Trump-Regierung:Giuliani verzichtet überraschend auf das US-Außenministerium

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  • Eigentlich galt der frühere New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani als aussichtsreicher Kandidat für das Amt des US-Außenministers.
  • Nun zieht er sich aus dem Rennen zurück. Zu den Gründen äußert er sich nur vage.

Von Lea Kramer

In der kommenden Woche will der designierte US-Präsident Donald Trump den Posten für das Amt des Außenministers offiziell vergeben. Ein hoch gehandelter Kandidat ist nun überraschend aus dem Rennen ausgestiegen: Rudy Giuliani.

Während des Wahlkampfs hatte der frühere Bürgermeister von New York Trump immer wieder lautstark unterstützt. Auch nach der Veröffentlichung von Trumps sexistischen Äußerungen, dem sogenannten "Pussygate"-Video, verteidigte er Trump. Wegen seiner Solidarität mit dem kommenden Präsidenten schien der Republikaner lange als gesetzt im neuen Kabinett.

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War ein Streit der Auslöser für den Rückzug?

Überraschend teilte Trump nun jedoch mit, Giuliani hätte seinen Namen bereits während eines Treffens Ende November von der Liste um die Posten im Weißen Haus gestrichen. "Rudy Giuliani ist ein außerordentlich talentierter und patriotischer Amerikaner. Ich werde ihm immer dankbar für seinen unermüdlichen Einsatz während des Wahlkampfes sein", sagte Trump. Giuliani sei ein enger persönlicher Freund und werde dies auch bleiben. Es sei nicht auszuschließen, dass er zu einem späteren Zeitpunkt einen wichtigen Posten in der Regierung bekommen werde. Giuliani werde stellvertretender Vorsitzender von Trumps Übergangsteam bleiben.

Zu den Gründen für den Rückzug äußerte sich Giuliani nur vage: "Es geht nicht um mich, sondern darum, was das Beste für das Land und die neue Regierung ist", sagte er. Vor dem Wahlkampf sei er sehr in seiner Anwaltskanzlei und Beratungsfirma involviert gewesen, dorthin wolle er "mit noch mehr Enthusiasmus" zurückkehren. Aus der "Warte des privaten Sektors" freue er sich darauf, dem zukünftigen Präsidenten zu helfen.

Berichten von CNN und MSNBC zufolge soll der Rückzug des 72-Jährigen allerdings nicht ganz freiwillig gewesen sein. Offenbar habe sich Trump über Giuliani geärgert, weil er das Amt des Außenministers besonders offensiv für sich reklamiert hatte. Einen möglichen Interessenkonflikt aufgrund Giulianis Beratungsfirma mit Geschäftsbeziehungen in zahlreiche Länder, wies Trumps Stabschef Reince Priebus zurück. Eine Prüfung hätte Giuliani "mit Bravour" bestanden. Dem TV-Sender Fox News sagte Giuliani am Abend: "Mein Wunsch, im Kabinett zu sein, war groß. Aber nicht so groß."

Rudy Giuliani erlangte als Bürgermeister von New York weit über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus Bekanntheit ( ein Porträt über ihn lesen sie hier). In seine Amtszeit fielen die Anschläge vom 11. September 2001. Für sein Krisenmanagement wurde er vom Time Magazine zur Person des Jahres gekürt. Kritiker warfen ihm allerdings vor, seine Null-Toleranz-Politik im Umgang mit Kriminellen habe zu Polizeigewalt (zu Lasten von Schwarzen und Latinos) geführt. Während des Wahlkampfs hetzte er öffentlich gegen Muslime und Mexikaner.

Wer noch im Rennen für das Außenministerium ist

Als mögliche Namen für den Posten des Chefdiplomaten werden noch mehrere Personen gehandelt: Zum einen der Ex-Gouverneur und ehemalige Präsidentschaftskandidat Mitt Romney, der ehemalige UNO-Botschafter John Bolton, der Vorsitzende des Außenausschusses im Senat, Bob Corker, EX-CIA-Direktor David Petraeus sowie Ex-Admiral James Stavridis. Favorit ist nach Einschätzung der US-Medien aber ein Mann ohne Erfahrung in der Außenpolitik, dafür mit guten Kontakten nach Russland: der Präsident und Geschäftsführer des Mineralölkonzerns ExxonMobil, Rex Tillerson.

Für sein Team hat Donald Trump am Freitag bereits eine weitere Personalie bekanntgegeben. Er holt sich mit Gary Cohn einen weiteren Manager der Investmentbank Goldman Sachs ins Weiße Haus. Cohn wird an der Spitze des nationalen Wirtschaftsrates die gesamte Wirtschaftspolitik koordinieren. Mit ihm besetzt Trump bereits die dritte Position mit einem Goldman-Sachs-Banker. Der designierte Finanzminister Steve Mnuchin arbeitete für das Unternehmen, ebenso Trumps Chefstratege im Weißen Haus, Stephen Bannon.

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