USA:Hochrangiger US-Politiker von Trump-Gegner angeschossen

  • Der republikanische Abgeordnete Steve Scalise ist bei einem Baseball-Training in Alexandria, Virginia, angeschossen worden.
  • Dort wollten sich Politiker und deren Mitarbeiter auf ein anstehendes Benefizispiel vorbereiten.
  • Scalise ist "Majority Whip" im Repräsentantenhaus, eine Art Geschäftsführer der Fraktion der Republikaner.

Der republikanische Abgeordnete Steve Scalise, auf den ein Mann am Mittwochmorgen nahe der US-Hauptstadt Washington geschossen hatte, befindet sich in kritischem Zustand. Das teilte das Krankenhaus mit, ohne aber genauere Angaben zu machen.

Der 51-Jährige hatte gemeinsam mit anderen Abgeordneten am frühen Morgen auf einem Baseball-Spielfeld nahe Washington trainiert, als ein Mann das Feuer auf sie eröffnete. Scalise wurde dabei schwer verletzt. Polizisten und Leibwächter schossen auf den Schützen und überwältigten ihn. Der Täter erlag später seinen Verletzungen. Neben Scalise wurden vier weitere Menschen verletzt.

Scalise ist "Majority whip" im Abgeordnetenhaus, ein sogenannter "Einpeitscher" - was in etwa dem Amt des Parlamentarischen Geschäftsführers in den Bundestagsfraktionen betrifft. Sein Job ist es, die Abgeordneten der Republikaner auf Linie zu halten.

Der Abgeordnete Mo Brooks sagte dem US-Fernsehsender CNN, Scalise sei an der Hüfte getroffen, aber nicht lebensgefährlich verletzt worden. Er sei dann vom Spielfeld weggekrochen, während der Schütze weiter gefeuert habe. Brooks sagte, er habe dann ein Stück Stoff auf die Wunde seines Kollegen gedrückt, um die Blutung zu stoppen. Später wurde Scalise in einem Krankenhaus in Washington operiert, wie sein Büro mitteilte.

Angaben der Polizei zufolge ist der Schütze ein 66-jähriger Mann aus Belleville im Bundesstaat Illinois, das von Alexandria etwa 12 Stunden mit dem Auto entfernt ist. Er soll mit einem Gewehr etwa 50 bis 60 Schüsse abgefeuert haben, die Angaben schwanken. Sicher ist, der Täter habe "viel Munition" gehabt, sagte ein ebenfalls anwesender Abgeordneter dem Fernsehsender CNN. Es kam zu einem Schusswechsel mit der Polizei, der Schütze wurde festgenommen und starb einige Stunden später.

Möglicherweise war der mutmaßliche Schütze getrieben von seiner Verachtung für die Republikaner. Bei Facebook soll er Mitglied einer Gruppe namens "Löst die Republikanische Partei auf" und Fan des ehemaligen demokratischen Präsidentschaftsbewerbers Bernie Sanders gewesen sein. Sanders erklärte, er sei "angewidert von dieser verabscheuungswürdigen Tat", die von einem Mann verübt worden sei, der sich offenbar in seiner Kampagne engagiert habe.

Auf einer Facebook-Seite, die dem Schützen zugerechnet wird, äußerte er sich der Washington Post zufolge immer wieder aggressiv gegen US-Präsident Trump: "Trump ist ein Verräter. Trump hat unsere Demokratie zerstört. Es ist an der Zeit Trump und Co. zu zerstören", heißt es in einem der letzten Facebook-Posts.

Zudem schrieb er in den Jahren 2010 bis 2012 mehrfach Leserbriefe an seine Zeitung Belleville News-Democrat. Dabei krisierte er immer wieder die starken Einkommensunterschieden in den Vereinigten Staaten. Wegen kleinerer Vergehen wurde er mehrfach festgenommen.

Die Polizisten hätten ein Massaker verhindert, sagt Rand Paul

Insgesamt seien bei dem Zwischenfall gegen 7.30 Uhr Ortszeit mehrere Menschen verletzt worden, sagte Brooks. Darunter offenbar zwei Polizisten und ein Mitarbeiter des US-Kongresses. Der Zustand der Polizisten ist stabil, sie wurden nicht lebensgefährlich verletzt.

Senator Rand Paul sagte verschiedenen Fernsehsendern, er habe 50 bis 60 Schüsse gehört. Seinen Angaben zufolge ist es der Polizei zu verdanken, dass der Sportplatz nicht in ein Schlachtfeld verwandelt wurde. Die Polizisten hätten sofort das Feuer erwidert, sagte Paul. Damit hätten sie Schlimmeres verhindert.

Bei dem Baselball-Training, berichten Medien, hätten sich die Politiker auf ein anstehendes Benefiz-Spiel zwischen Republikanern und Demokraten vorbereiten wollen. Dieses Spiel habe eine mehr als 100-jährige Tradition.

US-Präsident Trump verurteilte die Tat und lobte die Arbeit der Polizei. Er rief Amerika zur Einigkeit auf. Die politischen Parteien hätten ihre Differenzen, erklärte er im Weißen Haus. Man dürfe jedoch nicht vergessen, dass jeder, der in Washington diene, die Vereinigten Staaten liebe. Die Tat sei "sehr, sehr brutal" gewesen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: