Fernsehen und Politik:Auf Donald Trump folgt der Terminator

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"You are terminated", sagt Arnold Schwarzenegger (Mitte, mit Patrick Knapp und Tyra Banks), wenn ein Kandidat gehen muss. Was auch sonst?

(Foto: Luis Trinh/NBC)

Donald Trump hat die Show "The Apprentice" berühmt gemacht. Nun moderiert Arnold Schwarzenegger die Sendung, aber Trump bleibt Produzent. Ein Interessenkonflikt für den künftigen Präsidenten?

Von Kathrin Werner

Donald Trumps Name taucht nur ein einziges Mal auf, ganz am Ende. Diesmal steht ein anderer Mann im Mittelpunkt: Arnold Schwarzenegger. "Ich bin der neue Boss", sagt der Schauspieler, Ex-Gouverneur von Kalifornien und Ex-Profi-Bodybuilder. "Ich bin hart und fair." Es könnte eine Anspielung auf den alten Boss gewesen sein, seinen Parteikollegen Donald Trump. Der künftige US-Präsident hat die TV-Sendung The Apprentice berühmt gemacht - und sie ihn. Nach 14 Staffeln mit Trump als Chef hat nun Schwarzenegger seine Rolle übernommen. Doch erst im Abspann steht der Name, der wie ein Gespenst durch die Sendung geisterte: "Executive Producer: Donald J. Trump".

Die Kandidaten sind Ex-Sportler und Ex-Models, Leute aus anderen Reality-TV-Programmen

The Apprentice ist eine Reality-TV-Show, in der die Kandidaten ihren Unternehmergeist beweisen müssen. Sie sollen zum Beispiel einen Werbespot für Kaugummi drehen, der die "Markenbotschaft transportiert". Die Kandidaten sind Ex-Sportler und Ex-Models, Leute aus anderen Reality-TV-Programmen und aus dem Rampenlicht verschwundene Popstars. Der bekannteste Name: Boy George, der britische Popsänger aus den Achtzigern. Die Jungs treten gegen die Mädchen an wie Schulkinder. Am Ende entscheidet Schwarzenegger, ob die Kaugummi-Werbung der Männer oder der Frauen besser ist (die der Männer). Es flossen Tränen, die Frauen wirkten - auch Dank des Schnitts - wie ein Haufen unkoordinierter Hühner und wurden von Schwarzenegger abgewatscht. Am Ende muss ein Verlierer gehen. "You are terminated", sagt Schwarzenegger, "Du bist gekündigt", eine Anspielung auf seine Rolle als Terminator, geliefert in seinem schweren österreichischen Akzent.

Trumps berühmter Schlusssatz war "You are fired", er präsentierte ihn mit Wollust, stets eine kleine dramatische Pause davor. Trump wäre nicht der Trump, den die ganze Welt kennt, wenn er nicht seit 2004 der Star von The Apprentice gewesen wäre. Vor der Sendung war er ein schwer reicher Geschäftsmann aus New York, den die New Yorker Klatschblätter liebten, weil er ständig neue Topmodels heiratete, betrog, verwarf. Die Mitte Amerikas kannte ihn kaum, und wenn sie ihn kannte, befremdete er sie. Doch die Mitte des Landes liebte The Apprentice und Trumps brutale Ehrlichkeit, die Sendung etablierte ihn als knallharten, erfolgreichen Geschäftsmann, um dessen Gunst selbst die Stars ringen. Er hat The Apprentice nicht wegen des Geldes gemacht, schrieb er in einem seiner Bücher, sondern allein wegen der "Marken-Präsenz". Sie gab ihm die Anerkennung, die er so ersehnte. Die erste Sendung erreichte 18,5 Millionen Zuschauer.

NBC hat von Beginn des Wahlkampfs an eine Menge Ärger bekommen für all den Platz im Programm, den der Sender Trump zur Verfügung gestellt hat - und ihn dafür sogar bezahlte. Nachdem der Kandidat bei einem Wahlkampfauftritt Einwanderer aus Mexiko Vergewaltiger genannt hatte, verkündete NBC, alle Verbindungen zu Trump zu kappen. Der Sender weigerte sich, den Schönheitswettbewerb "Miss Universe" auszustrahlen, der Trump damals noch zum Teil gehörte. Doch die Sache mit The Apprentice ist deutlich komplizierter - zumal Trump die Wahl gewonnen hat, jetzt Einfluss auf die wichtige Telekommunikationsbehörde FCC hat und berühmt ist für seine Rachlust. Dazu kommt, dass die Trump-Unterstützer im Land offensichtlich doch zahlreicher sind als gedacht und dem Sender als Zuschauer nicht abhandenkommen dürfen.

Es gibt aber auch Gerüchte, NBC hätte Trump gefeuert

Es ist unklar, wer im Jahr 2015 dafür gesorgt hat, dass Trump nicht mehr Moderator der Sendung sein durfte. Trump sagt, er sei freiwillig gegangen, NBC hätte quasi gebettelt, dass er doch bliebe. Es gibt aber auch Gerüchte, NBC hätte ihn gefeuert.

Doch er durfte "Executive Producer" bleiben, wie der Abspann verrät, also "geschäftsführender Produzent". Oft haben Fernsehshows eine ganze Reihe an geschäftsführenden Produzenten, die das Programm geprägt haben, aber nicht mehr tatsächlich die Geschäfte führen. Trump soll laut dem Hauptregisseur und anderen NBC-Managern keinerlei inhaltlichen Einfluss mehr haben. Aber er will den Titel auch nach seiner Amtseinführung in einigen Tagen behalten - ein klarer Interessenskonflikt. Einen Präsidenten, der laut Abspann direkten Einfluss auf die Programmgestaltung eines der größten TV-Kanäle hat, das hat es noch nie gegeben. Laut dem Magazin Variety überweist NBC Trump pro Apprentice-Folge derweil nur einen fünfstelligen Betrag, was für den Milliardär und für die Dimensionen der amerikanischen Fernsehwelt nicht viel ist.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass NBC Hunderte Stunden Trump auf Band hat aus 14 alten Apprentice-Staffeln. Angeblich verbergen sich darin Rassismus, Sexismus und so weiter. Bislang ist nichts nach außen gedrungen, obwohl das Clinton-Wahlkampfteam angeblich alles getan hat, um die Bänder zu bekommen. Ehemalige Mitarbeiter der Sendung erzählen, wie Trump die Kandidatinnen aufforderte, kürzere Röcke und tiefere Ausschnitte zu tragen, und die Männer befragte, mit wem sie gerne ins Bett gehen würden. Trump sagt, die Leute seien nur sauer, weil sie ihre Jobs verloren haben.

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