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Michaeliburg - da wohnte halt der Michael. Der Trudering-Kenner Xaver Erlacher muss es schließlich wissen.

Von Renate Winkler-Schlang

Die Michaeliburg, darin wohnte halt der Michael. Dass es nur ein verwinkeltes Haus mit Türmchen und Erkerchen an der heutigen Zehntfeldstraße war - egal. Xaver Erlacher hat Jahrzehnte in diesem westlichen Teil Truderings verbracht und 1994 die Festschrift "75 Jahre Siedlervereinigung Michaeliburg" verfasst. Er muss es also wissen. Seit nunmehr vier Jahren lebt der rüstige 90-Jährige in der Au, im Wohnstift am Entenbach, doch stadtteilhistorisch engagiert sich der frühere Korrektor der Süddeutschen Zeitung nach wie vor in Trudering. Und bedauert es bis heute, dass die kleine Burg nicht zum Denkmal wurde und durch einen kantigen Neubau ersetzt werden durfte.

Georg Kronawitter (CSU) hatte von Erlachers Schreib- und auch Rechtschreibtalent gehört und ihn zur Gründung des Arbeitskreises Stadtteilgeschichte im Kulturkreis eingeladen. Erlacher gehörte zu dem Team, das die alte Chronik des Lehrers Josef Brückl fortsetzte: "Trudering Waldtrudering Riem - Münchens ferner Osten", auch die zweite Auflage ist bald vergriffen.

Xaver Erlacher steht am "Stachus" von Michaeliburg, an der Corinthstraße neben der kleinen Michaelskapelle und erzählt die Historie: Auf dem Weg zum Gericht im fernen Perlach brauchten die Truderinger Stärkung, eine Schankkonzession bekam der Wirt aber nur unter der Bedingung, eine Kapelle zu bauen, was er im Jahr 1900 dann auch tat. Gegenüber steht das älteste Haus von Michaeliburg, grün, mehrfach umgebaut. Ein paar Schritte weiter findet sich die Unnützwiese, die nun eine Bürgerinitiative zu retten versucht. Erlacher ist jahrelang mit Enkelin und Hund dort spazieren gegangen, neue Häuser am Rand findet er akzeptabel.

Geschichten weiß er auch zur Notkirche, die 1931 bis 1955 stand, vom Kirchturm der Augustinus-Kirche, der sich unter der Einflugschneise des Flughafens ducken musste, von der alten keltischen Siedlung, die unterm Wohngebiet Bajuwarenpark verborgen ist. Viel hat der Experte zu erzählen. Und so wird er im Mai dabei sein, wenn Motive für den nächsten Trudering-Kalender gesucht werden und auf ein Bild aus Michaeliburg Wert legen.

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