Autoindustrie:Ford stoppt Pläne für Werk in Mexiko

An entrance to the Ford Motor Co. Flat Rock Assembly Plant is seen in Flat Rock, Michigan

Das Unternehmen will nun 700 Millionen Dollar in ein bestehendes Werk im US-Bundesstaat Michigan stecken.

(Foto: REUTERS)
  • Über ein Jahr lang kritisierte Trump den US-Autoriesen Ford für dessen Pläne, ein neues Werk in Mexiko zu bauen.
  • Nun hat das Unternehmen das Vorhaben abgeblasen und angekündigt, stattdessen im US-Bundesstaat Michigan zu investieren.
  • Das soll 700 Jobs bringen.
  • Die nächste Generation des Massenmodells Focus soll aber in einem bereits bestehenden Werk in Nordmexiko vom Band laufen.

Von Stephan Radomsky

Die Ankündigung kam schnell, angesichts ihrer Tragweite wirkt sie geradezu hastig: Der US-Autokonzern Ford stoppt unerwartet sämtliche Pläne für den Bau einer neuen, 1,6 Milliarden Dollar teuren Fabrik in Mexiko. Stattdessen will das Unternehmen nun 700 Millionen Dollar in ein bestehendes Werk im US-Bundesstaat Michigan stecken und dort 700 neue Jobs schaffen. Die Produktion am Standort Flat Rock solle damit für den Bau von selbstfahrenden und elektrischen Autos erweitert werden, hieß es.

Was die Ankündigung aus der Ford-Konzernzentrale in Dearborn so pikant macht, ist das Timing. Die Entscheidung gegen Mexiko und für Michigan folgte nämlich nur wenige Stunden nachdem der designierte nächste US-Präsident Donald Trump den Ford-Rivalen General Motors per Twitter heftig attackiert hatte: "Produziert in den USA, oder zahlt hohe Abgaben an der Grenze!", wetterte er auf dem Kurznachrichtendienst. Die Börse reagierte zwar am Dienstag gelassen auf die Drohung, dennoch scheinen Trumps 140-Zeichen-Ausbrüche ihre Wirkung bei den Konzernen zu entfalten.

Es ist nicht das erste Mal, dass Trump heimische Unternehmen wüst angreift. Zuletzt hatte der künftige Präsident unter anderem die Luftfahrt- und Rüstungskonzerne Boeing und Lockheed Martin in den Senkel gestellt, worauf die Börsen mit teils heftigen Kursverlusten reagiert hatten. Und bereits Anfang Dezember hatte Trump amerikanischen Firmen ganz allgemein mit "Vergeltung" gedroht, wenn sie Arbeitsplätze ins Ausland verlagern - vor allem in Form einer 35-prozentigen Strafsteuer beim Import ihrer Güter.

Völlig beugt sich die Ford-Führung dem politischen Druck allerdings nicht. Denn auch wenn die neue Fabrik gestrichen werde, solle die nächste Generation des Massenmodells Focus in einem bereits bestehenden Werk in Hermosillo in Nordmexiko vom Band laufen - um die Profitabilität des Konzerns zu steigern, wie es hieß. Ford-Chef Mark Fields erklärte am Dienstag zudem, die Entscheidung gegen den Neubau in Mexiko sei vor allem dem Rückgang der Nachfrage nach Klein- und Mittelklassewagen geschuldet. In dem geplanten Werk in San Luis Potosí hätten vor allem solche Modelle gebaut werden sollen. Und Verwaltungsratschef Bill Ford Junior ließ wissen, er habe Trump persönlich von der Entscheidung des Konzerns gegen Mexiko informiert, und zwar vor dessen Tweet gegen General Motors.

Aus der Schusslinie des neuen US-Präsidenten bringen

Dennoch wirkt der Rückzieher von Ford nun so, als wolle sich das Unternehmen vorsorglich aus der Schusslinie des neuen Präsidenten bringen. Jedenfalls hilft der zweitgrößte amerikanische Autohersteller mit seiner Planänderung, das wichtigste Wahlkampfversprechen Trumps einzulösen. Michigan und andere Staaten des sogenannten Rust Belt im Nordosten der USA leiden seit Jahren schwer unter dem Niedergang der Industrie, unter Armut und Arbeitslosigkeit. Gerade hier hatte Trump deshalb im mit seinem Versprechen, verlorene Jobs aus dem Ausland zurückzuholen, besonderen Erfolg bei den Wählern.

Die Twitter-Tirade gegen General Motors und die Ankündigung von Ford dürften nun auch eines der Themen auf der kommende Woche beginnenden Automesse in Detroit werden - drehen sie doch einen lang anhaltenden Trend in der Branche scheinbar um: Seit Jahren verlagern die US-Autohersteller immer größere Teile der Produktion vor allem von Kleinwagen gen Süden - insbesondere der niedrigeren Arbeitskosten wegen. In den Stammwerken in den USA werden dagegen meist nur noch Fahrzeuge der Oberklasse-Baureihen gefertigt. General Motors beispielsweise hatte erst im November angekündigt, nochmals 2000 Stellen in zwei Werken in den USA zu streichen. Nach dem Rückzieher von Ford twitterte Trump: "Anstatt Jobs und Wohlstand wegziehen zu lassen, wird Amerika der große Magnet in der Welt zum Aufbau von Innovation und Jobs werden."

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