USA:Trump liefert

USA: In Mexiko lässt es sich billiger produzieren als in den USA. Carrier will vorerst dennoch in Indiana bleiben.

In Mexiko lässt es sich billiger produzieren als in den USA. Carrier will vorerst dennoch in Indiana bleiben.

(Foto: Mauritius Images)

Der künftige US-Präsident löst ein Wahlversprechen ein und sichert 1000 Jobs. Ob die gute Nachricht allerdings von Dauer ist, ist eine andere Frage.

Von Hubert Wetzel, Washington

Der amerikanische Klimaanlagen-Hersteller Carrier rückt vorerst von dem Plan ab, eine Fabrik im US-Bundesstaat Indiana zu schließen und Hunderte Arbeitsplätze nach Mexiko zu verlagern. "Fast 1000 Arbeitsplätze" würden in den USA bleiben, teilte die Firma in der Nacht zu Mittwoch mit. Vorausgegangen waren der Entscheidung Verhandlungen zwischen der Firma und dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump. Der hatte im Wahlkampf versprochen, sich persönlich dafür einzusetzen, dass die Carrier-Jobs nicht abwandern. Trump will die Fabrik am Donnerstag besuchen und die Vereinbarung offiziell verkünden.

Die Details der Vereinbarung waren am Mittwoch noch nicht klar. Carrier sagte zu, "fast 1000" Jobs zu erhalten. Wie sich diese Zahl genau zusammensetzt, war offen. Ursprünglich hatte Carrier 1400 Arbeitsplätze abbauen wollen, vor einigen Tagen hieß es, es seien sogar 2000. Carrier wollte dadurch 65 Millionen Dollar pro Jahr sparen.

Auch ist unsicher, ob Carriers Zusage, die Fabrik in Indiana nicht zu schließen, auf Dauer haltbar sein wird. In den USA - aber auch in Deutschland - gab es immer wieder derartige politisch erzwungene Rettungsaktionen für Werke oder Firmen, die sich aber nicht als nachhaltig herausstellten. Dass die Produktionskosten in Mexiko niedriger sind als in den USA, bleibt eine Tatsache. Und Carrier wird nicht dauerhaft ein unproduktives Werk betreiben, um dem Präsidenten einen Gefallen zu tun. "Die Erinnerung verblasst schnell, aber die ökonomischen Fakten bleiben", sagte der ehemalige Arbeitsminister Robert Reich der New York Times. "Die Wall Street sitzt den Firmen im Nacken und fordert Kostensenkungen, und die Kostenersparnis ist in Mexiko einfach zu groß."

Zunächst aber ist die Vereinbarung ein wichtiger politischer Sieg für Trump. Der Republikaner hatte im Wahlkampf immer wieder auf Firmen geschimpft, die Jobs ins Ausland verlagern. Dem werde er als Präsident ein Ende setzen, so Trump. Notfalls werde er die Zölle auf importierte Güter so weit anheben, dass es für US-Firmen billiger würde, im Inland zu produzieren. Mit dem Fall Carrier in Indiana - der Bundesstaat, in dem bisher der künftige Vizepräsident Mike Pence Gouverneur war - hatte der Kandidat sich persönlich befasst. Er gebe eine Garantie, nicht zu 80 Prozent oder 90 Prozent, sondern zu 100 Prozent, dass die Firma nicht abwandern werde, hatte er den Arbeitern versprochen.

In den Wochen seit seinem Wahlsieg hatte Trump dann offenbar Kontakt zum Management von Carrier aufgenommen und ausgelotet, unter welchen Umständen die Firma ihre Fabrik weiter betreiben könnte. Nun hat der künftige Präsident zumindest teilweise geliefert.

Was Trump dabei angeboten hat, ist bisher nicht bekannt. Berichten zufolge soll er allgemein eine Senkung der Unternehmensteuern versprochen haben sowie weniger staatliche Regulierung. Niedrigere Steuern kann der Präsident allerdings nicht alleine beschließen, dazu braucht er ein Gesetz, das der Kongress verabschieden muss. Das ist also eher kein Köder, den man einer Firma hinhalten könnte, die ihre Produktionskosten rasch senken will.

Carriers Kompromissbereitschaft mag auch dadurch erhöht worden sein, dass der Mutterkonzern United Technologies einen nennenswerten Teil seines Umsatzes mit Regierungsaufträgen macht, vor allem mit dem Pentagon. So baut ein anderes Unternehmen, das zu United Technologies gehört, Motoren und Antriebsturbinen für Kampfjets. Diese Aufträge, die weit mehr wert sind als der bei Carrier angepeilte Sparbetrag von 65 Millionen Dollar, wollte das Management offenbar nicht riskieren; ebenso wenig wie den Rufschaden, der bei der Schließung des Werkes in Indiana gedroht hätte.

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