Luftfahrt:Geheimes Raumschiff kehrt zur Erde zurück

Handout out the U.S. Airforce's X-37B Orbital Test Vehicle mission 4 after landing at NASA's Kennedy Space Center Shuttle Landing Facility in Cape Canaveral

Techniker der US-Luftwaffe nahmen den unbemannten Raumgleiter X-37B am Sonntag nach der Landung in Florida in Empfang.

(Foto: U.S. Air Force/Reuters)
  • Ein geheimer experimenteller Raumgleiter der US Air Force ist nach zwei Jahren im Orbit in Florida gelandet.
  • Das Flugzeug mit dem Namen "X37 B" oder "Orbital Test Vehicle" fliegt ohne Piloten und ist wohl energieautark.
  • Den Zweck der Mission hält das US-Militär geheim. Vermutlich geht es um militärische Forschung.

Von Patrick Illinger

Völlig unbemerkt kann man sich heute nicht einmal mehr im Weltraum bewegen. Jedenfalls hatten Hobby-Satellitenbeobachter das hochgeheime Flugobjekt namens X-37 B schnell als winzigen leuchtenden Fleck am Nachthimmel aufgespürt. Die im Internet gut vernetzten Satellitenjäger errechneten sogar die Bahnparameter des Raumschiffs: Demnach kreiste es in 300 bis 360 Kilometer Höhe mit einem Winkel von 38 Grad zum Äquator um die Erde.

Was das Ding dort oben tat, 717 Tage, 20 Stunden und 42 Minuten lang? Das bleibt ein Rätsel. Den Zweck dieses Raumschiffs hält der Betreiber, die US-Luftwaffe, geheim. Offiziell bekannt gegeben wurde lediglich, dass das Fluggerät am Sonntag unversehrt in Florida gelandet ist und die US Air Force mächtig stolz ist. Das ging aus einer fröhlichen Twitter-Nachricht des Militärs hervor. Zudem äußerte sich der zuständige Projektleiter, Oberstleutnant Ron Fehlen: Die Mission habe erneut einen Ausdauerrekord im Orbit gebrochen. Man sei "unglaublich zufrieden" und "stolz" auf die Leistung des Raumfahrzeugs.

Dass es das Projekt X-37 B gibt, ist seit einigen Jahren bekannt - es existiert sogar ein Werbefilmchen des Herstellers Boeing sowie offizielle Aufnahmen der US-Luftwaffe. Das Raumschiff ähnelt demnach einer verkleinerten Version der bemannten Spaceshuttles, die von 1984 bis 2011 ihren Dienst taten. Es ist mit 8,8 Meter Länge nur ein Viertel so lang wie ein Spaceshuttle und hat eine Spannweite von gut viereinhalb Metern, was ungefähr den Ausmaßen einer kleinen Segelyacht entspricht. Zwei Prototypen des unbemannten Raumgleiters gibt es offiziell. Diese haben seit 2010 nach Angaben der Air Force insgesamt 2086 Tage im All verbracht. Welches der beiden Vehikel am Sonntag in Florida gelandet ist, bleibt geheim, ebenso wie die Aufgabe der angeblich autonom fliegenden Weltraumdrohne.

Um das Flugzeug ranken sich Verschwörungstheorien

Zivile Raumfahrtexperten sind sicher, dass X-37 B (oder auch OTV für Orbital Test Vehicle) beim Start vor zwei Jahren an Bord einer Atlas-4-Rakete eine Nutzlast mitgeführt hat. Von einem neuartigen Ionen-Antrieb ist die Rede, der im All getestet werden sollte, ebenso wie von weltraumtauglichem Spezialplastik und Bauteilen für künftige militärische Kommunikationssatelliten. Doch all das ist Spekulation, ebenso wie die erwartbar im Internet florierenden Gerüchte, wonach doch - hoch geheim - Astronauten an Bord gewesen seien und Strahlenwaffen im Orbit platziert wurden.

Plausibel ist die Vermutung, dass X-37 B unter anderem Aufgaben für die riesige Forschungsabteilung der US-Luftwaffe übernimmt. Mehr als 5000 Menschen beschäftigt das Air Force Research Laboratory mit Hauptsitz in der Wright Patterson Luftwaffenbasis in Ohio. Der Jahresetat liegt bei gut zweieinhalb Milliarden Dollar. Das ist mehr als beispielsweise der Max-Planck-Gesellschaft zur Verfügung steht.

Mit so viel Geld lassen sich allerlei Spielereien ausprobieren. So entwickelten die Air-Force-Forscher einige Jahre lang eine riesige Laserwaffe, die im Rumpf einer Boeing 747 untergebracht werden sollte. Doch das Projekt scheiterte kläglich.

X-37 B scheint nun erfolgreicher zu sein. Fast zwei Jahre am Stück im All - dazu waren die einst bemannten Spaceshuttles nicht in der Lage. Sie mussten flüssigen Wasserstoff sowie Sauerstoff mitführen, um eine Brennstoffzelle für die eigene Stromversorgung zu betreiben. X-37 B kann offenbar Solarpaneele ausklappen und ist damit energieautark.

Die bemannten Spaceshuttles verbrachten maximal 18 Tage im Orbit. X-37 B ist nach knapp zwei Jahren am vergangenen Sonntag auf der fünf Kilometer langen Rollbahn des Kennedy Space Center aufgesetzt, auf der einst auch Spaceshuttles gelandet sind. Die Rückkehr aus dem Orbit soll vollautomatisch verlaufen sein. Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zog der Militärgleiter mit den Stummelflügeln am Heck mehrere Kurven, um Geschwindigkeit abzubauen. Vor der Landung durchbrach das Fluggerät noch die Schallmauer mit einem weithin hörbaren Knall.

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