Nordrhein-Westfalen:Mit Sicherheit kernig

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Wolfgang Bosbach. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Wolfgang Bosbachs Karriere schien zu Ende zu sein. Doch jetzt braucht ihn die CDU im NRW-Wahlkampf.

Von Jan Bielicki

Er sieht gut erholt aus und im Gesicht sehr braun gebrannt. Aus dem Urlaub haben sie Wolfgang Bosbach heimgeholt, nun fahren sie ihn in dem Großbus, auf dem riesig das Porträt des Spitzenkandidaten Armin Laschet prangt, vor die Düsseldorfer CDU-Zentrale. Als er und Laschet aussteigen, umringt sie ein gutes Dutzend Kameras. Bosbach lächelt, Laschet lächelt - ein Auftritt, inszeniert wie der eines Stars. Fehlt nur noch, dass rhythmisches Getrommel ertönt wie neulich, als Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Landesparteitag nach Münster kam.

Bosbach ist nicht Merkel, doch immerhin eine der bekanntesten Figuren in der NRW-CDU. Wohl niemand in der Partei, nicht einmal der auch nicht talkshowfaule Landeschef Laschet, hat sein Gesicht so oft im Fernsehen gezeigt wie der Noch-Bundestagsabgeordnete aus Bergisch-Gladbach. Eigentlich sollte damit ja Schluss sein. Schließlich hat der krebskranke Bosbach angekündigt, seine politische Karriere zu beenden. Bei der Bundestagswahl im Herbst tritt der 64-Jährige nicht mehr an. Aber, so sagt er: "Die politische Leidenschaft bleibt."

Wolfgang Bosbach ist also, wenn er je wirklich weg war, wieder da - aber das dann doch nicht so ganz. Der ganze Aufwand seiner Vorstellung gilt nämlich nicht etwa einem Mann, den Laschet im Falle eines Wahlsiegs zum Innenminister machen will. Das schließt Bosbach selber aus: "Ich strebe kein Amt mehr an." Stattdessen soll er eine Kommission leiten, die einer Regierung Laschet Empfehlungen zur Verbesserung der inneren Sicherheit im Land erarbeiten soll. Die Mitglieder dieser Kommission: Experten, "die potenziell in der Lage wären, ein Regierungsamt zu übernehmen" und von denen "jeder fähiger wäre als der jetzige Amtsinhaber", sagt Laschet mit einer Spitze gegen Innenminister Ralf Jäger (SPD). Wer das sein könnte? Das will der Spitzenkandidat erst nächste Woche mitteilen.

Offenbar war es eilig mit der Vorstellung des Nicht-Schatteninnenministers. Laschet braucht Bosbach vor allem aus innerparteilichen Gründen. Magere Umfragewerte lassen Gegrummel in der eigenen Partei vernehmbar werden. Gleich in mehreren Zeitungen hat er zuletzt Einschätzungen anonymer Parteifreunde lesen müssen, nach denen ein Wahlsieg gegen Rot-Grün so einfach sein müsste wie ein Elfmeter, bergab und ohne Torwart - unausgesprochene Konsequenz: Wer daneben schießt, gehört ausgewechselt.

Klar ist: Der liberale Laschet, einer der treuesten Unterstützer der Kanzlerin auch in ihrer Flüchtlingspolitik, gilt manchem Parteirechten als nicht kernig genug. Bosbach dagegen war in Sachen Flüchtlingsobergrenze und Euro-Rettung stets näher an der CSU als an Merkel. Dass Laschet ihn in den Wahlkampf holt, ist vor allem ein Signal an den konservativen Teil der CDU-Anhängerschaft: Bitte bei der Stange bleiben!

© SZ vom 20.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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