Fürstenfeldbruck:Zoff um abgesagten Diskussionsabend

Fürstenfeldbruck: Mitglieder des Veranstalters protestieren am Donnerstagabend vor dem Brucker Bürgerpavillon gegen den "Maulkorberlass".

Mitglieder des Veranstalters protestieren am Donnerstagabend vor dem Brucker Bürgerpavillon gegen den "Maulkorberlass".

(Foto: Kulturforum FFB)

Die Stadt habe trotz der Kritik der Sparkasse kein Verbot erlassen, sagt Brucks Bürgermeister. Der Veranstalter widerspricht

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Absage einer Veranstaltung im Brucker Bürgerpavillon am vergangenen Donnerstag schlägt hohe Wellen. Am Montag äußerste sich Zweiter Bürgermeister Erich Raff (CSU), der einen leitenden Mitarbeiter in Schutz nimmt. Raff bestreitet, dass die Stadt den von Kulturraum FFB und Sozialforum Amper veranstalteten Diskussionsabend mit dem Sparkassenkritiker Rainer Gottwald in den von der Stadt angemieteten Räumen untersagt habe. Der zuständige Referatsleiter habe seiner Information zufolge lediglich deutlich gemacht, dass man mit der Form nicht einverstanden war. Harald Buwert vom Sozialforum widerspricht: "Es kam ganz klar als Verbot rüber."

In Vertretung des im Urlaub befindlichen Zweiten Bürgermeisters hatte der Referatsleiter auf eine Beschwerde des Sparkassenchefs Klaus Knörr reagiert. Bei der Sparkasse liegen die Nerven blank, wenn der Name Gottwald fällt. Denn es geht die Angst um, dieser könne bei den diskreten Fusionsverhandlungen dazwischenfunken. Gottwald ist Sprecher des Landsberger Bürgerforums und schickt seine umstrittenen, aber detail- und umfangreichen Zahlenwerke und Stellungnahmen regelmäßig an Sparkassenverband, Landräte, Bürgermeister und Verwaltungsräte. Seine Kernthesen: Vorstandsmitglieder und Verwaltungsräte profitieren in hohem Maße von Fusionen, für diese bestehe gar keine wirtschaftliche Notwendigkeit und in dem vor allem mit Politikern besetzten Kontrollgremium Verwaltungsrat fehle es an Sachkompetenz. In einem Anruf hatte Knörr sich darüber beschwert, dass die Stadt in ihren Räumen dem Sparkassenkritiker ein solches Forum einräume, ohne dass die Sparkasse eingeladen worden sei.

Die Veranstalter pochen auf freie Meinungsäußerung - zumal Sparkassenvorstände bislang wenig Interesse an solchen Infoabenden bekundet hätten und im Gegensatz zu einer Podiumsdiskussion niemand persönlich eingeladen werden müsse. Raff sieht das anders. Während Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne) sagte, der Mitarbeiter habe "vorschnell gehandelt", sagt der amtierende Bürgermeister: "Ich hätte wahrscheinlich genauso entschieden." Der Mitarbeiter habe nicht die Genehmigung für die Nutzung des Raums entzogen und auch keinen Druck ausgeübt, so Raff am Montag. Er habe lediglich deutlich gemacht, dass die Veranstalter "sensibler reagieren" müssten. Buwert hätte die Veranstaltung trotz der Kritik durchziehen können, glaubt Raff.

Buwert hat das anders in Erinnerung. Der Referatsleiter habe am Telefon gesagt: "Wenn es so ist, dann kann diese Veranstaltung so nicht stattfinden." Das sei also de facto ein Verbot gewesen. Raff hält in jedem Fall die Kritik wegen der links liegen gelassenen Sparkasse - an der die Stadt mit 50 Prozent beteiligt ist - für berechtigt. Er glaubt, das Martin Runge, OB-Kandidat von BBV und Grünen, der sich ebenfalls bereits kritisch über eine Sparkassenfusion geäußert hat, Wahlkampf machen wolle. Und "das kann so nicht sein."

Rainer Gottwald spricht von einer "Verzweiflungstat der Sparkasse" und hat sich bei der Sparkassenaufsicht der Regierung von Oberbayern beschwert. Sozialforum und Kulturraum suchen nun einen größeren Raum, möglichst in den kommenden zwei Wochen soll die Veranstaltung doch noch stattfinden.

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