Befragung:Was Eltern von den städtischen Kitas halten

Befragung: Zeit für jedes einzelne Kind: Die Kita St. Rupert im Westend bekommt zusätzliches Geld aus der Münchner Förderformel und kann dadurch mehr Personal anstellen.

Zeit für jedes einzelne Kind: Die Kita St. Rupert im Westend bekommt zusätzliches Geld aus der Münchner Förderformel und kann dadurch mehr Personal anstellen.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Obwohl den städtischen Kitas Erzieherinnen fehlen, loben die Eltern bei einer Befragung die Arbeit der Einrichtungen.
  • Allerdings hätten Mütter und Väter gern, dass ihre Kinder in den Kitas mehr mitbestimmen dürfen und dass mehr auf Kritik eingegangen wird.
  • Einrichtungen in sozial schwachen Gegenden profitieren von zusätzlichem Geld, das die Stadt zur Verfügung stellt.

Von Melanie Staudinger

In Münchner Kindertagesstätten fehlt Personal. Das ist längst kein Geheimnis mehr. Und dennoch sind die Eltern mit der Arbeit, die in den städtischen Einrichtungen geleistet wird, sehr zufrieden. Aus ihrer Sicht könnten Erzieherinnen und Kinderpfleger die Meinung der Kinder allerdings mehr berücksichtigen und die Beschwerden der Familien ernster nehmen. Das geht aus der neuesten Elternbefragung hervor, die Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD) am Dienstag im Kinder- und Jugendhilfeausschuss vorgelegt hat.

Seit 2012 befragt das Bildungsreferat einmal im Jahr die Eltern, die ihre Kinder in städtischen Kitas betreuen lassen. Es geht um Mitbestimmung, ausreichende Bewegung, die pädagogischen Angebote, die Freizeitgestaltung und bei den älteren Kindern auch um die Hilfe bei den Hausaufgaben. Viele dieser Werte befanden sich schon im Vorjahr auf einem hohen Niveau, verbesserten sich aber in 2016 erneut.

So sind die befragten Eltern zu 88,92 Prozent zufrieden mit der Eingewöhnung ihrer Kinder. 2015 waren es 83,12 Prozent. Auch die Qualität der Freizeitangebote stieg nach Meinung der Familien: 88,65 Prozent finden, dass ihr Kind verschiedene Möglichkeiten der Freizeitgestaltung kennenlernen. Am besten schnitten die Kitas beim Wohlfühlfaktor ab. 94,44 Prozent der Teilnehmer gaben ab, dass sie sich in der Tagesstätte willkommen fühlten (2015: 92,29 Prozent). 95,11 Prozent meinten, dass ihr Kind gerne in die Einrichtung käme (2015: 94,85 Prozent)

Doch die Eltern sehen auch Verbesserungsbedarf. Nur 78,03 Prozent finden, dass ihr Kind in Krippe, Kindergarten, Hort, Tagesheim oder heilpädagogischer Tagesstätte mitbestimmen darf. Beinahe jeder zehnte Elternteil fühlt sich mit seiner Kritik und seinen Beschwerden nicht ernst genommen. In den Tagesheimen wünschen sich die Eltern, dass ihre Kinder mehr Möglichkeiten erhalten, um sich zurückzuziehen und sich zu entspannen. Zudem sollte es mehr Raum zum Erforschen und Experimentieren geben. Die Teams in den Einrichtungen werden auf diese Anregungen nach Angaben des Bildungsreferats eingehen.

Die Elternbefragung ist nur ein Instrument der Stadt, um die Qualität an Tagesstätten zu sichern. Ein anderes ist die Münchner Förderformel. Mit diesem freiwilligen Zuschuss fördert die Stadt gezielt zusätzliche Leistungen in den Kindertagesstätten. Eine Studie, die den Stadträten ebenfalls am Dienstag vorgelegt wurde, belegt nun erstmals wissenschaftlich die Wirkungen. Einrichtungen, die in sozial schwachen Gegenden liegen, erhalten mehr Geld. Sie können so im Schnitt 1,5 Personen zusätzlich einstellen.

Münchner Förderformel sorgt für intensivere Betreuung

Durch die intensivere Betreuung verbessern die Kinder nicht nur ihre motorischen, sprachlichen und sozialen Kompetenzen. Wenn Sprach- oder Musiktherapeuten in die Einrichtung kommen und die regulären Mitarbeiter mehr Zeit für das einzelne Kind haben, hebt das die Qualität der Arbeit.

Die Kitas nehmen das Angebot der Stadt rege an. Zur Einführung der Förderformel im Kitajahr 2011/2012 beteiligten sich 41 Einrichtungen, heute sind es 802 der insgesamt 1325 Kitas. Finanziell lohnt sich das, wie Schulbürgermeisterin Christine Strobl (SPD) und Stadtschulrätin Zurek vorrechnen. Ein Haus für Kinder mit 124 Kindern in zwei Krippen-, zwei Kindergarten- und zwei Hortgruppen bekommt in diesem Jahr 672 744,45 Euro an gesetzlichen Leistungen. Die Stadt stockt diesen Betrag noch einmal um 498 632 Euro auf, so dass die Einrichtung dann 1 171 376,45 Euro zur Verfügung hat.

Das Kinderhaus St. Rupert im Westend etwa, den der älteste Münchner Caritas-Verband betreibt, der St. Vinzentius-Zentralverein, nimmt von Anfang an auch als nicht-städtische Einrichtung an der Förderformel der Stadt teil. In den zwei Hort- und vier Kindergartengruppen arbeiten jeweils drei pädagogische Mitarbeiter und zusätzlich gibt es gruppenübergreifendes pädagogisches Personal. Außerdem unterstützen Theaterpädagogen, Heilpädagogen, Musikpädagogen, Kunstpädagogen und Psychologen die Kinder in ihrer Entwicklung. Das hat nicht nur Vorteile für die Familien. Auch für die Erzieherinnen ist der Job entspannter. Wenn jetzt einer erkrankt, muss nicht eine alleine arbeiten.

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