Polizeiruf 110:Mütter ohne Grenzen

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"Muttertag" heißt dieser "Polizeiruf" aus Brandenburg. Kriminalhauptkommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz, rechts) und Kriminalhauptkommissarin Olga Lenski (Maria Simon, links) finden den Mantel einer vermisst gemeldeten jungen Frau. (Foto: rbb/Oliver Feist)

Ein polnischer Familienvater wird im Wald ermordet, die Gründe dafür liegen in einem trostlosen Dorf in Brandenburg. Im "Polizeiruf" des RBB mit Maria Simon ist im Osten der Republik immerhin die Liebe daheim.

Von Katharina Riehl

Hauptkommissarin Olga Lenski hat eine kleine Tochter, das ist schon seit einer Weile Teil der Kriminalgeschichten des Polizeiruf vom RBB, weil Kind und Kommissariat sich für die Ermittlerin nicht so leicht vereinbaren lassen. Noch schwieriger ist das alles geworden, seit Lenski (Maria Simon) sich ins deutsch-polnische Kommissariat in Swiecko hat versetzen lassen, wo der Umgangston noch etwas rauer ist und der Kindsvater weit entfernt.

Es ist zu einer schweren Marotte der deutschen Krimireihen geworden, das private Schicksal seiner Ermittler mehr oder weniger kunstvoll mit dem aufzuklärenden Verbrechen zu verknüpfen. "Muttertag" heißt nun also diese Episode (Buch: Eoin Moore, auch Regie, und Anika Wangard), und Olga Lenski ist dementsprechend nicht die einzige Frau in dieser Geschichte, die ihre Rolle als Mutter und die Liebe zu ihrem Kind in einen emotionalen Konflikt stürzen.

In Wüsterow kommt nur zweimal am Tag der Bus

Morgens um drei, so beginnt der Film, werden die Kommissarin und ihr polnischer Kollege Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) in die Dienststelle gerufen, in einem Wald mit gebogenen Bäumen wurde die Leiche eines Mannes gefunden. Olga Lenski hat Töchterchen Alma im Schlafanzug dabei, was auf Missfallen stößt, denn irgendjemand hat sich beim Chef beschwert über die Alleinerziehende, die ständig das Kind mit zur Arbeit bringt.

Der Tote jedenfalls ist ein polnischer Familienvater, der offenbar eine Affäre mit einer jungen Deutschen hatte, die Ermittlungen der beiden Kommissare verlagern sich daher schnell in den im Fernsehkrimi schon immer wirklich sehr trostlosen deutschen Osten. In Wüsterow kommt nur zweimal am Tag der Bus, Jobs gibt es keine, und der hauptverdächtigte junge Mann heißt, was sonst, Enrico.

Ulrike Krumbiegel rettet den Film aus dem Sonntagseinerlei

Das Ermittlerpaar Lenski und Raczek ist in seiner Komposition eher schlicht, man traut sich irgendwie nicht so recht über den Weg, aber der Kurs geht klar Richtung politisches Tauwetter. Was den Film zumindest ein kleines bisschen abhebt vom Sonntagseinerlei ist Ulrike Krumbiegel, die jahrelang in der ARD-Reihe Bloch die Lebensgefährtin des Fernsehtherapeuten spielte und hier mit blond gefärbtem Pony und der Resolutheit einer enttäuschten, aber immer bedingungslos liebenden Mutter die Ermittlungen in die Irre führt.

Die eigentliche Schlüsselrolle hat der Film aber noch einem ganz anderen Protagonisten zugedacht, einem Stück Papier, auf dem Olga Lenski die Verlängerung ihrer Abordnung ins deutsch-polnische Kommissariat beantragen soll. Es ist vermutlich kein richtig gutes Zeichen, dass man schon nach wenigen Minuten vergessen hat, ob sie am Ende unterschrieben hat.

Polizeiruf 110 , ARD, 20.15 Uhr.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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