Frankreich:Fünf Fakten zur Präsidentschaftswahl

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Kurz vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich wissen viele Stimmberechtigte noch nicht, wen sie wählen werden. (Foto: dpa)

Wer bei der Wahl des nächsten französischen Staatsoberhaupts die besten Chancen hat - und warum das Ergebnis auch über die Zukunft Europas entscheidet.

Von Olivia Kortas

47 Millionen registrierte Wähler sind am Sonntag aufgerufen, Frankreichs neues Staatsoberhaupt zu bestimmen. Wer kandidiert? Und warum gibt es überhaupt noch eine Stichwahl? Fünf Dinge, die Sie wissen sollten:

1. Das Spektrum reicht von extrem links bis extrem rechts

Elf Politiker stehen auf der offiziellen Kandidatenliste. Die Programme der zwei Frauen und neun Männer decken das gesamte politische Spektrum ab, von extrem links bis extrem rechts. Die rechte Marine Le Pen und der liberale Emmanuel Macron gelten als Favoriten für die Stichwahl. Beide kommen in aktuellen Umfragen jeweils auf etwa ein Viertel der Stimmen.

Auch der linke Jean-Luc Mélenchon und der konservative François Fillon könnten demzufolge jeweils knapp 20 Prozent der Stimmen erhalten. Ein Drittel der wahlberechtigten Franzosen ist noch unentschlossen: Das Rennen um die Präsidentschaft ist deshalb dieses Jahr so offen wie lange nicht.

2. Die Entscheidung fällt in der Stichwahl

Das französische Volk wählt seinen Staatspräsidenten alle fünf Jahre direkt. Dieses Mal bestimmen die Bürger das achte Staatsoberhaupt der Fünften Französischen Republik, die seit 1959 besteht. Stimmberechtigt sind alle Franzosen, die das 18. Lebensjahr vollendet und sich registriert haben. Der erste Wahlgang ist am 23. April. Zu einer Stichwahl am 7. Mai kommt es, wenn kein Kandidat im ersten Wahlkampf mehr als 50 Prozent der Stimmen erhält. Das war bisher bei jeder Wahl in der Fünften Republik so.

3. Marine Le Pen versucht es zum zweiten Mal

Marine Le Pen bemüht sich nach 2012 zum zweiten Mal um das Amt des französischen Staatsoberhaupts. Knapp ein Viertel der Wähler würde Umfragen zufolge momentan für sie stimmen. Ihr rechtsextremer Front National (FN) steht für einen europa- und fremdenfeindlichen, protektionistischen Kurs. Der FN arbeitet populistisch, hetzt seine Anhänger gegen das System und Einwanderer auf, möchte den Sicherheitsapparat ausbauen und Frankreich aus der Europäischen Union führen. In Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit kann die Partei die meisten Wähler für sich gewinnen, beispielsweise in Nordfrankreich. In Hénin-Beaumont stellt der FN sogar den Bürgermeister - dort findet auch Le Pens Wahlkampfparty am Sonntag statt.

4. Emmanuel Macron ist der Überraschungsfavorit

Der parteilose Emmanuel Macron könnte mit einer charismatischen Art die Stimmen der politischen Mitte erobern. Die Umfragen führt er gemeinsam mit Le Pen an. Macron hielt bereits das Amt des Wirtschaftsministers inne, ist für einen Präsidentschaftskandidaten aber relativ unerfahren. Er positioniert sich weder links noch rechts. Abseits der großen Parteien gründete er die Bewegung "En Marche!" und möchte damit das bipolare Parteiensystem Frankreichs durchbrechen. Der 39-Jährige wirbt damit, Frankreich in eine dynamische Zukunft zu führen. Sein Programm ist proeuropäisch und wirtschaftsliberal - und entspricht damit dem Gegenteil des Front National und Marine Le Pen.

5. Der Ausgang der Wahl entscheidet über die Zukunft Europas

Angespannt erwartet die Europäische Union den Ausgang der Wahl. Steht Marine Le Pen nach der Stichwahl an der Spitze Frankreichs, wird sie ein Referendum in die Wege leiten. Die Franzosen sollen dann über den Frexit, den Austritt Frankreichs aus der EU, abstimmen. Auch die Eurozone will sie verlassen. Le Pens Sieg wäre damit das Ende der Union, wie man sie heute kennt. Ungewiss wäre Europas Zukunft auch bei einem Wahlsieg des linken Jean-Luc Mélenchons, der ebenfalls mit einem Austritt aus der EU liebäugelt.

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