Kommentar:Erstaunlich naiv

Wenn die Stadtverwaltung mit den Bürgern in den Dialog treten will, sollte sie dafür vorbereitet sein. Erst wenn die Fakten auf dem Tisch liegen, kann man Nägel mit Köpfen machen

Von Johannes Hirschlach

Eigentlich hätte der Klimapark am Salzsenderweg ein Vorzeigeprojekt werden können, ein grüner Klecks in der Betonwüste. Bei Workshops hatten Anwohner, Jugendliche und Schulkinder eigene Ideen eingebracht und ausgearbeitet. Jetzt steht das Konzept vor allem für eines: Streit. Denn seit einem Stadtratsbeschluss im vergangenen Jahr ist klar, dass der Neubau des sanierungsbedürftigen Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums inmitten des Klimaparks entstehen soll. Einen besseren Standort hat die Stadt in Bogenhausen nicht, ohnehin braucht der Stadtbezirk dringend mehr Schulen. Der Bezirksausschuss stimmte mit Magengrummeln zu.

Was den Park betrifft, so ist das Kind also in den Brunnen gefallen. Weil die Sache fix ist, brennt es den Bürgern umso mehr auf den Nägeln, wie der Neubau konkret Einfluss auf das mit viel Herzblut ausgearbeitete Parkprojekt nimmt. Dass die Stadt auf einer Infoveranstaltung dazu keine näheren Details nennen kann, hilft niemandem weiter. Den Straßenbau durch den Park auszuschließen und sich im selben Atemzug hinter laufenden Gutachten zu verstecken, ist widersinnig. Mehr noch: Es ist erstaunlich naiv, zu betonen, eigentlich "nur über die Grünanlage" reden zu wollen. Der Schulbau und die Änderungen am Klimapark hängen untrennbar miteinander zusammen, das eine ist das Resultat des anderen. Die Anwohner sorgen sich um den Verkehr, ihr Erholungsgebiet und die Frischluftschneise vor der Haustür - nicht um die Verlegung des Jugendunterstands um 20 Meter und wärmeliebende Pflanzen.

Wer einen ökologischen Klimapark will, ihn aber zum Teil mit Beton zukleistert, erntet Gegenwind - der Ärger war absehbar. Die Stadt muss sich künftig besser vorbereiten. Die Anwohner verdienen einen fundierten Dialog.

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