denn den Wildschweinen geht es so gut wie nie zuvor. "Zwar kann keiner sagen, wie viel Schwarzwild hier bei uns lebt", sagt der Berufsjäger und Wildschwein-Experte Alexander Mania. Der Grund: Man kann die Tiere nicht zählen. Sicher ist jedoch: Es sind Abertausende. Denn obwohl die Jagdstrecken steigen, richten die Tiere nach wie vor massive Schäden an. Wildschweine fressen Maisäcker und Rapsfelder kahl. Auf der Suche nach Würmern und anderem Getier durchwühlen sie Wiesen und Weiden. Wenn sich eine Rotte über einen Acker hermacht, ist schnell ein Schaden im vierstelligen Euro-Bereich beisammen. Deshalb ist der Druck auf die Jäger groß, so viele Wildschweine wie nur möglich zu erlegen.

Es gibt viele Gründe, warum es den Wildschweinen so ausgezeichnet geht. Die gigantischen Maisfelder zum Beispiel. "Sie sorgen für ein Überangebot an Nahrung", sagt Jägerpräsident Vocke. "Der Tisch für das Schwarzwild war auch in diesem Jahr reich gedeckt." Aber auch die immer häufigeren Mastjahre der Eichen und Buchen, in denen die Bäume besonders viele Eicheln und Bucheckern tragen. Die Früchte sind ebenfalls Leckerbissen für die Wildschweine.

Dann der Klimawandel mit den immer kürzeren und milderen Wintern. Durch ihn kommen selbst schwache Tiere und Frischlinge durch die kalte Jahreszeit, die sie früher nie überlebt hätten. Auch hat das Schwarzwild hier bei uns keine natürlichen Feinde. Bär und Wolf wurden vor mehr als 150 Jahren ausgerottet.

Die Zahl der Wildschweine wird weiter zunehmen

Vor allem aber vermehren sich die Tiere extrem. Die Weibchen werden schon im ersten Lebensjahr geschlechtsreif und gebären von da an drei bis sechs Junge pro Jahr. "Unter den ausgezeichneten Bedingungen, die wir haben, muss man von einem Gesamtzuwachs über alle weiblichen Tiere hinweg von 400 bis 600 Prozent im Jahr ausgehen", sagt Mania.

Das heißt: Die Gesamtpopulation verdoppelt oder verdreifacht sich jedes Jahr, weil sich unter den Frischlingen ja Männchen und Weibchen in etwa die Waage halten. So viele Wildschweine können die Jäger gar nicht schießen. Mania geht daher fest davon aus, dass die Zahl der Wildschweine weiter rasant zunimmt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: